Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
ein langer Schalldämpfer geschraubt war, bewegte sich nicht. Kein gutes Zeichen. »Ich fand den armen Mann heute Nacht auf Ihrer Veranda. Was hatte er verbrochen, hmm?«
»Wir haben Marcus nicht umgebracht«, erklärte Jana, die ein wenig zu schnell atmete. Ein Schalldämpfer? Der Special Agent trieb es entschieden zu weit.
»Marcus«, wiederholte Kelly traurig. »Sie duzen sich also mit Ihren Opfern? Demnach kannten Sie ihn.«
»Wir haben ihn nicht umgebracht!«, rief Jana.
»Er war tot, als ich ihn fand«, sagte Zane und trat vor Jana, so dass er sie abschirmte. »Weder Jana noch ich haben dem Mann etwas getan.«
»Und das soll ich Ihnen glauben?«
Offenbar hatten neuerdings alle Probleme mit dem Vertrauen.
»Sie nehmen Jana nicht fest«, beharrte Zane. »Sie wird nicht verdächtigt, und Miller will sie nicht.«
»Zum Teufel damit, was Miller will! Ich nehme Sie beide fest.« Immer noch schwankte die Waffe nicht, und Jana war es gründlich leid, dass sie auf sie beide gerichtet war.
»Das dürfen Sie gern versuchen«, sagte sie zum Special Agent. »Denken Sie allen Ernstes, Sie können uns beide überwältigen?« Kelly wusste von nichts, konnte mithin nicht ahnen, dass Jana sie nicht verbrennen würde; und Zane war ihr kräftemäßig ohnedies weit überlegen. »Sie spielen außerhalb Ihrer Liga, Special Agent.«
»Quatsch!«
»Sie wissen, was ich tun kann«, erklärte Zane ruhig. »Zwingen Sie mich nicht, es Ihnen noch einmal zu beweisen.«
»Ich bin eine Bundesagentin. Sie können mir nicht drohen!«
Genaugenommen konnte er und hatte.
Kellys Stimme wurde schriller, als sie sagte: »Ich nehme Sie beide in Untersuchungshaft, bis diese Geschichte geklärt ist.«
»Nein«, entgegnete Zane gelassen. »Das werden Sie nicht. Sie verstehen nicht, was hier vor sich geht.«
»Ich verstehe, dass ein armer Kerl tot vor Ihrer Haustür liegt. Ich weiß, dass Jana eine Mörderin ist, und ihr Lover ist offensichtlich auch nicht besser.« Sie holte zittrig Luft. »Legen Sie ihr Handschellen an.«
»Ähm, wie bitte?«, fragte Jana verwirrt.
»Das nervt«, raunte Zane, der sich nun ganz vor Jana stellte. Sie fühlte den heißen Energieschwall in der Luft, hörte das Summen, als würden Hunderte von Bienen losschwirren. Janas Knie knickten ein, und alles verschwamm vor ihren Augen.
»Ein zweites Mal überrumpeln Sie mich nicht, Dämon«, erwiderte Kelly. »Sie kriegen mich nicht schnell genug. Eher schalten Sie sie aus.«
Zane drehte sich zu Jana um. Seine dunklen Dämonenaugen sahen sie erschrocken an.
»Letztes Mal war ich nicht auf Sie vorbereitet«, sagte Kelly. »Das bin ich jetzt. Mein Stiefbruder hat mich in seine Forschungen eingeweiht. Er kannte sich mit Monstern aus und brachte mir bei, mich gegen sie zu wehren.«
»Keine Monster«, brachte Jana mühsam heraus.
»Doch, das sind Sie. Und jetzt legen Sie sie in Handschellen, oder ich bringe Sie beide um.« Jana konnte sie nicht sehen, aber sie klang sehr nahe. »Die Kugel fliegt direkt durch Sie hindurch, Wynter, und in Miss Carter hinein. Sie werden das überleben, aber bei ihr wäre ich da nicht sicher.«
Für einen Moment herrschte Stille. Dann war Zane da, packte Janas Handgelenk, und gleich darauf fühlte sie das kalte Metall und hörte das Klicken.
»So weit waren wir schon mal«, flüsterte sie, als das Summen weniger wurde. Seine magischen Handschellen, die nichts und niemand aufbrechen konnten. Was jetzt auch geschah, sie würden zusammenbleiben, und das FBI tat ihm gewiss nichts. Sie mochten Janas Kopf auf einem Silbertablett wollen, doch einen von Paks Jägern zu töten, wagten sie nicht.
»Das wird dir jetzt wehtun«, flüsterte er ihr zu. Seine Lippen an ihrem Ohr waren beinahe wie ein Kuss. »Aber ich darf nicht zulassen, dass sie uns wegbringt. Deshalb muss ich sie k. o. schlagen.«
Jana fand, dass es nach einem guten Plan klang. »Tja, dann sehe ich jetzt wohl, wie stark du bist«, hauchte sie. Jana lehnte den Kopf an seinen Hals und inhalierte seinen Duft.
Das willst du gar nicht sehen. Es waren seine Worte, die durch ihren Kopf gingen.
Jana runzelte die Stirn. »Wie?«
Sanft strich er ihr über die Wange. »Es tut mir leid.« Dann drehte er sich weg. »Was jetzt?«
»Zur Seite, Dämon. Ich will ihr Gesicht sehen.«
Aber Zane schüttelte den Kopf. »Nein. Nehmen Sie die verfluchte Waffe runter. Sonst … werden Sie es bereuen.«
Donner hallte über den Parkplatz. Nein, kein Donner. Das war ein Schuss. Agent Thomas hatte auf
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