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Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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einfach zu entziehen.
    „Schwachsinn!“ Vaughn beugte sich vor, und obwohl sie so wütend war, hoffte sie, er würde sie anfassen. Aber er rührte sie nicht an. „Der Mörder in deinen Visionen ist ein Medialer, und es gibt noch viele, die genauso sind.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Serienmörder sind immer Menschen oder Gestaltwandler.“
    „Warum zum Teufel solltest du Visionen von Rassen haben, mit denen du noch nie Kontakt gehabt hast?“ Diesmal war es an ihm, den Kopf zu schütteln, eine heftige Bewegung, die mehr an den Jaguar erinnerte als an den Menschen. „Mein Gott, Baby, vertrau doch deiner Wahrnehmung – der Scheißkerl soll eine Vision sein, aber er hält dich gefangen. Kein Mensch oder Gestaltwandler wäre dazu in der Lage.“
    Seine rauen, beinahe geknurrten Worte brachen ihr fast das Herz, aber sie ergaben viel zu viel Sinn. „Das kann nicht stimmen. Silentium hat die Gewalt ein für alle Mal beendet.“
    „Na klar, und deine Schwester ist immer noch am Leben.“
    Sie schlug ihm ins Gesicht. Fest. Gleich danach begann sie am ganzen Körper zu zittern. „Entschuldige, entschuldige.“ Sie starrte auf den weißen Abdruck in seinem Gesicht, der nun rot anlief. „Oh, mein Gott!“ Ihr schlimmster Albtraum war wahr geworden. „Ich dachte, meine Schutzschilde würden halten, aber ich muss mich geirrt haben – ich muss kurz vor dem körperlichen und geistigen Zusammenbruch stehen.“ Wahnsinn war nur eine andere Bezeichnung dafür.
    „Ach, Quatsch.“ Er nahm ihr Gesicht sanft in beide Hände. „Es ist alles in Ordnung mit dir. Ich bin viel zu weit gegangen. Du hattest allen Grund, noch mehr zu tun, als mich nur zu ohrfeigen.“
    Sie legte ihre Hände auf seine. „Entschuldige, entschuldige bitte, wie konnte ich nur! Ich habe noch nie jemanden geschlagen. Ich wusste nicht einmal, dass ich dazu in der Lage bin. Warum habe ich dich geschlagen?“
    „Weil Marine deine Schwester war und ich kein Recht habe, diesen Verlust gegen dich zu verwenden.“ Er senkte den Kopf, bis er ihre Stirn berührte. „Ich müsste mich entschuldigen. Schau nicht so bekümmert, Rotfuchs. Wenn du eine Katze wärst, hättest du mir wahrscheinlich das Gesicht zerkratzt.“
    „Bestimmt nicht.“
    „Wir sind nicht wie die Menschen“, sagte er bedächtig. „Wir haben andere Spielregeln und verhalten uns nicht zivilisiert, wenn die Leidenschaft uns packt, sei sie nun gut oder böse.“
    Faith fragte sich, ob sie sich nur einbildete, in diesen Worten liege eine Warnun g … ein Angebot. „Aber ich bin keine Gestaltwandlerin. Ich schlage niemanden.“
    „Schon seit Jahrhunderten schlagen Frauen Männer, wenn sie sich wie Scheißkerle benehmen. Du bist nur einem ganz normalen Impuls gefolgt.“
    „Für eine Mediale ist das nicht normal.“
    „Silentium ist nicht normal, Faith. Es ist nur eine Belastung. Normal ist, was du ohne diese Konditionierung bist.“ Sein Kopf fuhr hoch. „Jemand kommt auf uns zu.“
    Sie spürte das Bewusstsein eines Wachpostens an ihren äußeren Schilden. „Geh“, flüsterte sie. „Geh schon!“ Ihre Angst um ihn war stärker als jedes andere Gefühl.
    „Erst will ich noch von dir wissen: Wirst du das Angebot annehmen?“
    Sie wusste, was er hören wollte, aber sie konnte ihn nicht anlügen. „Ich weiß es nicht.“
    „Entscheide dich. Du kannst nicht in beiden Welten leben.“
    Damit verschwand er, ein Schatten in den Baumwipfeln. Sie stand auf und bewegte sich in Richtung Haus, weg von dem sich nähernden Wachposten. Sie befürchtete, ihre Augen könnten sie verraten. Denn zum ersten Mal in ihrem Leben, zeigten die nachtschwarzen Himmel etwas anderes als den unendlichen Gleichmut einer Kardinalmediale n: Verletzlichkeit.
    Noch konnte sie als normal gelten in ihrer Welt, aber sie veränderte sich. Diese Veränderung musste sie entweder annehmen oder unwiderruflich aus ihrer Psyche tilgen. Es gab keinen Mittelweg. Einmal Ratsfrau, würden die Gestaltwandler nicht länger ihre Freunde sein, würde Vaughn sie nicht mehr besuchen, sie nicht mehr halten, sie nicht mehr aus ihrer Starre holen.
    Sie musste eine Entscheidung fällen.
    Vaughn beendete seine Wache, ohne mit einem einzigen Rudelgefährten gesprochen zu haben, und verschwand im rötlichen Dämmer der beginnenden Nacht. Er jagte stundenlang durch die Gegend, tief hinein in die Sierra Nevada, die früher nur den Wölfen gehört hatte. Kalte Bergluft strich über sein Fell, aber das gewohnte Vergnügen stellte sich an diesem

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