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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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dann sollte sie das, was sie tut, einfach fortsetzen. Das ist ihre einzige Hoffnung, ihre Karriere zu retten. Wenn sie von anderer Seite beobachtet wird... sie weiß nicht genau, was das bedeuten könnte.
    Ihr Sprechgerät summt.
    »Dr. Phalen auf Eins«, sagt Laurena.
    »Danke.«
    Amy zögert, schüttelt den Kopf und drückt auf den Knopf, der die Verbindung herstellt. Dr. Phalens bleiche Gesichtszüge erscheinen auf dem Schirm. Er lächelt und sagt: »Guten Tag, meine Liebe. Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei einer unsagbar wichtigen Verwaltungsfunktion.«
    Amy kann sich trotz ihrer Sorgen ein Lächeln nicht verkneifen. »Nein. Tatsächlich wollte ich Sie auch gerade anrufen.«
    »Das trifft sich gut«, sagt Dr. Phalen, doch dann verblaßt sein Lächeln, und er wird ernst. »Gehe ich richtig in der Annahme, daß Sie mit mir über die Angelegenheit reden wollen, mit der sie heute morgen an Ben herangetreten sind?«
    »In der Tat«, erwidert Amy. »Es tut mir leid, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Dr. Hill nicht völlig aufrichtig zu mir war. Zumindest kam es mir so vor. Er schien, nun ja... Sie wissen, wie das Gespräch endete. Und er schien von Anfang an ziemlich aufgeregt zu sein.«
    »Ich bin ganz sicher, daß es so ausgesehen haben muß«, sagt Dr. Phalen in ruhigem, fast vertraulichem Tonfall. »Ben steht unter einem ziemlichen Druck, meine Liebe. Streß. Alles streßbedingt. Ich bin sicher, Ihnen ist das Husten und Niesen nicht entgangen. Ausschließlich psychosomatisch. Er setzt so große Hoffnungen auf unser gegenwärtiges Forschungsprojekt. Kaum auszudenken, wie er reagieren könnte, sollten sich die Dinge nicht so entwickeln, wie er sich das vorstellt.«
    Davon hat Amy nichts gewußt. Wenn Dr. Hill tatsächlich krank ist... »Befindet er sich in medizinischer Behandlung?«
    »Meine Liebe, versuchen Sie mal, einen Arzt dazu zu bringen, einen Arzt aufzusuchen. Es ist völlig unmöglich. Aber ich habe ein wachsames Auge auf unseren Freund. Sie können versichert sein, daß ich eingreife, bevor Ben auch nur in die Nähe eines Zustands gerät, der sich als Krise bezeichnen ließe.«
    Amy nimmt an, sie sollte sich beruhigt fühlen. Dr. Phalen hat, abgesehen von seinen anderen Errungenschaften, natürlich auch ein Diplom in Medizin. Aber wie wirkt sich das auf ihr Problem aus? »Tja... Es tut mir leid, wenn ich die Dinge für Dr. Hill verschlimmert haben sollte. Das lag gewiß nicht in meiner Absicht. Ich hoffe, er kommt wieder in Ordnung.«
    »Ben ist stärker, als er aussieht, meine Liebe. Er wird es schon schaffen.«
    »Ich bin sicher, daß Sie recht haben.«
    Dr. Phalen lächelt verständnisvoll.
    »Ich würde gerne auf ein Gespräch in Ihr Büro kommen.«
    »Sie sind immer willkommen, meine Liebe. Unglücklicherweise bin ich gerade zu Hause. Meine Frau hatte einen Anfall, einen kleinen, aber ich bin der Ansicht, ich sollte in der Nähe bleiben, bis sich die Situation wieder stabilisiert hat.«
    »Oh... ja, natürlich.«
    Es ist allgemein bekannt, daß Dr. Phalens Frau sterbenskrank ist, unheilbar. Sie siecht seit Jahren dahin. Irgendeine langsame, zehrende Krankheit. Diese Tatsache ist es, die Dr. Hills Geschichte, seine Frau sei krank und daher nicht fähig, sich um die Verwaltung ihres Geldes - die drei Millionen auf dem versteckten Konto - zu kümmern, so unglaublich erscheinen ließ.
    Wenn man schon lügt, sollte man zumindest kreativ sein.
    »Aber wenn es wichtig ist - und ich bin sicher, das ist es -, sind Sie herzlich eingeladen, zu mir nach Hause zu kommen.«
    Amy zögert. Phalen privat aufsuchen? Keine gute Idee. Eine Besprechung, die weit jenseits der normalen Schranken des Konzernmilieus abgehalten würde, könnte als konspirativ und daher als belastend betrachtet werden. Hinzu kommt die Tatsache, daß sie in das Haus eines Mannes eindringen würde, dessen Frau nach allem, was sie weiß, gerade im Sterben liegen könnte.
    »Nein, ich kann nicht einfach so bei Ihnen eindringen«, sagt Amy. »Wann rechnen Sie damit, wieder in Ihr Büro zurückzukehren?«
    »Wahrscheinlich später am Abend«, sagt Dr. Phalen. »Ich könnte Sie anrufen, wenn ich sicher bin, daß sich der Zustand meiner Frau stabilisiert hat.«
    Amy hat wohl keine andere Wahl. Auf eine sofortige Besprechung zu bestehen, wäre unerhört, grausam und unmenschlich. Sie wird ganz einfach warten müssen. Ihr Terminal wird auf jeden Fall eine Aufzeichnung dieses Gesprächs in ihrer permanenten Datenbank abspeichern, so

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