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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Die Zeit war etwas, das man durch ihre verschütteten Geheimnisse entdeckte - in Tempeln, in Ruinen, unter Geröll und Staub und Sand. Die Zeit dehnte sich aus, wurde elastisch, erzeugte das Staunen darüber, daß alles, was je gelebt, mit allem verbunden war, das jetzt existierte - ja, daß im Grunde der Tod gar nichts zu bedeuten hatte, weil so viel blieb.
    Ohne Bedeutung.
    Er dachte an Champollion bei der mühseligen Arbeit am Stein von Rosette, an den Triumph, die alten Hieroglyphen endlich entziffert zu haben. Er dachte an Schliemann und seine Entdeckung des alten Troja.
    An Flinders Petrie, der die Gräber der ägyptischen Vorgeschichte bei Nakada ausgegraben hatte. An Wolleey und seine Entdeckung der Königsgräber von Ur im Irak. An Carter und Lord Carnavon und ihren Zufallsfund, das Grab Tut-ench-Amuns.
    Da hatte alles angefangen. Mit diesem Augenblick der Entdeckung, der dem inneren Auge eines Orkans glich.
    Man wurde mitgerissen, davongetragen, zurückbefördert mit einer Art Zeitmaschine, von der die Schreiber utopischer Romane keine Vorstellung hatten - eine ganz persönliche Zeitmaschine, die ganz private Leitung zur fernen Vergangenheit.
    Er balancierte die Nachbildung des Götzen auf der Hand und starrte sie an, als sei sie eine persönliche Feindin.
    Nein, dachte er, dein schlimmster Feind bist du selbst, Jones. Du hast dich hinreißen lassen, weil du unter Forrestals Papieren die Hälfte eines Lageplans gefunden hast - und weil du unbedingt zwei Halunken trauen wolltest, die über die andere Hälfte verfügten.
    Schwachkopf.
    Und Belloq. Er war eigentlich der Schlaukopf. Belloq hatte den Blick für das Vielversprechende. Belloq war immer schon gewesen - vergleichbar mit den Schlangen, die dir so zuwider sind. Unbemerkt unter einem Stein hervorgleitend, glitschig und raubgierig, zustoßend auf das, was gar nicht selbst gejagt war.
    Vor seinem inneren Blick tauchte Belloq auf - das schmale, gut geschnittene Gesicht, die schwarzen Augen, das Lächeln, hinter dem sich die Verschlagenheit verbarg.
    Er dachte an andere Begegnungen mit dem Franzosen. Er erinnerte sich an die höhere Schule, als Belloq sich den Preis der archäologischen Gesellschaft durch eine Arbeit über Formationskunde erschlichen hatte - beruhend auf Indys eigenen Nachforschungen. Auf irgendeine Weise hatte Belloq davon abgeschrieben, Zugang dazu gefunden. Indy hatte nichts beweisen können und es auch gar nicht versucht, weil er nicht als schlechter Verlierer hatte dastehen wollen, als Neider.
    1934. Denk an den Sommer dieses Jahres, dachte er.
    1934. Schwarzer Sommer. Er hatte monatelang eine Ausgrabung in der Rub al Khali-Wüste Saudi-Arabiens geplant. Monate angestrengter Arbeit und unzähliger Vorbereitungen, des Bettelns um finanzielle Unterstützung, des Aufbauens, des Beharrens darauf, daß seine Instinkte nicht trogen, was die Ausgrabungsstelle anging, daß dort die Überreste einer Nomadenkultur zu finden waren, einer vorchristlichen Kultur. Und dann?
    Er schloß die Augen.
    Selbst heute noch erfüllte ihn die Erinnerung mit Bitterkeit.
    Belloq war ihm zuvorgekommen.
    Belloq hatte dort Ausgrabungen gemacht.
    Gewiß, der Franzose hatte nur weniges von historischer Bedeutung gefunden, aber das war nicht das Eigentliche.
    Das Eigentliche war, daß Belloq wieder bei ihm gestohlen hatte, und er, Indy, zum zweitenmal keine klare Möglichkeit zu erkennen vermochte, es zu beweisen.
    Und jetzt das Götzenbild.
    Indy schreckte aus seiner Versunkenheit hoch und hob den Kopf, als die Tür aufging.
    Marcus Brody schaute herein, halb vorsichtig, halb besorgt. Er betrat das Zimmer. Indy betrachtete Marcus, den Konservator des National Museums, als seinen engsten Freund. »Indiana«, sagte Marcus leise.
    Indy streckte die Hand mit dem Götzen aus, als wolle er die Figur dem anderen hinhalten, dann warf er sie plötzlich in den Papierkorb.
    »Ich hatte die echte Figur in der Hand, Marcus. Das echte Stück.« Indy setzte sich und lehnte sich zurück, die Augen geschlossen, rieb die geschlossenen Lider.
    »Das hast du mir erzählt, Indiana. Das hast du mir schon erzählt«, sagte Brody. »Gleich, als du zurückgekommen bist. Weißt du noch?«
    »Ich kann sie wieder in die Hand bekommen, Marcus. Das ist möglich. Ich habe es mir genau überlegt. Belloq muß sie verkaufen, nicht? Und wo wird er das tun, hm?«
    Brody sah ihn nachsichtig an. »Wo denn, Indiana?«
    »In Marrakesch und nirgendwo anders.« Indy stand auf und zeigte auf die

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