Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
Vom Netzwerk:
Gesicht und entschied: Der Kerl hat keine Phantasie. Den bringt nichts aus der Ruhe. Eaton starrte mit einem unmerklichen Achselzucken auf das Bild.
    Ungläubigkeit, dachte Indy. Die Skepsis des Berufssoldaten.
    »Wie stehen Sie selbst zu dieser... sogenannten Macht der Bundeslade, Professor?«
    »Wie ich schon sagte, das kommt darauf an, was man glauben will. Es hängt davon ab, ob man bereit ist, dem Mythos eine gewisse Wahrheit zu unterstellen.«
    »Sie weichen aus«, erwiderte Musgrove mit einem Lächeln.
    »Ich bin vorurteilslos«, gab Indy zurück.
    Eaton hob den Kopf. »Aber ein Verrückter wie Hitler... Es könnte sein, daß er wirklich an diese Macht glaubt, nicht? Er könnte das restlos geschluckt haben.«
    »Möglich«, sagte Indy. Er starrte Eaton zerstreut an und verspürte plötzlich ein vertrautes Gefühl der Vorahnung, eine innere Anspannung. Die untergegangene Stadt Tanis. Der Schacht der Seelen. Die Bundeslade.
    Hier entzog sich eine fremdartige Harmonie dem rationalen Denken, und sie verlockte ihn mit verführerischem Sirenengesang.
    »Er bildet sich vielleicht ein, mit der Bundeslade sei seine Militärmacht unbesiegbar«, sagte Eaton mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Wenn er wirklich das Ganze geschluckt hat, arm ich mir zumindest den psychologischen Vorteil ausmalen, den er sich davon erwartet.«
    »Da ist noch etwas«, warf Indy ein. »Der Überlieferung zufolge wird die Bundeslade zu dem Zeitpunkt wieder aufgefunden werden, wenn der echte Messias auftritt.«
    »Der echte Messias«, sagte Musgrove.
    »Für den hält Hitler sich vielleicht«, warf Eaton ein.
    Es wurde still. Indy blickte wieder auf die Illustration, auf die grelle Lichtzunge, die aus den Flügeln der Engel schoß und die zurückweichenden Feinde versengte. Eine Kraft, die alle anderen Kräfte übertraf. Die nicht mehr zu beschreiben war. Er schloß kurz die Augen. Was, wenn das wirklich wahr sein sollte? Was, wenn es eine solche Kraft wirklich gab? Nun gut, versuche du, logisch zu denken, versuche das so zu sehen, wie Eaton es tut, führe es zurück auf eine alte Mär, auf etwas, das von fanatischen Juden verbreitet worden ist.
    Schreckenspropaganda gegenüber ihren Feinden, eine Art psychologischer Kriegsführung. Trotzdem zeigte sich hier etwas, das man nicht einfach übergehen, nicht beiseiteschieben konnte.
    Er öffnete die Augen und hörte Musgrove seufzen.
    »Sie haben uns sehr geholfen«, sagte der Colonel. »Ich hoffe, wir dürfen uns wieder an Sie wenden, falls das nötig sein sollte.«
    »Jederzeit, meine Herren, jederzeit«, nickte Indy.
    Man schüttelte sich die Hände, dann begleitete Brody die Offiziere zur Tür. Indy blieb allein zurück und klappte das Buch zu. Er beschäftigte sich eine Weile mit seinen Gedanken und war gleichzeitig bemüht, das wachsende Gefühl der Erregung zu unterdrücken. Die Nazis haben Tanis gefunden - der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
     
    Susan sagte: »Ich hoffe, ich habe dich nicht in Verlegenheit gebracht, als du mit Brody aus dem Büro gekommen bist. Ich meine, ich war ja wirklich... auffällig.«
    »Gar nicht«, sagte Indy.
    Sie saßen im vollgestopften Wohnzimmer in Indys kleinem Holzhaus. Das Zimmer war voll von Erinnerungsstücken an Reisen, an Ausgrabungen, von wieder zusammengesetzten Tonvasen und winzigen Statuetten, von Tonscherben und Landkarten und Globen - ein Durcheinander wie in meinem Leben selbst, dachte er manchmal.
    Das Mädchen zog die Knie an die Brust und ließ den Kopf darauf sinken. Wie eine Katze, dachte er. Eine kleine, zufriedene Katze.
    »Ich liebe dieses Zimmer«, sagte sie. »Ich liebe das ganze Haus... aber vor allem dieses Zimmer.«
    Indy stand vom Sofa auf und ging im Zimmer herum, die Hände in den Taschen. Das Mädchen störte ihn aus irgendeinem Grund. Manchmal hörte er gar nicht hin, wenn sie etwas sagte. Er hörte nur ihre Stimme und nicht, was sie von sich gab. Er goß sich etwas zu trinken ein, schlürfte und trank; das Getränk brannte in seiner Brust - ein angenehmes Glühen, wie eine winzige Sonne, die dort unten aufleuchtete.
    »Du wirkst heute so abwesend, Indy«, sagte Susan.
    »Abwesend?«
    »Dich beschäftigt etwas. Ich weiß nicht.« Sie zog die Schultern hoch.
    Er ging zum Radio, schaltete das Gerät ein, hörte kaum auf die Stimme, die für Maxwell-Kaffee warb. Das Mädchen stellte einen anderen Sender ein. Tanzmusik. Abwesend, dachte er. Weiter weg, als du dir vorstellen kannst. Meilenweit. Meere und Kontinente und

Weitere Kostenlose Bücher