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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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halb betäubt vom Alkohol, hätte er vielleicht das Motorrad bemerkt, das dem Lastwagen folgte. Aber selbst wenn ihm das Motorrad aufgefallen wäre, den Fahrer, einen Tierdresseur, hätte er nicht erkannt.
    Als die Kinder ins Haus gebracht waren, gingen Sallah und Indy in den Innenhof hinaus. Sallah ging eine Weile hin und her, bevor er an der Mauer stehenblieb und sagte: »Belloq hat das Medaillon.«
    »Was?« Indys Hand fuhr sofort in die Tasche. Seine Finger berührten den Aufsatz. »Sie irren sich.«
    »Er hat eine Nachbildung, ein Stück wie das Ihre, mit einem Kristall in der Mitte. Und auf dem Aufsatz befinden sich dieselben Zeichen wie auf Ihrem Original.«
    »Ich kann das nicht begreifen«, sagte Indy fassungslos. »Ich hatte immer geglaubt, es gäbe nirgends Bilder davon. Keine Nachbildungen. Ich verstehe das nicht.«
    »Da ist noch etwas, Indiana«, sagte Sallah.
    »Ich höre.«
    »Heute früh ging Belloq in den Raum mit dem Stadtmodell. Als er herauskam, gab er uns Anweisungen, wo wir graben sollen. Eine neue Stelle, abseits der eigentlichen Ausgrabungsstätte.«
    »Der Schacht der Seelen«, sagte Indy resigniert.
    »Das vermute ich auch, wenn er die Berechnungen in der Plankammer angestellt hat.«
    Indy schlug mit der Faust in seine andere Handfläche. Er wandte sich Sallah wieder zu und zog den Stabaufsatz aus der Tasche.
    »Sind Sie sicher, daß das Ding so ausgesehen hat?«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Schauen Sie genau hin.«
    Der Ägypter griff achselzuckend nach dem Gebilde und starrte es einige Zeit an, während er es hin und her drehte.
    »Es könnte einen Unterschied geben.«
    »Heraus damit.«
    »Ich glaube, Belloqs Scheibe hatte nur auf einer Seite Zeichen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ziemlich sicher.«
    »Dann brauche ich jetzt nur noch zu wissen, was die Zeichen bedeuten.«
    »Deshalb sollten wir zu meinem Freund gehen, und zwar gleich.«
    Indy blieb stumm. Er verließ, von Sallah gefolgt, den Hof und trat in die Gasse hinaus. Unruhe hatte ihn erfaßt.
    Die Lade, ja - aber nun ging es um mehr. Was er tat, geschah für Marion. Wenn ihr Tod einen Sinn haben sollte, dann mußte er vor Belloq zum Schacht der Seelen gelangen.
    Wenn ein Tod überhaupt jemals Sinn haben kann, dachte er.
    Sie stiegen in Sallahs Lastauto, und Indys Blick fiel auf den Affen, der hinten hockte. Er starrte ihn an. Sollte es nie mehr möglich sein, das Geschöpf loszuwerden? Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde es die Menschensprache lernen und ihn ›Papa‹ nennen. Ein Echo in seinem Inneren durchzuckte ihn schmerzhaft: Marions kleines Witzchen über die Ähnlichkeit der beiden.
    Der Affe schnatterte und rieb sich die Vorderpfoten.
    Als der Lastwagen ein Stück davongerollt war, tauchte aus der Dunkelheit das Motorrad auf und folgte ihm.
    Das Haus des Imams stand am Stadtrand von Kairo auf einer kleinen Anhöhe. Es war ein ungewöhnliches Gebäude, das Indy ein wenig an ein Observatorium erinnerte. Als er und Sallah, gefolgt von dem Affen, zum Eingang schritten, entdeckte er auch eine Öffnung im Dach, aus der ein großes Teleskop ragte.
    »Der Imam hat viele Interessen, Indiana«, sagte Sallah. »Er ist Geistlicher, Gelehrter, Astronom. Wenn jemand die Zeichen lesen kann, dann er.«
    Vor ihnen wurde die Eingangstür geöffnet. Ein Junge stand da und nickte, als sie eintraten.
    »Guten Abend, Abu«, sagte Sallah. »Das ist Indiana Jones.« Eine kurze, höfliche Vorstellung. »Indiana, das ist Abu, der Lehrling des Imams.«
    Indy nickte und lächelte voll Ungeduld, weil er mit dem Gelehrten zusammentreffen wollte - der in diesem Augenblick am Ende des Flurs auftauchte. Ein alter Mann in abgetragenen Gewändern, die Hände Klauen, die Haut mit braunen Altersflecken bedeckt; aber seine Augen glitzerten lebendig und wißbegierig.
    Er neigte den Kopf zu einer stummen Begrüßung. Sie folgten ihm in sein Arbeitszimmer, einen großen Raum voller Manuskripte, Kissen, Landkarten, uralter Dokumente. Man spürt es hier, dachte Indy, ein Leben, das ganz dem Lernen, dem Erwerb von Wissen geweiht ist. Jeder Augenblick an jedem Tag eine neue Erkenntnis. Nichts vergeudet. Indy gab dem Imam die Scheibe. Dieser nahm sie stumm entgegen und ging zu einem Tisch an der Rückseite des Zimmers, wo eine kleine Lampe brannte. Er setzte sich, drehte das Medaillon zwischen den Fingern und kniff die Augen zusammen. Indy und Sallah ließen sich auf Polstern nieder. Der Affe war zwischen ihnen. Sallah streichelte das Tier.
    Stille.
    Der

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