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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Nachtwächter im friedlichen Breisgau, ob das ein Leben war, ob er sich das Leben mit Anfang vierzig so vorgestellt hatte.
    »Wie spät?«, fragte Holzner.
    Sie sagte es ihm.
    »So ’ne Scheiße.« Holzner schlug mit der flachen Hand gegen die geflieste Wand. Ein Klatschen hallte durch den Raum. Er starrte auf seine Hand. Louise sah, dass sie sich rötete.
    »Scheißbullen«, sagte Holzner zu seiner Hand.
    Dann ging am Ende des Flurs die Schleuse zu dem Zellentrakt auf, Gregori schnaufte heran, im Arm einen kleinen Fernseher.

    Um zehn vor acht lief der Fernseher endlich, der vor der Zelle auf dem Boden stand. »Verlängerung!«, sagte Holzner und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Vier-drei! Heilige Scheiße!« Er lachte auf. »Am Ende hat das Arschloch noch recht, wir gewinnen, hat er gesagt, weil die Scheißmexikaner kleiner sind, schau dir doch die Scheißmexikanerzwerge an, hat er gesagt … Ich meine, ist das zu fassen!«
    Gregori warf ihr einen Blick zu, Louise zuckte die Achseln. »Wir sind doch kein Hotel«, brummte er.
    »Ausnahmsweise. Danke.«
    Sie rief Bermann an, sagte, sie werde sich verspäten.
    »Wie steht’s?«
    »Vier-drei.«
    »Und Holzner?«
    »Verhält sich ruhig.«
    Sie fragte nach Thomas Ilic. Ja, ja, der war inzwischen da. »Übrigens«, sagte Bermann. Eddie Holzner hatte Wasser in den Lungen, er war ertrunken. Ertränkt worden.
    Sie sah Holzner an. Reglos verfolgte er das Spiel.
    »Sag’s ihm«, verlangte Bermann mit rauer Stimme. »Na los, ich will’s hören.«
    Sie schwieg.
    »Dann ist es vorbei mit der Ruhe, Louise. Also?«
    Sie schaltete Bermann weg, wandte sich den beiden Schutzpolizisten zu, die Holzner gebracht hatten und bei dem Zellenwärter standen, sagte, sie werde noch einen Moment bleiben.
    Sie trat an die Gitterstäbe, sah auf den Bildschirm hinunter. Das Spiel war unterbrochen, die Spieler saßen oder lagen am Rand des Spielfeldes. Großaufnahmen zeigten, wie Blessuren verarztet, Beinmuskeln massiert wurden. Jemand verteilte Trinkflaschen. Jürgen Klinsmann gab einem Spieler mit energischen Handbewegungen Anweisungen.
    Holzners Blick lag starr auf dem Bildschirm, als würde dort über sein Schicksal entschieden, nicht im Soko-Raum im vierten Stock.
    Dann ging das Spiel weiter.

    Kurz darauf hatte Deutschland gewonnen. Holzner schien es nicht zu registrieren. Er zitterte wieder, Schweiß lief ihm übers Gesicht, das hellblaue T-Shirt war an Brust und Seite dunkel vor Nässe. Sie fragte sich, welche Kämpfe er mit sich ausfocht.
    Er hatte kein Wort mehr gesagt.
    Sie rief Bermann an, sagte, sie bleibe noch. Bermann tobte und drohte, sie persönlich zu holen.
    Er kam nicht. Niemand kam.
    Als das andere Spiel begann, das Finale, schickte sie die beiden uniformierten Kollegen fort und setzte sich auf den Stuhl vor der Großraumzelle. Kurz vor neun, Ben Liebermann war jetzt auf dem Weg nach St. Georgen. Vor ihrem inneren Auge sah sie das Wächterhäuschen in der Dunkelheit, die menschenleeren Straßen. Sie freute sich auf Mitternacht, auf den Spaziergang um den Parkplatz. Käse und Salami, Ben, wag es und beschwer dich …
    Brasilien schoss ein Tor, dann noch eins. Holzner reagierte nicht.
    Um Viertel nach neun rief Thomas Ilic an. Die Besprechung war vorbei. Bruckner und Sandy fuhren zu Serge, dem Exfreund von Nadine. Holzner blieb über Nacht in der Zelle, möglicherweise würde die Beschuldigung am Morgen um Mordverdacht erweitert werden. Ein Superschauspieler, hatte Bruckner gesagt, und wer soll’s denn sonst gewesen sein? Ein Aso halt, sag ich mal, der ausgerastet ist.
    Was das Alibi betraf … Sandy hatte Eddies Mutter gefragt. Angeblich war Holzner den ganzen Sonntag zu Hause gewesen, hatte das Haus erst am Montagmittag kurz verlassen. Aber wer sollte der Mutter glauben?
    »Sagt Bruckner«, sagte Thomas Ilic.
    Sie fragte, was Bermann dachte. Der sei sich nicht sicher, erwiderte Thomas Ilic. Doch weil aus Berlin und Stuttgart Druck gemacht werde, wolle er noch abwarten. Besser der Falsche in Untersuchungshaft als keiner. Dann hielten die da oben still.
    Sie beendeten das Gespräch.
    Vier zu null, Holzner sagte kein Wort. Schweißgeruch lag in der Luft.
    Vier zu eins.
    Dann war das Spiel vorbei. Gregori holte den Fernseher, Holzner folgte ihm mit dem Blick.
    Superschauspieler, dachte Louise. Wie satt sie Männer wie Bruckner und Bermann hatte. Männer wie Richard C. Müller und Holzner. Und wenn nun schon die Kinder so waren …
    Sie trat zur geschlossenen Tür der

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