Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
Zane geschossen! »Nein!«
Doch er lachte. Lachte? Da waren wieder die Bienen und summten wie verrückt. Die Erde schien sich aufzuwölben und zu kippen. Sie erbebte unter Jana, dass sie umfiel und die Handschellen unangenehm an ihrer Hand rissen.
»Mehr haben Sie nicht zu bieten?«, fragte Zane. »Das ist wahrlich erbärmlich.«
Jana kämpfte sich auf die Knie und erheischte einen Blick auf das Gesicht von Agent Kelly, bevor die von unsichtbaren Händen in die Höhe gehoben und etwa drei Meter weit nach hinten geschleudert wurde: geradewegs gegen die Stoßstange eines Streifenwagens.
»Ich sagte, Waffe runter.« Er machte einen Schritt nach vorn. »Jetzt habe ich genug.«
Abermals wogte die Erde unter ihnen. Blitze zuckten über den Himmel, und Jana klammerte sich an Zanes Hand. »Warte mal, Zane.« Sein Blut war auf dem Pflaster, überall um Jana herum. »Wir können …«
»Zane!« Es war der Cop, der brüllte. Tony stürmte mit gezückter Waffe aus dem Gebäude und blickte sich um. Blut. Handschellen, eine Frau auf der Kühlerhaube eines Streifenwagens.
Kelly begann zu lachen. Was hatte dieses hysterische Lachen zu bedeuten?
Aber dann schwankte Zane, erschauderte von Kopf bis Fuß, und Jana blieb das Herz stehen.
Kelly hatte auf ihn geschossen, nur womit? Die Waffe des Special Agent lag auf dem Boden.
Zane streckte seine rechte Hand in Kellys Richtung, und ihr Lachen erstarb. Sie wurde bleich und japste nach Luft. Panisch griff sie sich an den Hals.
»Lass sie los!«, forderte Tony. »Ich bin hier, Mann. Ich habe sie. Sie tut weder dir noch der Frau etwas.«
Nein, Zane ließ sie nicht. Kelly zuckte und krampfte, und lange rote Blutstriemen erschienen auf ihren Armen.
»Zane, lass sie«, flüsterte Jana ängstlich. Allerdings galt ihre Angst ihm, denn dies hier war nicht Zane. Solche Angriffe passten nicht zu ihm. Er schlug seine Gegner k. o., er quälte sie nicht. Entschlossen griff Jana nach seinem Kinn und drehte sein Gesicht zu sich. »Lass sie los!«
Etwas mit seinen Augen stimmte nicht: Ihre Farbe wechselte wild zwischen Grün und Schwarz. Schon wieder. »Zane?«
Er kniff die Augen zu. Gleich darauf rang Kelly laut japsend nach Luft. »Ich wusste es«, keuchte sie.
Zur Hölle mit ihr. Jana presste einen Kuss auf Zanes kalte Lippen. »Wir holen die Kugel raus, dann wird es wieder. Hörst du mich? Alles wird gut.«
»Weg von mir!«
Sie blinzelte ihn unsicher an.
»Weg!« Er versuchte, sie von sich zu stoßen, was natürlich nicht ging, weil sie aneinandergekettet waren.
»Wo ist der Schlüssel?«, fragte sie, doch statt zu antworten, brüllte er so laut, dass sie erzitterte und das Gefühl hatte, alles um sie würde beben.
Dann verschwand der letzte Grünschimmer aus seinen Augen, so dass nur Schwarz blieb und Jana begriff, dass sie ein gewaltiges Problem hatte.
»Womit haben Sie geschossen?«, rief Tony zu Kelly. »Was haben Sie benutzt?«
Jana konnte den Blick nicht von Zane abwenden. Die Finsternis nahm sie buchstäblich gefangen.
»Mein Bruder hat etwas Besonderes für Dämonen gemischt«, sagte Kelly angestrengt, aber hörbar zufrieden. »Es raubt ihm den Verstand.«
Drogen. Zanes Vater war an Drogen zugrunde gegangen, hatte in seiner Sucht Zanes Mutter umgebracht. Seitdem hasste Zane Drogen.
Jana hob ihre linke Hand – die freie – an seine Wange und streichelte ihn zart. »Es tut mir leid. Halt durch!« Sie hatten das schon einmal gemeinsam durchgestanden und würden es wieder schaffen.
Ein kleines Rinnsal Blut lief ihm aus der Nase. Er lächelte, aber das war nicht Zanes Lächeln, sondern ein kaltes, grausames.
Überhaupt nicht wie Zane.
»Wo ist der Schlüssel?«, flüsterte sie erneut.
»Geh … nicht …«
»Er hat keinen Schlüssel«, schrie Kelly. Nun sah Jana zu Kelly Thomas. Sie blutete, und Tony hatte sie in den Polizeigriff genommen, um ihr Handschellen anzulegen. »Ich habe ihn aus seinem Wagen genommen, als ihr drinnen wart, und ihn versteckt. Den findet ihr NIE!«
Okay, der Special Agent ging Jana mächtig auf die Nerven, und selbst angesichts Kellys ramponierter Verfassung erschöpfte sich Janas Mitleid irgendwann.
Kelly grinste, oder, nein, es war eher ein Zähnefletschen. »Er wird … dich … umbringen.«
Zanes Atem strich über Janas Wange, und ihr jagte ein Schauer über den Rücken. Dann spürte sie seinen Mund auf ihrer Haut, gefolgt vom scharfen Druck seiner Zähne, die sie in den Hals bissen.
»Reiß ihr die Kehle auf!«, schrie
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