Jäger der Schatten
harmloser Bauer, der mit Familienangehörigen ein Mädchen suchte, das war ein Überfall aus dem Hinterhalt, wie er nur mit der Stärke und der Geschwindigkeit eines Vampirs möglich war.
»Bleib ruhig, oder deine Freundin wird ein hübsches Lagerfeuer abgeben«, sagte der Vampir zu Jack. Er hielt ihm ein Venatorenseil entgegen, winkte Jack zu sich und fesselte ihn an den Handgelenken. In der anderen Hand hielt er eine Fackel, an der das Schwarze Feuer brannte.
Nein!, sandte Skyler. Sie hatte ihre Stimme in der Gedankenwelt wiedergefunden, obwohl sie noch immer bewegungsunfähig war.
Warum tust du das? Arbeitest du für die Gräfin?, fragte sie.
Ich arbeite für niemanden. Ich bin in keiner Vampirvereinigung. Ich tue das nur für mich.
Es musste so kommen, dachte Skyler. Mimi hatte ein Kopfgeld auf Jack ausgesetzt und der Vampir war hier, um es sich zu holen.
Bitte tu es nicht! Wir haben Geld. Wir können dich bezahlen. Lass mich für sein Leben zahlen. Bitte!, sandte Skyler.
Tut mir leid, kleine Miss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du nicht so viel zahlen kannst wie Mimi Force.
Der Kopfgeldjäger kam auf Skyler zu und sie sah, wie sich sein düsteres, hohlwangiges Gesicht über sie beugte.
»Ich komme freiwillig mit. Lass sie gehen«, meldete sich Jack mit einer ruhigen, klaren Stimme zu Wort.
Statt einer Antwort zog der Vampir die Knoten an seinen Fesseln noch fester, sodass Blut aus Jacks Handgelenken tropfte. Dann flüsterte er ein paar Worte in das Schwarze Feuer, bis es erlosch. Die Fackel glich nur noch einem grauen Stück Kohle, das er schnell in seiner Gesäßtasche verschwinden ließ.
Ghedi sah dem Treiben ängstlich zu, doch als er begriffen hatte, dass der Vampir kein Interesse an ihm hatte, legte sich seine Angst etwas und er bereitete sich auf seine schreckliche Aufgabe vor.
Mari-Elena würde sterben.
Jack würde weggebracht werden.
Skyler konnte nichts weiter tun, als schreien.
13
Die Stunde des Engels
E s blieb Skyler nur wenig Zeit, um in der realen Welt, in der sie überfallen worden war, alles ungeschehen zu machen. Sie sah in sich hinein, in ihre Seele, in die Gedankenwelt. Im inneren Universum existierte die Zeit nicht so wie außerhalb.
Sie öffnete die Augen im trüben Licht der Gedankenwelt und spürte den starken Bann, der sie gefangen hielt. In der Gedankenwelt waren ihre Fesseln ein Wirrwarr aus Schlangen, die über ihre Haut krochen. Sie spürte den schuppigen, feuchten Käfig um ihren Körper, der sie fest umklammert hielt. Die Schlangen waren überall, schlängelten sich um ihre Hüfte, um ihre Beine und krochen zwischen ihren Fingern hindurch. Sie atmete den widerlichen Geruch der Bestien ein und schauderte, als sie ihre zischelnden Zungen hörte.
Der Bann wirkte wie eine Gedankenmanipulation, gaukelte dem Opfer vor, dass es eingeschlossen war, in der Falle saß. Aus diesem Grund war er besonders schwer zu überwinden. Man musste aufhören, daran zu glauben, was direkt um einen herum geschah.
Skyler konzentrierte sich auf die Schlange, die ihrem Kopf am nächsten war. Sie konnte den kalten Reptilienkörper an ihren Schultern fühlen. Sie drehte sich so, dass sie dem Tier in die Augen sehen konnte. Es war eine furchterregende Königskobra. Ihre Nackenhaut war aufgestellt. Sie war zum Angriff bereit, zeigte die Zähne und zischte.
Doch bevor sie zubeißen konnte, verdrängte Skyler ihren Ekel. Sie griff nach unten und packte die Schlange am Schwanz. Mit einer ruckartigen Bewegung zog sie das Tier von ihrem Körper und zerquetschte den Kopf unter ihrem Stiefelabsatz.
Im nächsten Augenblick war sie zurück in der Höhle. Sie hielt das Schwert ihrer Mutter in den Händen. »Halt!«, befahl sie mit zornerfüllter Stimme.
Der Priester beeilte sich, dem Mädchen die Kehle aufzuschlitzen, doch bevor die Klinge ihre Haut berührte, hatte Skyler das Messer abgewehrt und es fiel scheppernd zu Boden. Mari-Elena sackte in sich zusammen, und auch Ghedi stürzte, denn Skyler zwang ihn mithilfe der Gedankenkontrolle zum Aufgeben.
Genau darauf hatte Jack gewartet. Mit einem heftigen Brüllen zerriss er seine Fesseln und verwandelte sich in den grauenerregenden Engel der Zerstörung. Majestätische schwarze Flügel wuchsen ihm aus dem Rücken, die Hörner bogen sich zu diamantenscharfen Spitzen und die Augen liefen blutrot an. Er hob den jetzt zitternden Kopfgeldjäger hoch und zerdrückte ihn zwischen seinen Krallen.
»Jack, nein. Töte ihn nicht!«, schrie Skyler. Es soll
Weitere Kostenlose Bücher