Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
hin und wieder ein bisschen schwierig sein, aber es gab genug, was einen dafür entschädigte. »Wenn wir auf hoher See sind, soll ich einen der Container über Bord werfen.«
»Und zwar denjenigen, der nicht in den Frachtpapieren steht. Den, der nicht existiert.«
Der Kapitän nickte.
»Gut.«
Erneut sah Sloane sich um. Horchte. Nichts. »Eine Sache noch. Sie werden einen Passagier haben.«
Der Kapitän runzelte die Stirn. Das war eine Abweichung vom Plan. »Wen denn?«
Sloane lächelte. »Mich.«
Die Augen des Kapitäns weiteten sich. »Aber … das war nicht vereinbart. Ich muss –«
»Sie müssen gar nichts. Ich bin nicht offiziell hier. Ich gehöre weder zur Mannschaft noch stehe ich auf der Passagierliste. Ich bin gewissermaßen ein zahlender blinder Passagier. Außer Ihnen und mir braucht niemand davon zu erfahren, verstanden?«
Der Kapitän nickte. Er wusste, wie viel sich Sloane sein Schweigen kosten lassen würde.
»Hervorragend. Wann können wir ablegen?«
Der Kapitän sah auf die Uhr. »In ein paar Stunden. Sobald es hell wird. Wir warten nur noch auf die Flut.«
Sloane nickte lächelnd. »Das dürfte genügen, um eine Kabine für mich aufzutreiben, in der ich mich einrichten kann.«
»Werden nur Sie mitfahren, Mr Sloane? Oder sonst noch jemand?«
Michael Sloane überlegte kurz.
»Nur ich«, sagte er dann.
106 »Dee Sloane hat so getan, als wäre sie Ihre Schwester?« Franks war verwirrt.
Stuart nickte. Für ihn schien die Sachlage vollkommen offensichtlich zu sein.
»Ja«, sagte Marina. »Genau.« Die Erkenntnis traf sie wie ein Stromstoß direkt in die Synapsen. »Die Frau am Telefon. Die mich angerufen hat. Meinen Sie die?«
Stuart nickte geduldig, als sei er das einzig intelligente Wesen im Raum.
»Das war Dee Sloane?«
Nicken.
»Die echte Dee Sloane, sehe ich das richtig?«
Franks blickte ratlos zwischen Stuart und Marina hin und her. Er verstand kein Wort.
»Wie hat sie sich verraten, Stuart? Wodurch haben Sie sie erkannt?«
»Die Augen«, antwortete er. »Sie sieht jetzt anders aus, nicht mehr so … nett. Wie früher. Aber ihre Augen sind noch dieselben …«
Franks wandte sich hilfesuchend an Marina. »Wovon redet er?«
»Die Frau, die mich angerufen hat, die Frau, die meine Tochter in ihrer Gewalt hat, ist Dee Sloane.«
»Aber … wer ist dann die Frau, die mit Michael Sloane zusammenwohnt? Die, die von sich behauptet, seine Schwester zu sein?«
»Keine Ahnung«, gestand Marina. »Jedenfalls kann sie nicht Dee Sloane sein.«
»Und wieso nicht?«
Marina gab diese Frage an Stuart weiter. »Wieso nicht, Stuart?«
Er schien nicht zu verstehen, was sie von ihm wollte.
»Sie haben gesagt, sie sehe jetzt nicht mehr so nett aus wie früher. Was genau haben Sie damit gemeint?«
»Na, eben nicht mehr so nett. Nicht mehr so … hübsch. Früher war sie hübsch, aber jetzt ist sie nicht mehr hübsch.« Er schüttelte sich.
Marina wandte sich wieder an Franks. »Dee Sloane wurde damals mit einem Jagdgewehr angeschossen. An dem Tag, als ihr Vater und Stuarts Mutter getötet wurden. Sie wäre fast gestorben, hat aber dann doch überlebt, genau wie ihr Bruder. Sie musste unzählige Operationen über sich ergehen lassen. Vielleicht wurde es ihm irgendwann … ich weiß nicht … zu mühsam mit ihr?«
»Sie meinen, er hat sie gegen ein anderes Modell eingetauscht?«, fragte Franks.
»Stuart sagt, er habe seine Mutter und seinen Stiefvater nicht getötet und auch nicht auf seine Stiefgeschwister geschossen. Er sagt, Michael Sloane sei der Täter gewesen. Wenn Sloane kaltblütig genug ist, eine solche Tat zu planen, dann ist es doch durchaus vorstellbar, dass er seine eigene Schwester durch jemand anderen ersetzen würde, meinen Sie nicht?«
»Aber … Sie meinen, er hat seine eigene Schwester angeschossen?«
»Wieso nicht? Schließlich hat er ja auch seinen Vater und seine Stiefmutter ermordet. Falls meine Hypothese zutrifft.«
»Trotzdem …«
»Gary.« Marina senkte die Stimme, damit Stuart möglichst wenig von ihrer Unterredung mitbekam. Der allerdings schien ohnehin nicht zuzuhören. »Jemand hat versucht, diese Familie umzubringen. Ich habe damals an dem Fall mitgearbeitet und war nie auch nur eine Sekunde lang davon überzeugt, dass er es war.« Dabei wies sie diskret auf Stuart.
Franks schwieg.
Bevor Stuart einschlief, wollte Marina noch einen weiteren Versuch unternehmen, mit ihm zu reden. »Sie haben gesagt, sie sei nach Hause gefahren.«
Stuart sah
Weitere Kostenlose Bücher