Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
schwenkten über die Hausfront und beleuchteten einen Körper auf der Veranda.
Was zum Geier war das?
Zane trat auf die Bremse.
»Zane?«
Jana hatte den Mann nicht gesehen. Rasch stellte er die Scheinwerfer aus. »Bleib hier«, raunte er, löste den Gurt und öffnete die Fahrertür.
»Warte!« Das Klicken verriet ihm, dass sie sich von ihrem Gurt befreite. »Was ist los?«
»Bleib hier!« Er wollte sie nicht in Gefahr bringen, und das hieß, dass er zuerst nachsehen musste, was vor sich ging.
Schwerer, kupfriger Blutgeruch schlug ihm entgegen, stark und frisch.
Verdammt!
Er blickte sich im Vorgarten um. Zwar konnte er niemanden sehen, aber das schloss nicht zwingend aus, dass ihn jemand beobachtete.
Vorsichtig schlich er die Stufen hinauf und betrachtete den Toten: abgelaufene Stiefel, alte, ausgeblichene Jeans, ein zu großes, blutiges blaues Hemd. Als er das Gesicht sah, stockte ihm der Atem.
Den Mann kannte er. Er kannte das schmutzig blonde Haar und diese blassen, sehnigen Züge. Vor wenigen Tagen erst hatte er ihn gesehen – als der Wolfswandler aus dem Feuer floh.
Nun lag Marcus Malone auf Zanes Veranda, den rechten Arm zur Tür gestreckt, als wollte er anklopfen und um Hilfe bitten. Dem armen Kerl war die Kehle weit aufgerissen worden. Von einem Ohr zum anderen.
Zane schloss die Augen. Dieser Bursche war nicht der Mörder.
Er war eins der Opfer.
Hinter Zane quietschte die Autotür. »Zane?«
Sie sollte das hier nicht sehen, nicht nachdem sie versucht hatte, den Wolf zu retten. »Was ist?«
Trotz der Dunkelheit konnte er alles klar erkennen. Der Körper des Gestaltwandlers wies keine Abwehrverletzungen auf, und seine Kleidung war nicht eingerissen. Der arme Kerl hatte nicht einmal die Chance gehabt, sich zu verwandeln. Sein Mörder war zu schnell gewesen.
Aber wer schaffte es, sich an einen Wolfswandler anzuschleichen?
Jemand, der sich auch an einen Dämon anschleichen konnte, ging es ihm durch den Kopf, und er blickte auf. Hatte man es mit Übernatürlichen zu tun, war alles möglich.
Er sah zum Wagen. Jana war schon mit einem Bein draußen.
Hastig sprang Zane von der Veranda und lief zu ihr. »Wir haben ein riesiges Problem.« Er schob sie zurück ins Auto und knallte die Tür zu. Dann schaute er sich um. Es war nichts zu sehen oder zu hören.
Andererseits war Marcus eindeutig auch nicht vorgewarnt worden.
Er rannte um die Motorhaube herum und stieg wieder ein. Er musste Pak und Tony anrufen, sofort ein Aufräumteam herschicken lassen, das die Leiche vor Sonnenaufgang wegschaffte. Die Nachbarn durften nicht sehen, was passiert war. Und Night Watch musste herausfinden, womit sie es hier zu tun hatten, und das verdammt fix.
Perseus? War die Gruppe noch aktiv? Wie? Die Überlebenden waren alle eingesperrt, dank Chief Daniels, und ihre Anführerin war tot.
»Zane?«
Er fuhr aus der Einfahrt.
»Zane, jetzt sag endlich, was los ist!«
Ungern. Neuerdings war die Welt voller Dinge, die er nicht wollte. »Marcus ist nicht unser Mörder.«
»Tja, das hatte ich dir ja schon gesagt.«
»Er ist tot.« Er holte sein Handy hervor und rief Pak an. Derweil sah er immer wieder in den Rückspiegel, ob sie verfolgt wurden. Bisher nicht.
»Was?«
»Er liegt auf meiner Veranda. Jemand hat ihm die Kehle aufgeschlitzt.« Ein Wolfswandler war getötet worden, als wäre es gar nichts. Dabei war es alles andere als einfach, diese Typen umzubringen.
Trotzdem musste es blitzschnell gegangen sein: keine Abwehrverletzungen, kein Blut unter Marcus’ Fingernägeln, keine eingerissene Kleidung. Alles war wie bei dem vorherigen Tatort.
Wer hatte Marcus umgebracht und warum?
Die einzige Verbindung, die er zu Marcus hatte, waren Jana und Perseus.
Fünfzehntes Kapitel
Die Leichenhalle war kühl und still wie im Grab. Antonio trat von einem Fuß auf den anderen und fragte sich, wie die Staatsanwältin so gelassen auf die klaffende Wunde blicken konnte, wo ehedem der Hals des Opfers gewesen war. Noch dazu beugte Erin sich direkt über die zerfetzte Kehle und sah sich alles sehr genau an. Allein der Geruch müsste sie eigentlich zum Würgen bringen.
»Das sind keine Male von Wolfskrallen. Sie sind ähnlich, aber nicht identisch.«
Antonio hob die Brauen. »Bist du sicher?«
Sie drehte sich zu ihm. »Ich erkenne Wolfsmale.«
»Ich auch«, ergänzte Jude finster. »Und ich erkenne den Geruch eines Gestaltwandlers, von dem an ihr nicht die geringste Spur zu entdecken ist.« Er schüttelte den Kopf. »Das
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