Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
Milton? Hibberts Adresse? Hättest du ihnen nicht gleich eine Wegbeschreibung mitgeben können?« Sie maß ihn mit einem kalten Blick. »Sie werden dich finden, Michael. Sie werden dich finden und verhaften. Und dann?«
Er öffnete den Mund. Ihm lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, doch dann schluckte er sie hinunter und setzte sich stattdessen Dee gegenüber auf die zweite Couch. Mit gefalteten Händen lehnte er sich nach vorn.
»Weißt du, was du für einer bist, Michael?«
»Bitte klär mich auf, Dee.«
»Du bist wie einer dieser Prominenten, die alles haben und trotzdem den Hals nicht vollkriegen. Genau so einer bist du. Du hast alles, was man sich nur wünschen kann, aber irgendwie ist dir das zu einfach. Du langweilst dich. Und dann musst du hingehen und alles versauen.«
Er fuhr sich seufzend mit den Fingern durchs Haar.
»Ich habe keine Lust auf solche Aussetzer, Michael. Du kannst gerne in dein Verderben rennen, wenn du unbedingt darauf bestehst. Aber ohne mich. Dafür habe ich zu hart gearbeitet.«
Er seufzte erneut und ließ die Hände sinken. »Pass auf«, sagte er versöhnlich, »wir müssen zusammenhalten, statt uns zu streiten. Es gibt einen Ausweg. Ich bin mir ganz sicher.«
Dee erwiderte nichts.
»Hör zu«, fuhr er fort, »ich habe mit einigen unserer Leute bei der Polizei gesprochen. Mich nach dieser DS James erkundigt. Und alle haben mir versichert, dass wir uns wegen ihr keine Sorgen zu machen brauchen.«
»Tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich. Sie ist eine Schnapsdrossel, die nicht mal weiß, wo vorn und hinten ist. Völlig inkompetent.«
»Vorhin kam sie mir aber gar nicht so inkompetent vor.«
»Vor ihrem Partner musst du dich in Acht nehmen. Er ist der Schlaue.« Michael legte den Kopf in den Nacken und dachte nach. »Und er hat mich nicht gesehen.«
»Na und?«
»Somit ist sie die Einzige, die bezeugen kann, wie ich aussehe – beziehungsweise der Mann, mit dem sie am Tatort gesprochen hat. Das ist doch eine gute Ausgangslage. Du wirst sehen, mit der werden wir fertig.«
Dee blickte ins Leere. Körperlich war sie anwesend, doch ihre Gedanken waren weit weg. Sie überlegte, plante, entwickelte Strategien. Das tat sie seit Jahren. Und ihr fiel immer etwas ein. Ein Ausweg. Etwas, das sie ihrem Ziel einen Schritt näher brachte. Immer, seit …
Gleich darauf war sie wieder im Hier und Jetzt. Sie sah Michael an. Ruhig und gefasst. Dann erklärte sie: »Sie muss weg.«
Michael blinzelte. »Was?«
»Sie muss weg.«
»Ja, aber … Sie ist bei der Polizei . Wir können sie nicht einfach so aus dem Weg räumen.«
»Und warum nicht?«, fragte sie leichthin, als unterhielte sie sich darüber, ob sie ein bestimmtes Bild kaufen oder das Zimmer neu streichen lassen sollten. »Mit Hibbert haben wir es doch auch so gemacht. Wir waren clever. Vorsichtig. Man wird seine Spur niemals zu uns zurückverfolgen können.«
»Meinetwegen, aber … Sie ist Polizistin. Polizisten sind unantastbar.«
»Sind sie nicht. Wir müssen es bloß geschickt anstellen. Weniger offensichtlich als bei Hibbert. Und wir nehmen nicht den Golem. Wir müssen diskreter vorgehen.«
»Aber …«
»Uns bleibt keine Wahl. Also tun wir es.«
Michael schwieg. Fuhr sich wieder mit den Fingern durch die Haare.
Dee stand auf und trat zu ihm. Baute sich breitbeinig vor ihm auf. Er schaute zu ihr hoch, als sie weitersprach. »Das ist reine Schadensbegrenzung. Es geht nicht anders.«
»Aber –«
»Wenn du es nicht machst, dann mache ich es.«
Er sah sie ungläubig an.
»Ein Unfall wäre gut«, überlegte Dee laut. »Nein. Sie verschwindet ganz einfach spurlos. Wir könnten es gemeinsam machen.« Sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß. »Das würde dir gefallen, stimmt’s? Wir zwei … machen uns zusammen die Finger schmutzig …«
Er spürte die ersten Anzeichen einer Erektion, kaum dass sich ihre Körper berührten. Sie hatte immer dieselbe Wirkung auf ihn.
Immer.
Und er konnte gar nicht genug davon bekommen.
»Helen Hibberts Abgang ist schon in Vorbereitung. Was macht einer mehr oder weniger da schon aus …?
Sie zog den Reißverschluss ihrer Joggingjacke auf und streifte sie ab. Michael sah ihr gebannt dabei zu. Dann zog sie sich das T-Shirt über den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. Sie griff nach hinten, hakte ihren BH auf und ließ ihn fallen.
»Ich würde es auch ohne dich machen«, sagte sie.
Er schluckte schwer. »Nein, ich … ich mache es … mit dir zusammen …«
Sie lächelte.
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