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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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aufgegangen, sei sein Argwohn geweckt worden.
    »Warte! Komm zurück!«
    Das glaubst du doch wohl selber nicht, dachte Indy. Er hastete zwischen den Zelten dahin, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, nicht aufzufallen, und dem Drang, nach dem Schacht der Seelen zu graben, als zwei deutsche Offiziere vor ihm auftauchten. Verdammt. Er blieb stehen und beobachtete, wie sie sich miteinander unterhielten und sich Zigaretten anzündeten. Sein Weg war versperrt.
    Er schlich an den Zeltwänden weiter, den Schatten nutzend, wo er ihn finden konnte, dann trat er durch eine Öffnung, einen Eingang in eines der Zelte. Hier konnte er immerhin einige Minuten warten, bis der Weg frei war. Die beiden Deutschen würden wohl nicht den ganzen Tag dort herumstehen und sich unterhalten.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, rieb die feuchten Hände an seinem Gewand. Zum erstenmal, seit er hier angekommen war, dachte er über den Raum mit dem Stadtmodell und über das unheimliche Gefühl der Zeitlosigkeit nach, das er empfunden hatte, beinahe so, als schwebe man im Leeren, als sei man selbst zu einem konservierten Gegenstand aus der Frühzeit geworden, aufbewahrt, unverändert, im besten Zustand erhalten. Der Plan von Tanis. In gewisser Weise war das so, als hätte man entdeckt, daß ein Märchen auf Wahrheit beruhte, die Legende, in deren Kern Wahrheit steckt. Der Gedanke erregte Demut in ihm. Du lebst im Jahr 1936, dachte er, mit Flugzeugen und Radios und gewaltigem Kriegsgerät - und dann stößt du auf etwas Einzigartiges und Grandioses wie ein Stadtmodell, in dem ein bestimmtes Gebäude zu leuchten beginnt, wenn das Licht in einer ganz bestimmten Weise darauf fällt. Nenn es Alchemie oder sogar Zauberei - wie du es auch betrachtest, der Verlauf der vielen Jahrhunderte hatte keine tiefgreifenden Veränderungen, geschweige denn Verbesserungen bewirkt. Die Zeit hatte nur an den Wurzeln eines tiefen Sinnes für das Kosmische, das Zauberische genagt.
    Und nun war er in Reichweite des Zieles.
    Der Bundeslade.
    Wieder fuhr er mit dem Ärmel über seine Stirn. Er starrte durch einen Schlitz in der Zeltwand hinaus. Sie standen immer noch da, rauchten und sprachen miteinander. Wann würden sie endlich belieben, weiterzugehen?
    Er suchte nach einem Ausweg, versuchte sich eine Methode einfallen zu lassen, wie er von hier fortkonnte, als er in der anderen Ecke des Zelts ein Geräusch hörte. Ein sonderbar ersticktes Ächzen, gedämpft, kaum hörbar. Er fuhr herum und starrte in das Zelt hinein, das er für leer gehalten hatte.
    Einen Augenblick lang, in dem er ungläubig und fassungslos wie gelähmt stehenblieb, spürte er, wie sein Herz auszusetzen schien.
    Sie saß auf einem Stuhl, mit Stricken daran festgebunden, ein Taschentuch als Knebel im Mund. Sie saß da, und ihre Augen flehten ihn an, schossen Blitze auf ihn ab, während sie versuchte, durch den Knebel hindurch zu sprechen. Er hastete durch das Zelt, löste die Verschnürung des Knebels und ließ ihn herunterfallen. Er küßte sie lange und heftig. Als er den Kopf hob, legte er die Handfläche an ihre Wange.
    »Sie hatten zwei Körbe«, sagte sie stockend. »Zwei... um dich zu täuschen. Als du dachtest, ich bin im Lastwagen, war ich in einer Limousine...«
    »Ich dachte, du bist tot«, sagte er. Was war das für ein Gefühl in ihm? Unbeschreibliche Erleichterung? Eine Zentnerlast Schuld, die von ihm abfiel? Oder reine Freude, Dankbarkeit dafür, daß sie noch am Leben war?
    »Ich bin immer noch da«, sagte sie.
    »Hat man dir etwas getan?«
    Sie schien mit sich zu ringen. »Nein - man hat mir nichts getan. Man hat nur nach dir gefragt und wollte erfahren, wieviel du weißt.«
    Indy rieb sein Kinn und fragte sich, ob er sich täuschte, wenn er ein Zögern an Marion wahrnahm. Aber er war viel zu erregt, um sich mit diesem Gedanken befassen zu können.
    »Indy, bitte, hol mich hier raus. Er ist das Böse -«
    »Wer?«
    »Der Franzose.«
    Er war im Begriff, die Stricke aufzuknoten, und hob plötzlich den Kopf.
    »Was ist denn?« fragte sie.
    »Hör zu, du wirst nie begreifen können, wie mir jetzt zumute ist. Ich werde das nie beschreiben können. Aber ich möchte, daß du mir vertraust. Ich werde etwas tun, das mir widerstrebt«
    »Mach mich los, Indy. Bitte.«
    »Darum geht es. Wenn ich dich befreie, werden sie hier jeden Quadratzentimeter Sand umschaufeln, um dich zu finden, und das kann ich jetzt nicht gebrauchen. Und weil ich weiß, wo die Lade ist, muß ich um jeden Preis

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