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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Jahrhunderte weit entfernt. Er dachte plötzlich an Ravenwood, an ihr letztes Gespräch, an den schrecklichen Wutanfall des alten Mannes. Während er dem Echo dieser Stimmen lauschte, fühlte er sich traurig, enttäuscht von sich selbst; er hatte eine zerbrechliche Wahrheit in die Hände genommen und sie zerbrochen.
    Marion ist rettungslos verliebt in Sie, und das haben Sie ausgenützt. Sie sind achtundzwanzig Jahre alt, ein erwachsener Mann, möchte man meinen, und Sie haben die hirnlose Verliebtheit eines jungen Mädchens ausgenützt und Ihren eigenen Zwecken dienlich gemacht, nur, weil sie glaubt, sie liebe Sie wirklich.
    »Wenn ich gehen soll, Indy, mußt du es sagen. Ich kann das verstehen, wenn du allein sein willst.«
    »Nein, ist schon gut. Wirklich. Bleib nur.«
    Jemand klopfte an die Tür; auf der Veranda knarrte es.
    Indy verließ das Wohnzimmer und ging in die Diele. Er sah draußen Marcus Brody stehen. Der Konservator lächelte geheimnisvoll, als bringe er Neuigkeiten von ganz besonderer Art.
    »Marcus«, sagte Indy. »Dich habe ich nicht erwartet.«
    »Ich glaube doch«, sagte Brody und öffnete die Fliegengittertür.
    »Gehen wir ins Arbeitszimmer«, schlug Indy vor.
    »Warum nicht ins Wohnzimmer?«
    »Gesellschaft.«
    »Ah. Natürlich.«
    Sie betraten das Arbeitszimmer.
    »Du hast es geschafft, wie?« sagte Indy.
    Brody lächelte. »Sie wollen, daß du die Bundeslade vor den Nazis herausholst.«
    Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Indy wieder Worte fand. Er wurde von Hochstimmung erfaßt, von einem Gefühl des Triumphes. Die Bundeslade.
    »Ich glaube fast, ich habe mein ganzes Leben daraufgewartet, so etwas zu hören.«
    Brody blickte auf das Schnapsglas in Indys Hand. »Sie haben mit ihren Vorgesetzten in Washington gesprochen und sind dann zu mir gekommen. Sie brauchen dich, Indy. Sie wollen dich haben.«
    Indy setzte sich an seinen Schreibtisch, starrte in sein Glas und schaute sich dann im Zimmer um. Eine merkwürdige Empfindung erfüllte ihn plötzlich; hier ging es um mehr als nur um Bücher und Artikel und Landkarten, um mehr als Spekulationen, Gelehrtenstreit, Diskussion, Fachdebatten - etwas ganz Wirkliches hatte alle die Wörter und Bilder verdrängt.
    »Da die Herren Militärs sind, schlucken sie natürlich nicht alles über die Wirkung der Lade und so weiter«, erklärte Brody. »Mit solchen Märchen wollen sie nichts zu tun haben. Sie sind schließlich Soldaten, und Soldaten halten sich für beinharte Realisten. Sie wollen die Lade - und ich zitiere, wenn ich das noch zusammenbringe - wegen ihrer Historischen und kulturellen Bedeutung‹ und weil ›ein derartiger Gegenstand von unschätzbarem Wert nicht in den Besitz eines faschistischen Regimes gelangen soll‹. Oder so ähnlich.«
    »Die Gründe spielen keine Rolle«, gab Indy zurück.
    »Außerdem bezahlen sie sehr gut -«
    »Das Geld ist mir auch nicht wichtig, Marcus.« Indy hob die Hand und erfaßte mit einer weitausholenden Geste das ganze Zimmer. »Die Lade steht für das Ungreifbare, das die Archäologie für mich bedeutsam macht - du weißt schon, die Geschichte, die ihre Geheimnisse verbirgt. Dinge, die da draußen liegen und auf ihre Entdeckung warten. Ihre Gründe oder ihr Geld bedeuten mir nicht so viel.« Er schnippte mit den Fingern.
    Brody nickte zustimmend.
    »Die Lade kommt natürlich in unser Museum.«
    »Versteht sich.«
    »Falls es sie gibt...« Brody schwieg einen Augenblick und fügte hinzu: »Wir sollten unsere Hoffnungen nicht zu hoch schrauben.«
    Indy stand auf.
    »Zuerst muß ich Abner finden. Das ist der erste logische Schritt. Wenn Abner den Aufsatz hat, muß ich ihn an mich bringen, bevor es die Gegenseite tut. Das ist doch nur sinnvoll, nicht? Ohne den Aufsatz keine Lade. Und wo finde ich Abner?« Er verstummte, als ihm klar wurde, wie schnell er die Sätze hervorgesprudelt hatte. »Ich glaube, ich weiß, wo ich anfangen muß-«
    »Es ist lange her, Indy«, gab Brody zu bedenken. »Vieles ändert sich.«
    Indy starrte sein Gegenüber kurze Zeit an. Die Bemerkung erschien ihm rätselhaft: Vieles ändert sich. Dann wurde ihm klar, daß Brody auf Marion anspielte.
    »Vielleicht sieht er dich jetzt in einem anderen Licht«, fuhr Brody fort. »Es könnte allerdings auch sein, daß er dir das immer noch nachträgt. Für diesen Fall wird man wohl davon ausgehen dürfen, daß er dir den Aufsatz nicht geben will. Falls er das Ding überhaupt hat.«
    »Hoffen wir das Beste.«
    »Immer Optimist, nicht?«
    »Nicht

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