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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Zeichen tätowiert. Es sah aus wie ein vierfüßiges Tier.
    »He!« sagte der Krieger neben Casson und hielt einen der Arbeiter auf. »Kannst du uns aus Lyrland sagen, was diese Flöße dort darstellen?«
    Mürrisch antwortete der Mann aus Yucazan:
    »Ca’Tuhans Flößer. Sind Tacunter vom Coltekenstamm. Verschlossene Gesellen, reden nie zuviel. Sie wohnen auf den Flößen.«
    Cassons Zeigefinger beschrieb um sein linkes Auge eine kreisende Bewegung.
    »Sie haben da ums Auge ein Bild…?«
    »Tätowiert. Ein Einhorn, es ringelt sich um das Auge.«
    »Die Flöße transportieren Lasten, wie?«
    »Richtig, Fremder. Nicht nur hier in der Stadt, von einer Insel zur anderen, sie fahren auch entlang der Küste. Auf anderen Flüssen.«
    Casson stützte sich mit beiden Armen auf die Brüstung der Brücke und nahm weitere Einzelheiten des phantastischen Bildes in sich auf.
    Auf dem Hauptfloß sah er einen wuchtigen Mast, der fast die gesamte Länge der Konstruktion beanspruchte. Er war in einem schweren Scharnier zu bewegen und gekippt worden. Eine Rah und sorgfältig aufgeschossenes Tauwerk, mehrere zusammengefaltete Segel und Blöcke lagen neben dem Mast.
    »Sie segeln auch, die Flöße!«
    »Ja. Und die Flößer kennen jede Strömung. Jede Strömung überall an der Küste, in den Flüssen und dem Delta.«
    Und dann sagte ein anderer Arbeiter etwas, das Casson fast zusammenzucken ließ:
    »Und auch auf den verwinkelten Kanälen der Bitterwolf-Insel sieht man die Flöße.«
    Die Arbeiter gingen weiter, warfen einige verwunderte Blicke auf die Fremden und tauschten irgendwelche Bemerkungen aus.
    »Unabhängig, stammesbewußt und wortkarg«, sagte Casson. »Das paßt zum Bild, das ich mir mache.«
    Der Verdacht, daß Yzinda irgendwie zu den Männern auf den Flößen gehörte, wich nicht mehr. Casson verschob aber alle Überlegungen auf später.
    Seine Blicke richteten sich auf die riesige Stufenpyramide der Hauptinsel. Auf der sechsten Stufe standen einige winzige Figuren. Sie schienen polierte Metallschilde oder ähnliche Werkzeuge in den Händen zu halten, denn unaufhörlich zuckten kurze und längere Blitze über die Stadt hinweg und in die Richtung nach Norden, dort, wo sich die Insel der Calcoper-Krieger befand.
    »Der Tag ist voller Botschaften«, sagte Casson. »Dort ist eine, die wir nicht verstehen.«
    »Noch nicht.«
    Das Floß trieb längst unter der Brücke hindurch und entfernte sich. Im Heck stand ein Flößer und stützte sich schwer auf das riesige, nachgeschleppte Ruder.
    »Weiter. Erforschen wir die Stadt.«
    Die Hauptinsel, gekrönt von dem Tempel der Sieben-Stufen-Pyramide, war von zahlreichen anderen Gebäuden bedeckt. Zwischen ihnen verliefen gepflasterte Straßen. Viele der Bauwerke besaßen die Form kleinerer Pyramiden oder steinerner, langgestreckter Zelte aus Quadern, deren Fugen man nicht ertasten konnte, obwohl man sie sah. Diese Gebäude waren fünf Mannshöhen groß und hatten kleine, kantige Fenster und ebensolche Türen. Überall arbeiteten halbnackte Männer.
    Die Quartiere, in denen die einfachen Menschen wohnten, waren ärmlich und stanken nach Arbeit und schlechtem Brei, der in irdenen Töpfen kochte. Wachsam sahen die Loggharder, daß die Magier und die Soldaten nicht nur weitaus besser gekleidet, sondern auch besser genährt waren. Viele der arbeitenden Frauen und Männer schienen ebenso willenlose Sklaven zu sein wie die Ruderer in den Schiffen.
    Zwischen den Inseln verkehrten Fähren; Kähne mit flachen Böden, die meist gerudert und selten gestakt wurden. Nur dort, wo sich keine Brücken befanden, glitten die Fähren voller Menschen hin und her und hielten vor flachen, steinernen Plattformen, die weit in die Kanäle hineinragten.
    Casson blieb, nachdem er einige Becher Wein und etwas Essen gegen einen der glatten, dünnen Steine eingetauscht hatte, stehen und drehte sich herum. Er war durch die Körper der umstehenden Krieger und Händler gedeckt.
    Am Ende der Straße, zwischen den bemoosten Stämmen zweier Bäume, stand Kaizan und spielte mit etwas Glänzendem, das er an der rechten Hand trug; einem funkelnden Ring oder einem anderen Schmuckstück.
    »Er hört nicht auf, uns zu beobachten«, murmelte Casson. »Er macht keinen Hehl daraus. Überall, wohin wir unsere Schritte setzen, wird er uns folgen.«
    Er hob die Schultern und sagte sich, daß eine offene Beobachtung besser war als eine verdeckte. In den folgenden Stunden wanderten die falschen Lyrländer überall umher, stellten

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