Jäger des verlorenen Schatzes
Gestalt, daß der Auftraggeber enttäuscht sein würde. Es würde nichts zu essen geben, vielleicht sogar eine Strafe. Wieder stellte sich die Erscheinung die Form des Gegenstandes vor: eine Sonne, kleine Zeichen ringsum, in der Mitte ein Loch. Erneut begann das Wesen zu kramen.
Wieder war nichts zu finden.
Der Affe huschte lautlos in den Korridor hinaus, nahm ein paar Essensreste von dem Tisch, wo er vorher mit der Frau gespielt hatte, dann schwang er sich durch ein offenes Fenster hinaus in die Dunkelheit.
Kairo
Der Nachmittag war sonnig, der Himmel fast weiß. Alles schimmerte weiß, die Wände, Kleidungsstücke, das Glas, als sei das Licht zu Reif erstarrt, der sich über alles legte.
»Haben wir den Affen gebracht?« fragte Indy. Sie eilten durch die überfüllte Straße, vorbei an den Bazaren, an den Händlern.
»Er ist mir gefolgt, ich habe ihn nicht mitgebracht«, gab Marion zurück.
»Er scheint sehr an dir zu hängen.«
»Nicht so sehr an mir, Indy. Er hält dich für seinen Vater, weißt du. Jedenfalls seht ihr euch ähnlich.«
»Von mir die Schönheit, von dir der Verstand.«
Marion schwieg einige Zeit. »Warum hast du dir nicht ein nettes Mädchen gesucht, geheiratet und neun Kinder aufgezogen?« fragte sie schließlich.
»Wer sagt, daß ich das nicht getan habe?«
Sie warf ihm einen Blick zu. Es tat ihm wohl, sie für einen Augenblick erschrecken zu sehen. »Du hättest dir die Verantwortung nie aufgeladen. Mein Vater kannte dich, Indy. Er hat gesagt, du bist ein Landstreicher.«
»Großzügig von ihm.«
»Der begabteste Landstreicher, den er je ausgebildet hat, aber trotzdem ein Landstreicher. Er hat dich geliebt, weißt du das? Es hat sehr viel gebraucht von dir, ihm das abzugewöhnen.«
Indy seufzte. »Ich will nicht mehr darüber reden, Marion.«
»Ich eigentlich auch nicht«, erwiderte sie. »Aber manchmal sollte man dich daran erinnern.«
»Als Mahnung, wie?«
»Ja. Damit du dich zurückhältst.«
Indy begann schneller zu gehen. Manchmal ging sie ihm unter die Haut, da nützte alle Abwehr nichts. Wie das unvermutete Hochfluten der Begierde gestern nacht. Ich brauche das nicht, dachte er. Nicht bei meiner Art von Leben. Liebe, das bedeutet auch Ordnung, und du willst von Ordnung nichts wissen, weil du dich im Chaos eingerichtet hast.
»Du hast mir nicht gesagt, wohin wir gehen«, meinte Marion.
»Wir treffen Sallah, dann gehen wir zu seinem Experten.«
»Mir gefällt es, wie du mich herumschleppst«, sagte Marion. »Das erinnert mich manchmal an meinen Vater. Er schleifte mich rund um die Erdkugel wie einen alten Lappen.«
Sie erreichten eine Straßengabelung. Der Affe riß sich plötzlich von Marion los und lief mit weiten, hüpfenden Schritten durch die Menge.
»He!« schrie Marion. »Komm zurück!«
»Laß ihn laufen«, sagte Indy erleichtert.
»Ich hatte mich gerade an ihn gewöhnt.«
Indy schüttelte den Kopf, packte sie bei der Hand und zerrte sie mit.
Der Affe zwängte sich zwischen den vielen Leuten auf der Straße hindurch, mied die ausgestreckten Hände der Leute, die ihn berühren wollten, bog um eine Ecke und huschte in einen Hauseingang. Dort sprang er in die Arme des Mannes, der ihn dressiert hatte. Die Dressur hatte sehr gut angeschlagen. Er preßte das Tier an sich, steckte ihm ein Stück Zucker in den Mund und trat hinaus auf die Straße. Der Affe war besser als ein Suchhund und hundertmal klüger.
Der Mann blickte die schmale Straße hinauf und schaute zu den Dächern hinauf. Er winkte.
Von einem nahen Dach winkte jemand zurück.
Dann tätschelte der Mann den Affen. Er hatte gute Arbeit geleistet, als er den beiden gefolgt war, die getötet werden sollten, war ihnen auf der Spur geblieben wie ein Raubtier, aber viel freundlicher.
Gut, dachte der Mann. Sehr gut.
Indy und Marion bogen auf einen kleinen Platz ein, der vollgestopft war mit Verkaufsbuden und einer schiebenden Menge von Käufern. Indy blieb plötzlich stehen. Sein Instinkt war wach geworden, die Nerven vibrierten. Es wird etwas geschehen, dachte er.
Er starrte in das Gedränge. Was wollte sich ankündigen?
»Warum bleiben wir stehen?« fragte Marion.
Indy blieb stumm.
Diese Menschen. Wie sollte er bei dem Gedränge etwas erkennen? Er griff in seine Jacke und umklammerte den Griff der Peitsche. Sein Blick glitt über die Menge. Eine Gruppe kam auf sie zu, entschlossener, als es bei den anderen Schaulustigen der Fall war.
Ein paar Araber, zwei Europäer oder Amerikaner.
Indy sah
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