Jäger der Schatten
Todeslauf.«
36
Vorbereitungen
A m nächsten Morgen hörten die Lennox-Brüder genau zu. Demin erklärte ihnen, wobei sie ihr helfen sollten, damit sie sich auf ihre Mission vorbereiten konnte. Nach der gestrigen Blamage war sie davon überzeugt gewesen, niemals mehr in New York arbeiten zu können, dass ihre Venatorenkameraden sie auffordern würden, den Fall niederzulegen und direkt nach China zurückzukehren. Stattdessen waren die Brüder ganz besonders verständnisvoll.
So was passiert immer wieder, versicherten sie ihr. Schließlich waren Venatoren nicht unfehlbar. Es war viel wichtiger, dass sie es weiter versuchten.
Der Plan der drei sah vor, zusammen in die Gedankenwelt einzutreten. Sam würde ein Auge auf mögliche Gefahren haben und an der Spitze bleiben, während Ted Demins Geist so lange folgen würde, bis sie die Ebene des Außerbewussten erreicht hatte. Sobald ihr Herz zum Stillstand gekommen war, würde sie den Verschleierungszauber durchbrechen, Stuart lokalisieren und seinen Körper aus der realen Welt in die Gedankenwelt ziehen. Dort würden die Zwillinge auf sie warten und sie würden zu viert wieder aus der Gedankenwelt herausspringen.
»Es klingt riskant«, sagte Ted und schüttelte den Kopf. »Sowie du dich außerhalb deines Bewusstseins befindest, bist du auf dich allein gestellt und es könnte passieren, dass du nicht rechtzeitig in deinen Körper zurückkehren kannst.«
»Ja, eigentlich werde ich nur fünf Minuten tot sein und mein Herz wird aufhören zu schlagen. Aber fünf Minuten in dieser Welt entsprechen in der Gedankenwelt fünf Stunden. Ich werde genügend Zeit haben zurückzukehren.«
»Es ist deine Entscheidung.«
Demin nickte. »Wir machen es morgen Nacht. Ich brauche aber auf jeden Fall einen Tag, um mich auf alles vorzubereiten.«
Um sich auf einen Todeslauf vorzubereiten, musste sie sich mit jedem Aspekt ihrer Opfer vertraut machen, mit ihren jetzigen und ihren vergangenen Lebenszyklen. Angesichts der unsterblichen Geschichte der Blue Bloods konnte niemand voraussagen, was man in einem Todeslauf finden würde. Deshalb war es sehr wichtig, sich im Vorfeld so viele Informationen wie möglich über die Person zu beschaffen.
Demin vermutete, dass Stuart Rhodes nicht irgendein beliebiges Opfer war, auch wenn es keine erkennbare Verbindung zu Victoria Taylor gab. Ihre Erfahrung als Wahrheitssucherin hatten Demin gelehrt, dass die Dinge meist nicht so waren, wie sie schienen. Während es oberflächlich betrachtet so aussah, als hätten Victoria Taylor und Stuart Rhodes nichts miteinander zu tun gehabt, stellte sich die Realität meist viel komplexer dar.
Stuart Rhodes Mutter in diesem Zyklus hielt sich außerhalb des Landes auf und Demin hinterließ eine Nachricht bei ihrer Assistentin, dass Mrs Rhodes so schnell wie möglich zurückrufen sollte. In der Zwischenzeit hatte Victoria Taylors Mutter zugestimmt, Demin auf eine Tasse Kaffee zu treffen. Auch wenn es nichts mehr gab, was sie für Victoria tun konnte, hoffte Demin, dass sie vielleicht von ihren Eltern etwas erfahren würde, was ihr in ihrem aktuellen Fall helfen könnte. Vielleicht wussten sie, ob es irgendeine Verbindung zwischen den beiden Opfern gab.
Demin traf Gertrude Taylor am Nachmittag im MOMA Café. Gertrude war eine der führenden Museumsverwalterinnen, ein fleißig arbeitendes Komitee -Mitglied. Die Taylors waren über Victorias Tod unterrichtet worden, doch sie durften ihre Trauer nicht öffentlich zeigen, weil die Vorsitzende darauf bestanden hatte, alles geheim zu halten, bis der Fall gelöst war. Dem Venatorenbericht nach waren die Taylors eher desinteressierte Eltern, die ihre Tochter kaum kannten, deshalb hatte Demin keine Ahnung, was sie erwarten würde.
»Wie schön, dich zu treffen.« Gertrude lächelte und setzte sich mit ihr in das geschäftige Café.
»Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, Mrs Taylor.«
»Oh, du kannst Gertrude sagen. Und ich weiß, dass du nicht wirklich eine Schülerin an der Duchesne bist. Du bist eine Venatorin, die herausfinden soll, wer Victoria das angetan hat, stimmt’s?«
»Ja, das ist mein Ziel.« Demin nickte.
»Gut.« Gertrude rührte in ihrem grünen Tee. Demin konnte die dunklen Ringe unter ihren Augen sehen. Während die Frau nach außen hin vorgab, gelassen und zufrieden zu sein, hinterließ der Kummer Spuren in ihrem Gesicht, die weder plastische Operationen noch Vampirgene verdecken konnten. Die Berichte waren falsch. Diese Frau litt
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