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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Masken zu durchschauen. Vermeidet jedes Wort, das uns verraten könnte. Wir spielen die Einfältigen aus Lyrland.«
    »Wir haben verstanden.«
    Casson wählte fünf Männer aus, die sich nur mit leichten Waffen ausrüsteten. Ruhig sprachen sie ihr Vorgehen ab. Heute, am ersten Tag, würden sie versuchen, die Umgebung des Hafens der Magier zu erkunden. Vielleicht stießen sie durch einen Zufall auf jemanden, der ihnen mehr berichten konnte oder einfach nur leichtfertig schwätzte, weil er die Ahnungslosen aus Lyrland beeindrucken wollte.
*
    Die sieben Inseln waren im Lauf der Jahrhunderte zu mehr oder weniger rechteckigen Plattformen geworden, und zwischen ihnen zwängten wuchtige Mauern das Wasser des Flusses und des Meeres in Kanäle ein.
    Hin und wieder erhaschten die Fremden einen Blick auf das echte Delta des Ca’Tuhan. Es schien ein wahres Labyrinth aus Wasser, Schilfinseln und riesigen, halb vom Wasser gefluteten Flächen zu sein. Gigantische Bäume erhoben sich und bildeten einen Sperrgürtel gegen die Berge des Innern.
    Die Wohnbezirke der Gerber und Färber, ganz im Westen der Deltastadt, entsandten einen stechenden Gestank in die Luft. Da der Wind aus westlicher Richtung heranwehte, trug er den Geruch bis hierher.
    Langsam gingen die sechs fremden Seeleute eine unendliche Menge flacher Stufen abwärts.
    Die Treppe wandte sich nach rechts und links, stets in scharfen Knicken, führte hinunter zu den beiden Brücken und dem langen Damm, der die Hauptinsel mit, einem wuchtigen Stufenbau von der Stadt der Magier trennte. Dort endeten die Stufen zwischen zwei kantigen Pylonen, deren Oberfläche mit den wirren Linien eckiger Abbildungen verziert war. Man erkannte in ihnen nur schwer Menschenköpfe und Fabeltiere.
    An den Enden des Dammes und jenseits der Brücken ragten mehrstöckige Gebäude auf. Sie hatten unzählige Fenster, winzige Erker und vielfarbige Stoffvorhänge. Im Erdgeschoß waren in kleinen, kantigen Zimmern oder Vertiefungen Läden und Schenken zu sehen. Casson erinnerte sich an die kleinen, geschliffenen Steinscheiben, die sie in einem Beutel zwischen den Planken des Schiffchens gefunden hatten.
    Er hielt ein solches Plättchen in die Höhe. Sonnenlicht fiel darauf und ließ es feurigrot aufschimmern.
    »Vielleicht verkauft man uns einen Becher Wein dafür«, meinte er und sah in dem spiegelnden Stein, daß weit hinter ihnen der Dunkeljäger an einer Wand lehnte und ihnen aus dem Schatten heraus nachblickte.
    »Gehen wir hinüber?«
    Sie hatten sich entschlossen, noch nicht zur Ayadon und zu deren Mannschaft zurückzugehen.
    »Natürlich! Oder willst du nicht etwa die Geheimnisse dieser wunderlichen Wasserstadt kennenlernen?« fragte Casson zurück.
    In der Mitte der Brücke, am rechten steinernen Geländer aus ziselierten Steinen, hob ein Krieger den Arm und deutete aufs Wasser.
    »Halt! Ein Floß!«
    Sie drängten sich an die Rampe, die von zahllosen Händen im Lauf der Zeit glattgeschliffen worden war. Ein seltsames Gefährt glitt lautlos auf das offene Meer zu, also in die Richtung der Leuchttürme und der widderköpfigen Gestalten zu deren Füßen.
    »Tatsächlich – so muß man es nennen!« staunte Casson. Die Fremden brauchten die Überraschung nicht zu spielen. Sie erkannten, daß Yucazan tatsächlich echte Geheimnisse und verblüffende Geschehnisse verbarg.
    Das Floß bestand aus drei Teilen.
    Auf dem ersten kantigen Gebilde aus großen Baumstämmen, die altersverwittert und überwachsen waren, erhoben sich eckige Holzbauten, ebenso altersgezeichnet, mit Dächern aus Schilf oder Rohr. Aus tönernen Kaminen quoll dichter Rauch. Ah den Seiten des ersten Floßes standen Männer und handhabten riesige Steuerriemen mit bemerkenswerter Geschicklichkeit.
    Dicke Taue, schwere, eiserne Haken und Ringe und hölzerne Stege, die drehbar angebracht waren, verbanden das erste mit dem zweiten und dieses Floß mit dem letzten. Beide nachgeschleppten Körper waren mit Fässern und Ballen, mit Stapeln von Holz, Taurollen, riesigen Krügen in Holzgestellen und anderen Lasten schwer beladen. Zwischen den Rundungen der Stämme schwappte Wasser unter den hölzernen Rosten.
    Casson sah aus dem Augenwinkel, wie eine Gruppe Arbeiter oder Träger vom anderen Ende der Brücke auf sie zukamen. Das Floß glitt näher, wurde von den schaufelförmigen Rudern gesteuert. Die Flößer schienen, nach allem, was Casson wußte, Colteken zu sein. Um das linke Auge eines jeden war – wie bei Yzinda – ein Bild oder ein

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