Jäger des verlorenen Schatzes
Worte des Alten zu hören. Ein Triumph! dachte er.
Herrlich. Er wünschte sich nur, Belloqs Gesicht zu sehen, wenn er den Schacht der Seelen nicht finden konnte.
Er warf eine Dattel in die Luft und öffnete den Mund.
Aber diesmal, dachte er.
Sallahs Hand packte zu und fing die Dattel auf, bevor sie Indys Mund erreichte »He!«
Sallah wies auf den Boden unter dem Tisch.
Der Affe lag hingestreckt, umgeben von Dattelkernen. Eine Pfote zuckte noch, zitterte, dann fielen die Augen des Tieres langsam zu, und es regte sich nicht mehr.
Indy sah Sallah an.
Der Ägypter sagte achselzuckend: »Schlechte Datteln.«
Ausgrabungsstätte bei Tanis, Ägypten
Die Wüste gleißte im Vormittagslicht, die Sanddünen flimmerten. Eine Landschaft, in der man es keinem verdenken kann, wenn er Luftspiegelungen zu sehen glaubt, dachte Indy. Er starrte zum Himmel hinauf, während der Lastwagen auf der Straße dahinratterte. Er fühlte sich nicht wohl in dem Burnus, den Sallah ihm geliehen hatte, und war nicht ganz überzeugt davon, sich als Araber ausgeben zu können - aber versucht werden mußte es auf jeden Fall. Von Zeit zu Zeit drehte er sich um und warf einen Blick auf den Lastwagen, der hinter ihnen fuhr. Am Steuer saß Sallahs Freund Omar; hinten saßen sechs arabische Arbeiter. In Sallahs Lastauto befanden sich weitere drei. Hoffen wir, daß sie so zuverlässig sind, wie Sallah behauptet, dachte er.
»Ich bin nervös«, sagte Sallah. »Das gebe ich ganz offen zu.«
»Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen.«
»Sie gehen ein großes Risiko ein«, meinte Sallah.
»Das ist hier nun mal so«, gab Indy zurück. Er schaute wieder zum Himmel hinauf. Das Licht der Morgensonne hämmerte auf den Sand. Sallah seufzte.
»Hoffentlich können wir den Stab auf die richtige Größe stutzen.«
»Wir haben sehr genau gemessen«, sagte Indy. Er dachte an den 1,52m langen Stock, der hinten im Fahrzeug lag. Sie hatten in der vergangenen Nacht mehrere Stunden gebraucht, um das Ding zurechtzuschneiden und das Ende so anzuspitzen, daß der Aufsatz darauf paßte. Ein sonderbares Gefühl, dachte Indy, das Medaillon auf dem Stab anzubringen. In diesem Augenblick hatte er die enge Verbindung mit der Vergangenheit gespürt und andere Hände vor sich gesehen, die eben dieses Gebilde vor so langer Zeit auf genau diese Art befestigt hatten.
Die beiden Fahrzeuge kamen zum Stehen. Indy stieg aus und ging zu dem von Omar gesteuerten Lastauto zurück; der Araber stieg herunter und hob grüßend die Hand. Dann zeigte er auf eine Stelle in großer Entfernung, wo das Gelände weniger flach war und die Sanddünen höher wuchsen.
»Dort warten wir«, sagte Omar.
Indy rieb sich die trockenen Lippen mit dem Handrücken.
»Und viel Glück«, sagte der Araber.
Omar stieg wieder in sein Fahrzeug und fuhr davon, eine mächtige Staub- und Sandwolke hinter sich herziehend. Indy sah dem Lastwagen nach, dann ging er zu dem anderen Fahrzeug zurück und stieg ein; der Lastwagen rollte etwa eine Meile weit langsam dahin, bevor er wieder hielt. Sallah und Indy stiegen aus, schritten über den Sand, legten sich auf den Boden und blickten über eine Kante auf das Gelände hinunter.
Die Ausgrabung von Tanis.
Eine riesengroße, weitabgesteckte Anlage; an den Gräben und Geräten unten, an der Zahl der Arbeiter, konnte man erkennen, wieviel Wert der Führer darauf legte, die Bundeslade in seinen Besitz zu bringen. Es gab Lastautos, Bagger, Planierraupen, Zelte. Es gab Hunderte von arabischen Arbeitern und, so schien es jedenfalls, genauso viele deutsche Aufseher, die in ihren Uniformen seltsam fehl am Platz erschienen, ganz so, als legten sie Wert darauf, sich hier in der Wüste besonders unbehaglich zu fühlen. Überall waren Gräben aufgeworfen und tiefe Löcher herausgeschürft worden, bevor man sie wieder aufgegeben hatte, Fundamente und Verbindungsgänge waren ausgegraben und verlassen worden. Und hinter dem großen Grabfeld schien sich eine primitive Flugzeug-Landebahn zu erstrecken.
»Eine Grabung von dieser Größe habe ich noch nie gesehen«, sagte Indy.
Sallah wies auf die Mitte des Geländes, wo ein hoher Sandberg aufragte, in den ein Gang hineinführte; man hatte ein langes Seil zwischen Pfosten gespannt und es dort hineingeführt.
»Der Raum mit dem Stadtmodell«, sagte er.
»Wann erfaßt die Sonne ihn?«
»Kurz nach acht Uhr.«
»Wir haben nicht viel Zeit.« Indy blickte auf die Armbanduhr, die er sich von Sallah ausgeliehen hatte. »Wo sind die
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