Jäger des verlorenen Schatzes
Der erste Mechaniker entfernte sich vom Flugzeug, blieb vor den beiden Gestalten stehen, die sich am Boden wälzten, und wartete auf die Gelegenheit, um Indy durch einen Tritt mit dem Stiefel außer Gefecht zu setzen - aber dann war Indy auf den Beinen, warf sich herum, hieb den anderen Mann mit zwei Faustschlägen nieder. Der Blonde mit den Tätowierungen hatte jedoch noch nicht aufgegeben. Sie umschlangen einander von neuem, stürzten zu Boden, wälzten sich zum Heck des Flugzeugs, wo die Bremspropeller rotierten.
Jeden Augenblick wirst du Hackfleisch, dachte Indy.
Er spürte, wie die scharfen Propellerflügel die Luft um ihn herum zerhackten. Sie würden ihn durchschneiden wie Butter.
Er versuchte den jungen Mann von den Propellern wegzustoßen, aber sein Gegner war kräftig. Indy packte ihn an der Kehle und drückte zu, aber der Deutsche riß sich los und griff erneut mit wilder Wut an. Marion, die hinter den Kisten hervorlugte, sah den Piloten aus der Kanzel steigen. Er hatte eine Pistole in der Hand, die er auf Indy richtete. Er wartete darauf, freie Schußbahn zu erhalten. Sie stürzte über die Landebahn, riß einen der Bremsblöcke unter dem Fahrwerk heraus, hieb ihn dem Piloten über den Kopf. Er brach zusammen und fiel in die Kanzel hinein, auf den Gashebel, so daß der Motor noch lauter brüllte.
Das Flugzeug setzte sich in Bewegung und drehte sich herum, gleichsam verärgert darüber, auf einer Seite noch blockiert zu sein. Marion hielt sich an der Einstiegsluke zur Kanzel fest, um nicht in die Propeller gerissen zu werden, beugte sich hinein und versuchte den bewußtlosen Piloten vom Gashebel wegzuzerren Nichts zu machen. Er war zu schwer. Das Flugzeug drohte zu kippen, wobei es Indy zerquetschen oder ihn mit den Propellern in Stücke schneiden mußte. Was ich für dich alles mache, Indy, dachte sie dumpf. Sie stieg in die Kanzel und hieb auf die Plexiglashaube, die über ihr zuklappte. Das Flugzeug drehte sich immer noch, die große Tragfläche fegte knapp über der Stelle dahin, wo Indy mit dem Deutschen rang. In Panik sah Marion, wie Indy den Mechaniker niederschlug, der sofort wieder auf den Beinen war, von Indy aber mit einem Faustschlag nach hinten geschleudert wurde. ..In den Propeller hinein.
Marion schloß die Augen, aber nicht, bevor sie sah, wie die Propellerflügel den Deutschen zerfetzten, daß das Blut aufspritzte. Die Maschine rollte noch immer. Marion öffnete die Augen, versuchte die Kanzel zu verlassen, entdeckte, daß die Kanzelhaube klemmte. Sie hämmerte daran herum, aber ohne Erfolg. Zuerst ein Korb, jetzt eine Flugzeugkanzel, dachte sie. Wann hört das den auf?
Indy hetzte zur Maschine, sah sie kippen, entdeckte entsetzt, daß Marion im Inneren an die Kanzelhaube hämmerte. Die Tragfläche brach ab, fetzte durch das Tankfahrzeug, zerteilte es mit der Sicherheit eines Chirurgenskalpells, und der Treibstoff ergoß sich wie Blut eines narkotisierten Patienten auf die Landebahn.
Indy begann schneller zu laufen, rutschte durch die Pfützen des Flugzeugbenzins. Er versuchte das Gleichgewicht zu halten, fiel hin, raffte sich wieder auf und lief weiter. Er sprang auf die Tragfläche und kletterte zur Kanzel.
»Steig aus! Das ganze Ding fliegt in die Luft!« schrie er.
Er griff nach dem Hebel, mit dem die Kanzel sich von außen öffnen ließ.
Er rang damit, versuchte ihn aufzustemmen, warf sich mit aller Kraft dagegen, während unaufhörlich Flugzeugbenzin aus dem Tankfahrzeug strömte.
Marion, die in der Falle saß, starrte ihn flehend an.
Die Holzkiste, umgeben von drei bewaffneten deutschen Soldaten stand vor dem Eingang von Dietrichs Zelt.
Im Inneren herrschte fieberhafte Geschäftigkeit. Man packte Papiere ein, faltete Karten zusammen, montierte Funkgeräte ab. Belloq, der im Zelt stand, verfolgte die Vorbereitungen für die Abreise eher zerstreut. Seine Gedanken galten allein dem, was in der Kiste lag, dem Gegenstand, den zu untersuchen er kaum erwarten konnte. Es fiel ihm schwer, seine Ungeduld zu zügeln, sich zusammenzunehmen und abzuwarten. Er erinnerte sich an das Ritual der Vorbereitungen, das beachtet werden mußte, bevor man die Bundeslade öffnete. Es war seltsam, auf welche Weise er sich im Lauf der Jahre auf diesen Augenblick vorbereitet hatte - und sonderbar, wie vertraut ihm die Sprüche geworden waren. Den Nazis würde das natürlich nicht passen - aber sie konnten mit der Lade tun, was sie wollten, sobald er damit fertig war. Sie konnten sie
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