Jäger der Schatten
war.«
Ein guter Gedanke, aber eben nicht gut genug. Er entsprach nicht der Wahrheit. Sie stand wieder ganz am Anfang. Genau dort, wo sie begonnen hatte. Tappte im Dunkeln. Die Lennox-Brüder wollten nur nett zu ihr sein, aber ihre enttäuschten Gesichter sprachen Bände.
»Übrigens, die Vorsitzende möchte dich so schnell wie möglich in ihrem Büro sehen«, sagte Sam schnell.
Als sie im Hauptquartier ankam, wurde Demin in ein kleines Wartezimmer geführt. Nur das Flimmern von FNN auf dem Fernsehbildschirm und ein paar alte Zeitschriften leisteten ihr Gesellschaft. Schließlich kam Mimis Sekretärin herein.
»Die Vorsitzende hat jetzt Zeit für dich, meine Liebe«, sagte Doris.
Demin betrat das Büro und nahm gegenüber des großen Schreibtisches Platz. Mimi war offensichtlich in keiner guten Stimmung. Demin hatte noch nie eine Person mit einem dunkleren Affectus gesehen und sie wappnete sich für eine Standpauke.
Doch nach einem bedrückenden Schweigen seufzte Mimi nur. »Du hast großes Glück. Piper ist so traumatisiert, seit sie von Victorias Tod erfahren hat, dass die Crandalls beschlossen haben, keine Beschwerde einzureichen.«
»Ich übernehme die volle Verantwortung. Wenn du mich zurückschicken wills t …«, sagte Demin. Sie sah Mimi dabei mit hoch erhobenem Kopf an. Was an diesem Morgen passiert war, hatte ihr Ego stark angekratzt, aber sie hatte keine Zeit, in Selbstmitleid zu versinken. Sie schämte sich unglaublich und versprach sich selbst, sich wieder mit Piper zu versöhnen, indem sie den wahren Mörder seiner gerechten Strafe zuführte.
»Nein, dem kann ich nicht zustimmen. Wir brauchen dich mehr als je zuvor. Während du mit deiner Verdächtigen beschäftigt warst, hat mich das hier erreicht.« Mimi drehte ihren Computerbildschirm um, sodass Demin es sehen konnte.
Diesmal war das Video viel kürzer. Es war die Aufnahme eines gefesselten und geknebelten Vampirs. Aber die Botschaft war dieselbe.
Am Abend des Halbmondschattens
seht ihr den Vampir brenne n …
»Wer ist das?«, fragte Demin. Ihr Gesicht war wie erstarrt beim Anblick dieser neuen Katastrophe.
»Stuart Rhodes. Abschlussjahr an der Duchesne. Er wird seit Rufus Kings Party in Connecticut vermisst. Samstagnacht. Du warst doch dort, oder?«
»Ja.« Demin ließ ihre Erinnerungen von diesem Abend ablaufen, doch sie war so mit Bryce beschäftigt gewesen, dass sie sonst niemandem Aufmerksamkeit geschenkt und nichts Ungewöhnliches bemerkt hatte. Stuart Rhodes. Wer war Stuart Rhodes? Er gehörte nicht zur Clique. Aber es war eine Verkostungsparty gewesen, was bedeutete, dass eigentlich jedes Blue Blood der Duchesne eingeladen war. Demin hatte eine undeutliche Erinnerung an einen kleinen, ruhigen Jungen, der an der Seite stand und die anderen durch dicke Brillengläser hindurch beobachtete.
»Die Drohung ist genau dieselbe wie in Victorias Video«, sagte Mimi.
»Gibt es irgendeine Verbindung zwischen Victoria Taylor und Stuart Rhodes?«
»Nein, ich glaube nicht. Stuart ist kei n … Nun, lass es mich so ausdrücken: Er hat seine eigenen Freunde«, sagte Mimi taktvoll. Sie zuckte die Schultern. »Aber ist es nicht deine Aufgabe, das herauszufinden? Jedenfalls ist sein Aufenthaltsort verschleiert. Wir können ihn in der Gedankenwelt nicht finden.«
»Ist diese Aufnahme im Internet?«, fragte Demin und zeigte auf den Bildschirm.
Mimi nickte. »Ja. Die Verschwörer arbeiten bereits daran, den Slogan des Suck -Films hinzuzufügen. Das müsste in einer Stunde erledigt sein.«
»Gut.«
»Aber es hilft uns nicht dabei, das Opfer zu finden«, betonte Mimi. »Du hast die Botschaft gelesen. Diesmal haben wir nur drei Tage, bis der Mond wieder zunimmt. Ich habe dafür gesorgt, dass der Ältestenrat noch nicht informiert wurde. Ich kann die Schutzschilde kein zweites Mal außer Kraft setzen, schließlich hat es uns bei Victorias Entführung auch nicht geholfen. Also solltest du endlich deinen Job machen. Lass dir irgendetwas einfallen, Chen. Finde den Mörder! Finde Stuart! Oder ich schwöre dir bei Gott, dass ich dich mitnehmen werde, wenn die Gemeinschaft untergeht.« Mimi sah in diesem Moment auch außerhalb der Gedankenwelt wie der zornige Engel des Todes aus.
Doch Demin blieb unbeeindruckt auf ihrem Stuhl sitzen. »Ich habe verstanden.«
»Du scheinst ja sehr von dir überzeugt zu sein«, ärgerte sich Mimi. »Was hast du vor?«
»Was ich gleich nach meiner Ankunft in New York hätte tun sollen: einen
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