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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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nicht, daß diese Überprüfungen narrensicher sind, und die immer größer werdende Wahrscheinlichkeit, daß Hurley-Cooper betrogen worden ist, macht Amy so wütend, daß sie schreien könnte.
    Statt dessen schlägt sie mit der Faust auf den Schreibtisch, so fest, daß es weh tut, dann lehnt sie sich wieder zurück und bedeckt die Augen mit der Hand. Die Frage lautet jetzt nicht mehr, ob die sieben undzwanzig fraglichen Gegenstände je benutzt worden sind. Hat Hurley-Cooper sie überhaupt je erhalten? Hat Hurley-Cooper tatsächlich etwas für sein Geld bekommen, oder sind die Nuyen auf irgendeinem Privatkonto gelandet?
    Und was, zum Teufel, soll sie jetzt machen?

33
     
    Der Nachmittag geht in den Abend über. Tikki beobachtet und wartet. Die Straße vor ihr ist eine Seitenstraße, und sie ist fast erstickend: zu beiden Seiten dicht an dicht stehende dreistöckige Ziegelhäuser, von Menschen übersäte Bürgersteige, mit geparkten und aufgegebenen Wagen vollgestopft. Überall ist Stein und Metall und Plastik und drängendes, stoßendes Fleisch. Tikki fragt sich, wie sie je etwas Anziehendes an dieser erstickenden Woge der Metamenschheit gefunden hat. Die Gerüche, der Anblick und die Geräusche künden alle von der Vernarrtheit der Zweibeiner in Dinge, Maschinen, Zierat und Kinkerlitzchen. Alles Dinge, die keine Bedeutung haben. Keinen Sinn.
    Ihr Junges hat Bedeutung. Sie weiß nicht genau, worin seine Bedeutung liegt oder mit welchen Worten seine Bedeutung beschrieben werden kann, aber die Bedeutung ist da. Sie kann sie spüren, sie kann sie riechen. Sie wartet irgendwo, in irgendeiner Ecke ihres Verstandes. Sie hat das Gefühl, ihr Junges zu finden, könnte die wichtigste, die bedeutendste Sache ihres Lebens sein. Ihr Instinkt erinnert sie praktisch mit jedem Atemzug daran.
    Sie sitzt auf dem Fahrersitz eines etwa in der Mitte des Blocks am Randstein geparkten Eurovan. Eurovans werden in New Jersey hergestellt und sind kein ungewöhnlicher Anblick. Dieser ist verbeult und verrostet. Die Scheiben sind dunkel getönt. Er verschmilzt sehr gut mit dem Straßenbild. Tikki sitzt da und wartet. Sie ist inkognito, getarnt, nicht nur durch ihre menschliche Gestalt, sondern auch durch ihr Kostüm, das niemand mit ihrer Striper-Identität in Verbindung bringen würde.
    Die goldblonden Haare der Perücke fallen ihr über die Schultern und bis zur Taille. Szenen aus Taffy Lees letzter SimSinn-Produktion flackern über das glänzende schwarze Makrotech ihrer Jacke. An den Händen trägt sie schwarze Spitzenhandschuhe. Ein Rock klebt an ihren Hüften wie eine zweite Haut. Rote LED-Spinnen flitzen das Netzwerk ihrer Strümpfe auf und ab und verschwinden unter ihrem Rock und in den schwarzen Kunstlederstiefeletten an ihren Füßen. Make-up, Ohrringe, Ketten und Armreifen vervollständigen das Bild. Sie ist nur einer von vielen Gossenpunks, die darauf warten, daß das Hoch von morgen vorbeikommt und sie findet, wie die meisten der Zweibeiner, die sie auf der Straße sieht.
    Stunden vergehen. Die Dämmerung bricht herein, und die Zweibeiner, die unterwegs sind, bekommen einen düstereren Anstrich. Die Raubtiere kommen heraus. Niemand gibt Tikki Grund zur Sorge. Sie konzentriert ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf ein bestimmtes Haus auf der anderen Straßenseite. Keine Lichter, kein Zeichen von Bewegung. Seit ihrer Ankunft ist weder jemand hineingegangen noch herausgekommen. Das Telekom, das fünfmal in dem Büro von NewMan Management Systems angerufen hat, befindet sich angeblich in diesem Haus.
    Ist es O'Keefes Haus? Oder nur eine weitere trügerische Fassade? Es wird Zeit, daß sie es herausfindet.
    Sie verläßt den Eurovan und überquert die Straße. Ihr Magna Z-Passepartout öffnet das Schloß der Haustür. Sie tritt ein.
    Jedes Lebewesen hinterläßt Spuren an seinem Wohnort. Die Spuren sammeln sich, bis sie der Luft einen gewissen Anstrich und dem Ort einen eindeutigen Charakter verleihen. Dieser spezielle Ort stinkt nach Elfen.
    Niemand zu Hause. Das weiß sie, noch bevor sich die Tür öffnet. Der Hintergrundgestank nach Elfen kann diese Erkenntnis nicht trüben, nicht mehr, als ein paar Topfblumen sie zu der Ansicht verleiten könnten, sie befinde sich in einem Wald. Lebendige Körper sondern frische Düfte ab, die sich unverkennbar und eindeutig vom Stempel der Gerüche unterscheiden, die sich mit der Zeit an einem Ort einnisten, und die Gerüche hier sind alle alt. Wie alt genau, kann sie nicht mit Gewißheit sagen: ein

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