Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)
der Wohnung, die er bald mit seiner Ehefrau teilen würde. Also keine Frauen, nur weitere Pornos und die Nackte im Käfig, bis die Diskussion eine Stunde später erneut aufbrandete. Man fragte Meirich, der es als Polizist aus der Stadt wissen musste, nach einem Puff, er nannte ihnen verschiedene bis hinüber nach Straßburg, fünf Gäste fuhren los. Die Übrigen schliefen ein oder sahen der Stripperin zu, die sich durch die Gitterstäbe berühren ließ, tranken weiter, zwei onanierten am Käfig, während sie sie betatschten.
Die Lady holen wir uns später, sagte Frank, wir drei, nur wir drei. Haberle wehrte ab, er wollte die nicht, wegen der Hygiene, der Gefahr von Krankheiten, er wollte eine saubere Junge, so eine wie die, von denen Frank erzählt hatte.
»Und du?«, fragte Löbinger.
Schweigen.
»Raus damit.«
»Ich schon«, sagte Meirich.
»Die Stripperin?«
»Ja.«
»Aber das war nicht drin?«
»Nein. Zuschauen und anfassen, mehr ging nicht.«
»Und? Habt ihr sie angefasst?«
»Später. Als die anderen eingeschlafen oder gegangen waren.«
»Gemeinsam.«
»Frank und ich. Dem Haberle war sie zu alt.«
»Also magst du Frauen, Hans?«
Meirich antwortete nicht.
»Ob du Frauen magst«, sagte Löbinger geduldig.
»Ja. Aber sie … mögen mich nicht.«
»Und Männer? Jungs? Magst du die auch?«
»Was soll die Frage?«
»Es heißt, du wärst ein Homo, Hans.«
Meirich stieß ein kraftloses Schnauben aus. »Blödsinn.«
»Jemand hat dich mal mit einem jungen Stricher im Wagen gesehen.«
»Ach, das. Das war mein Neffe.«
»Dein Neffe ist Stricher?«
»War. Er ist tot. Ich wollte helfen, aber …«
Ein Moment des Schweigens folgte. Dann sagte Löbinger: »Zurück zu eurer Party. Wie muss man sich das vorstellen? Ihr steht nebeneinander an dem Käfig und fasst sie an?« Meirich nickte offenbar, denn Löbinger sagte: »Unfassbar.«
»Ja«, sagte Meirich.
»Und dann?«
»Dann sind wir losgefahren.«
Nadine war die letzte von einer Reihe junger Frauen, bei denen sie es probiert hatten, in Diskotheken, Bars, im Bermuda-Dreieck nahe dem Martinstor, wo die jungen Leute auf den Straßen standen und tranken. Frank hatte die Frauen angesprochen, war abgeblitzt, wieder und wieder, trotz Lächeln und Charme, manche hatten sich schweigend weggedreht, eine hatte ihn ausgelacht. Er wurde immer wütender.
Da sahen sie Nadine.
Sie stand am Martinstor, verabschiedete sich eben von Serge, dem Exfreund. Serge verschwand in der Fußgängerzone, Nadine wandte sich in Richtung Taxistand. Doch dort stand kein Wagen.
Dann ging alles sehr schnell. Haberle hielt neben ihr, in der Annahme, Frank wolle sie ansprechen. Stattdessen stieg Frank aus, legte ihr im Schutz des Autos die Hand auf den Mund, zerrte sie hinein. Was soll das, fragte Meirich, bist du verrückt, und Frank sagte lachend: Mitgefangen, mitgehangen, während er Nadine mit einem Taschentuch knebelte und ihr mit seinem Gürtel die Hände auf dem Rücken fesselte.
»Ich dachte … Ich wollte das nicht, aber sie roch so gut und war so hübsch, und Frank hat sie an mich gedrückt, und alles war plötzlich so einfach und … folgerichtig , und sie hat sich überhaupt nicht gewehrt, und ich dachte, wenn sie sich nicht wehrt, dann … Und dann hat Frank angefangen, sie auszuziehen, und Dietmar hat gerufen, dass er sie als Erster will, dass er nur mitmacht, wenn er sie als Erster kriegt, und Frank hat gesagt, gut, kriegst du sie als Erster, darfst sie entjungfern, und Dietmar sagt: Ich weiß, wo wir hinkönnen, ich weiß, wo wir hinkönnen, und er fängt an zu singen: Ich weiß, wo wir hinkönnen, und ich krieg sie als Erster, und Frank lacht und drückt sie mir in die Arme, sie ist jetzt ganz nackt, und ich spüre ihre … ihren Körper, und Frank lacht, und Dietmar singt und …«
Meirich brach ab. Auch Löbinger schwieg.
Draußen war es dunkel geworden, der Streifen Licht über dem Kaiserstuhl verschwunden. Einmal hatte der Regen für ein paar Minuten nachgelassen, dann war er wieder stärker geworden. Sie wollte nicht, dass Meirich weitersprach, wollte nicht weiter zuhören. Sie wollte keine Einzelheiten erfahren, nicht wissen, wer Nadine was angetan hatte. Sie wollte gehen.
Sie wäre gern nach Hause gefahren, aber in ihrer Wohnung saßen Kollegen vom Fahndungsdezernat, und draußen … Draußen wartete vielleicht Frank Nicolai. In Ben Liebermanns Wohnung konnte sie nicht, sie hatte keinen Schlüssel. Und für den Parkplatz in St. Georgen war es zu
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