Jäger des verlorenen Schatzes
Gegenstände, die auf dem Schreibtisch lagen. Es waren die Einzelstücke, die er aus dem Tempel mitgenommen hatte. »Schau. Sie müssen etwas wert sein, Marcus. Auf jeden Fall so viel, daß ich nach Marrakesch fahren kann, nicht?«
Brody blickte kaum auf die Stücke, sondern legte die Hand auf Indys Schulter, freundschaftlich und sorgenvoll zugleich.
»Das Museum kauft sie, wie üblich. Ohne Fragen. Aber über das Idol reden wir später. Ich möchte dich mit ein paar Leuten bekanntmachen. Sie kommen von weit her, um mit dir zu sprechen, Indiana.«
»Was für Leute?«
»Sie kommen aus Washington, Indiana. Nur, um mit dir zu sprechen.«
»Wer ist das denn?« fragte Indy ungeduldig.
»Militärische Abwehr.«
»Militärische was? Bin ich etwa in Schwierigkeiten?«
»Nein. Ganz im Gegenteil, offenbar. Sie scheinen deine Hilfe zu brauchen.«
»Die einzige Hilfe, die ich brauche, ist die, das Geld zu beschaffen, damit ich nach Marrakesch fahren kann, Marcus. So viel wird beim Verkauf doch zu erzielen sein.«
»Später, Indiana, später. Zuerst möchte ich, daß du mit den Leuten sprichst.«
Indy blieb vor der Karte von Südamerika stehen.
»Ja«, sagte er. »Ich spreche mit ihnen, wenn es dir so viel bedeutet.«
»Sie warten im Hörsaal.«
Sie traten in den Korridor hinaus.
Ein hübsches, junges Mädchen tauchte vor Indy auf. Sie trug Bücher unter dem Arm und gab sich Mühe, beflissen und studierwillig auszusehen. Indys Miene hellte sich auf, als er sie sah.
»Professor Jones«, sagte sie.
»Ahm -«
»Ich hatte gehofft, wir könnten uns besprechen«, sagte sie schüchtern und warf einen Seitenblick auf Marcus Brody.
»Ja, sicher, Susan, klar, ich weiß, das habe ich versprochen.«
»Aber nicht jetzt«, warf Marcus Brody ein. »Nicht jetzt, Indiana.« Er wandte sich dem Mädchen zu. »Professor Jones muß an einer sehr wichtigen Sitzung teilnehmen, meine Liebe. Warum rufen Sie ihn nicht ein paar Stunden später an?«
»Ja«, murmelte Indy. »Bis Mittag bin ich wieder da.«
Das Mädchen lächelte enttäuscht und entfernte sich. Indy sah ihr nach und bewunderte ihre Beine. Er spürte, daß Brody ihn am Ärmel zupfte.
»Hübsch. Entspricht ganz deinen Maßstäben, Indiana. Aber später, ja?«
»Später«, sagte Indy und löste den Blick widerstrebend von dem Mädchen.
Brody öffnete die Tür zum Hörsaal. In der Nähe des Podiums saßen zwei Offiziere der Army. Sie drehten die Köpfe, als die Tür aufging.
»Wenn das die Musterungskommission ist, ich habe schon gedient«, sagte Indy.
Marcus Brody führte Indy zu einem Stuhl auf dem Podium. »Indiana, ich möchte dir Colonel Musgrove und Major Eaton vorstellen. Das sind die Herren, die eigens aus Washington gekommen sind, um mit dir zu sprechen.«
»Freut mich«, sagte Eaton. »Wir haben viel von Ihnen gehört, Professor Jones. Doktor der Archäologie, Fachmann für das Okkulte, Beschaffer von wertvollen Raritäten.«
»So kann man es auch nennen«, meinte Indy.
»Das mit den seltenen Raritäten klingt vielversprechend«, stellte der Major fest.
Indy warf einen Blick auf Brody, der das Wort ergriff. »Ich bin sicher, daß alles, was Professor Jones für unser Museum hier tut, im Einklang mit den Maßstäben der internationalen Vereinbarung über den Schutz von Altertümern ist.«
»Aber ganz gewiß«, sagte Major Eaton.
»Sie sind ein vielseitiger Mann, Professor«, erklärte Musgrove.
Indy winkte ab. Was wollten die beiden?
»Soviel ich weiß, haben Sie an der Universität Chicago bei Professor Ravenwood studiert«, sagte Major Eaton.
»Ja.«
»Haben Sie eine Ahnung, wo er sich derzeit aufhält?«
Ravenwood. Der Name weckte Erinnerungen von solcher Heftigkeit in Indy, daß er innerlich erschrak.
»Nur Gerüchte, nicht mehr. Ich habe gehört, er sei in Asien. Genau weiß ich es nicht.«
»Nach unseren Informationen standen Sie in sehr engen Beziehungen zu ihm«, warf Musgrove ein.
»Ja.« Indy rieb sich das Kinn. »Wir waren Freunde. Aber seit Jahren haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Ich fürchte, wir haben uns zerstritten. So könnte man es jedenfalls nennen.« Zerstritten war noch höflich ausgedrückt. Eher ein totales Zerwürfnis. Dann dachte er an Marion. Das war eine unerwünschte Erinnerung, etwas, was er aus den tiefen Schichten in seinem Gedächtnis erst zutage fördern mußte. Marion Ravenwood, das Mädchen mit den wunderschönen Augen.
Die Offiziere flüsterten miteinander und schienen zu einer Entscheidung zu
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