Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)
Männer aus ganz Deutschland die Gäste, man kannte sich vom Studium, vom Bund, vom Sport, aus wilden Freiburger Zeiten, die lange zurücklagen. Immobilienmakler wie Michael Engele, der Gastgeber, Banker, Ärzte, ein Handballer, zwei, drei ewige Studenten. Hans, der Polizist, Dietmar, der Hautarzt, Frank, der Unternehmensberater. Hier hatten sie sich kennengelernt.
»Wie bitte? Ihr kanntet euch vorher nicht?«
»Nein.«
»Ihr habt euch nie zuvor gesehen, und dann geht ihr zusammen raus und holt euch ein Mädchen?«
Meirich antwortete nicht.
Nach einem Moment sprach er weiter.
Ein Abend mit Programm, im Stundentakt zog die Gesellschaft von Raum zu Raum. Der Aperitif im ersten Zimmer, im zweiten ab achtzehn Uhr das Spiel Deutschland – Brasilien auf einer meterbreiten Leinwand mit Bier und Hors d’œuvres, nach dem Spiel Abendessen im dritten, Dessert am Kamin im vierten. Im fünften eine Bar mit jeglichen Spirituosen, die man sich nur vorstellen konnte. Irgendwann schloss Engele die Tür zum sechsten Raum auf, der abgedunkelt war, laute Diskomusik setzte ein, farbige Lichter, Stroboskop, auf einem Fernsehbildschirm lief ein Porno, und mitten im Raum stand in einer Säule aus rotem Licht ein überdimensionaler Käfig, in dem eine nicht mehr ganz junge Stripperin tanzte.
Inzwischen waren die meisten betrunken. Wer nicht betrunken war und keine Pornos und keine Stripperin sehen wollte, ging irgendwann.
»Und ihr? Haberle, Frank und du?«
Meirich zögerte. »Sind geblieben.«
»Und habt euch aufgegeilt.«
Keine Antwort.
»Da kanntet ihr euch schon?«
»Ja.«
Sie saßen seit dem Spiel zusammen, die Abneigung gegen Fußball verband sie. Während der Partie machten sie sich über die deutschen Spieler lustig, über die Leidenschaft, mit der die anderen mitfieberten, Meirich und Haberle eher zurückhaltend, Frank provozierend und laut. Sie wurden zurechtgewiesen, hinausgebeten, Frank lachte nur. Haberle kehrte zu den Aperitifs zurück, Meirich verfolgte das Spiel schweigend, Frank provozierte und lachte weiter. Plötzlich stand einer der anderen Männer mit geballten Fäusten vor ihm, Frank sprang begeistert auf, Meirich und Engele gingen rechtzeitig dazwischen.
Meirich zog Frank in den ersten Raum, wo Haberle saß und trank. Frank brachte das Gespräch auf Frauen, erzählte von seiner Vorliebe für die jungen, zwanzigjährigen, seit er die dreißig überschritten hatte, feste, frische Körper, noch nicht ausgeleiert wie die zehn, zwanzig Jahre älteren, dass er sie an der Uni und in den Studentenkneipen und den Diskos aufgabelte, dass sie ihn mochten, seine Erfahrung, seine Väterlichkeit und weil er sie über ihre Grenzen hinausführte. Meirich und Haberle schwiegen, habt wohl nichts zu erzählen, sagte Frank lachend und hatte ganz offensichtlich recht.
Meirich brach ab.
»Weiter.«
»Nicht wenn …«
»Sie bleibt«, sagte Löbinger.
Während sie von den anderen isoliert im ersten Zimmer saßen, malte Frank genüsslich aus, wie leicht er es mit den jungen Frauen hatte, ein Lächeln, ein bisschen Charme genügten. Wie bereitwillig sie waren, offen für alles, ganz weit offen, sagte er und lachte wieder, ein aggressives, selbstzufriedenes, höhnisches Lachen, da hätte ich ihm gern eins auf die Fresse gegeben, sagte Meirich, weil er nicht aufhören wollte zu lachen und zu provozieren …
Und Frank provozierte weiter. Haberle fragte er, wann er zuletzt eine außer seiner Frau gefickt habe. Haberle schwieg, Frank kicherte. Meirich fragte er, wann er überhaupt zuletzt gefickt habe, alter Mann, na komm, geht denn da noch was, außer wenn du dafür zahlen musst? Da hab ich was erfunden, sagte Meirich, Kolleginnen, Sekretärinnen, eine Nachbarin. Ah, ein Womanizer, rief Frank und lachte, und es war klar, dass er kein Wort glaubte.
Und so ging es weiter, bis das Abendessen eröffnet wurde, da saßen sie wieder zusammen. Die anderen sprachen über Fußball, wogen die Chancen ab im Spiel gegen Mexiko, Frank sprach wieder über Frauen, da kriegen wir heute noch was, sagte er und deutete auf die Tür zum nächsten Raum, hab da was läuten gehört.
Gegen zwei Uhr morgens waren noch vierzehn, fünfzehn Gäste da. Diskussionen über den weiteren Verlauf der Nacht begannen, die meisten drehten sich um die Stripperin. Frank wollte sie aus dem Käfig holen, doch die kleine Tür war zugesperrt, den Schlüssel hatte die Stripperin am G-String baumeln. Andere wollten Nutten holen, doch Engele wollte keine Nutten in
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