Jäger der Nacht (German Edition)
anknurrten. „Trotz eurer geistigen Blindheit macht ihr euch besser, als ich erwartet habe. Ihr könnt euch jetzt auf einer Ebene schützen, die weit über den normalen Schutzschilden der Gestaltwandler liegt.“
„Und die sind schon verdammt stark.“ Nate legte seinen Arm um Tamsyns Schultern. Seine Frau lächelte und schob ihre Finger unter seine Hand.
„Stimmt“, nickte Sascha. „Bald sind wir beinahe unbesiegbar.“
„Das sind wir doch jetzt schon, Sascha-Schätzchen“, sagte Dorian, der auf dem Boden saß und sich mit dem Rücken an einen Baum gelehnt hatte.
Sascha ging zu dem blonden Wächter, zog ihn auf die Füße und umarmte ihn kurz. Dorian war nicht mehr eine einzige offene Wunde wie kurz nach dem Mord an seiner Schwester Kylie durch einen Serienmörder – den früheren Ratsherrn Santano Enrique –, doch die Verletzung saß immer noch tief. Der grausame Verlust beeinflusste seine Fähigkeiten als Wächter zwar nicht, aber im Rudel schaute man nicht weg, wenn einer von ihnen Schmerzen litt.
Dorian wurde weiterhin respektiert und das Rudel akzeptierte und stillte sein Bedürfnis nach körperlichem Kontakt. Saschas Mitgefühl schien den noch unentwickelten Leoparden besonders tief zu berühren. Sie hatte sich umgedreht, ihr Rücken lag an seiner Brust und er hatte die Arme um ihre Taille gelegt. Sie schloss die Augen. „Ich werde im Netz nachschauen, ob dort irgendeine Veränderung zu sehen ist.“
Nur Sekunden später schlug sie die Augen wieder auf und sah den am Boden sitzenden Vaughn an. Er glaubte zu wissen, was sie sagen würde, aber sie sagte etwas anderes. „Sieht alles gut aus.“
„Dann ist die Schule aus?“, fragte Dorian. „Und keiner muss nachsitzen?“
„Hau ab, bevor ich meine Meinung ändere.“ Sascha gab ihm einen Kuss auf die Wange und lachte über seinen Versuch, einen innigeren Kuss herauszuholen. „Vaughn, könntest du bitte noch bleiben? Ich möchte etwas mit dir bereden.“
Mercy gab einen Laut von sich, der dräuendes Unheil ankündigte. „Ärger mit der Lehrerin, Kater. Hast wohl deine Hausaufgaben in Theorie nicht gemacht?“
„Er war praktisch abgelenkt“, murmelte Clay, ein fast unsichtbarer Schatten im Dunkeln.
„Er redet!“ Mercy warf die Arme in die Luft. „Auf wie viele Wörter hast du es heute gebracht? Zehn?“ Sie zog den allzu wortkargen Wächter immer noch auf, während sie mit ihm und Dorian die Lichtung verließ.
Tamsyn umarmte Sascha zum Abschied. „Ich glaube, meine Söhne haben sich in dich verliebt. Du solltest sie mal hören, wenn sie nach Hause kommen – Sascha hat dies gesagt, Sascha hat das gesagt.“ Die Heilerin schüttelte den Kopf. „Lucas sollte gut auf dich aufpassen.“
Lucas schlang einen Arm um Tamsyns Taille und küsste sie auf den Scheitel. „Sag deinen verfluchten Bälgern, sie sollen sie in Ruhe lassen.“
„Lucas!“, sagte Sascha erschrocken.
Tamsyn lachte. „Nimm ihn bloß nicht ernst. Gestern ist er zusammen mit Kit und ein paar anderen Jugendlichen mit meinen ‚verfluchten‘ Bälgern durch den Wald gejagt.“
„Tut mir leid. Ich bin eure Art des Umgangs immer noch nicht gewohnt.“
Lucas stellte sich hinter seine Frau, umarmte sie und begann an ihrem Hals zu knabbern.
„Mach dir keine Sorgen, Liebes.“ Die Heilerin lächelte über Saschas Versuche, Lucas dazu zu bringen, dass er sich benahm. „Du lebst ja erst seit ein paar Monaten bei den Katzen. Das wird schon mit der Zeit.“
Nate nahm Tamsyn bei der Hand. „Wir sollten jetzt besser Roman und Julian abholen, bevor Lysa uns die Freundschaft kündigt.“
Als Tamsyn und Nate außer Hörweite waren, sagte Lucas: „Wollen wir nicht lieber bei uns zu Hause weiterreden? Wenn wir laufen, sind wir bald da.“
„Und was ist mit mir?“, fragte Sascha und sah von einem zum anderen. Sie vergaßen einfach immer wieder, dass Sascha sich nicht mal eben ein Fell zulegen konnte.
Lucas drehte ihr den Rücken zu. „Spring auf, Schätzchen.“ Sein Lächeln war die reine Sünde und erinnerte sie an das erste Mal, als er ihr einen Ritt angeboten hatte.
Später. Ein Versprechen von Geist zu Geist.
Kurz darauf saß sie auf seinem Rücken und sie jagten durch den Wald. Selbst bei dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit vertraute sie ihm völlig. Gestaltwandler waren in jeder Gestalt sehr beweglich. Sascha hielt sich am muskulösen Körper ihres Panthers fest und dachte über das nach, was sie gerade erfahren hatte. Eines konnte man mit Sicherheit
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