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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Sie hat kaum mit der Erklärung begonnen, als er sagt: »Ich wußte gar nicht, daß du noch einen Bruder hast.«
    Der Versuch, das zu erklären, bringt sie wieder auf den Boden. Sie versucht Zeit zu gewinnen, indem sie von sich und Scottie als Kinder erzählt. Das gibt ihr Gelegenheit, zumindest zu versuchen zu verstehen, warum sie Harman gegenüber ihren Bruder nie erwähnt hat. Es handelt sich um mehr als nur einen Streich, den ihr Gedächtnis ihr gespielt hat. Es handelt sich um eine absichtliche Unterlassung, über die sie Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte von Malen zumindest flüchtig nachgedacht hat, und es stört sie.
    Einen Schamanen zum Bruder zu haben, wenn diese Bezeichnung auf Scottie zutrifft, ist nichts, dessen sich ein Pinkel rühmen sollte. Schamanen geben keine guten Pinkel ab. Konzerne und Execs mißtrauen ihnen. Diese Tatsache hat sie früher beeinflußt, als Scottie nicht da war, als sie und Harman sich noch nicht lange kannten, aber, davon läßt sie sich nicht mehr irritieren. Wenn Harman sich wirklich etwas aus ihr macht und eine gemeinsame Zukunft mit ihr anstrebt, wird er das akzeptieren müssen.
    Er scheint die Neuigkeiten gut aufzunehmen. Bevor sie ihre Geschichte beendet hat, lächelt er merkwürdig und sagt: »Heißt das, du hast magische Gene?«
    »O Gott, nein...« Was für ein Witz. »Ich bin so normal, wie es überhaupt nur möglich ist.«
    »Und angenommen, du hast Kinder?«
    Das ist jetzt eine plötzliche, beängstigende Wendung. Amy zögert. Der Gedanke macht sie sprachlos, und sei es auch nur, weil sie die Frage nicht aufrichtig mit einem entschiedenen Nein beantworten kann. Die Wissenschaft muß erst noch bestimmen, was der genetische Unterschied zwischen einem Magier und einem Normalsterblichen ist. Sie kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, daß ein Kind von ihr sich als nicht magisch aktiv erweisen würde.
    »Amy, ich mache nur Spaß.«
    »Tut mir leid. Ich wollte nur...«
    »Nein, mir tut es leid«, beharrt Harman. »Natürlich kannst du daran nichts Komisches finden. Es war eine ganz dumme Bemerkung. Ich entschuldige mich.«
    Amy holt tief Luft und sagt: »Ändert sich dadurch irgend etwas?«
     
    »Du meinst, durch deinen Bruder? Ich würde ihn gern kennenlernen. Aber er ändert mit Sicherheit nichts an meinen Gefühlen für dich.«
    »Ich bin so froh, daß du das sagst.«
    »Tja...« Harman lächelt warm, doch das Lächeln weicht einer aufrichtigen, aber nüchternen Miene. »Ich kann nicht behaupten, daß ich nicht überrascht bin. Ich bin es. Tatsächlich bin ich vielleicht sogar überraschter, als mir jetzt klar ist, wenn du weißt, was ich meine. Was alles andere betrifft... warum reden wir darüber nicht bei einem Abendessen?«
    »Ja, du hast recht. Laß uns das tun.«
    Das ist alles noch sehr neu. Sie brauchen beide Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Gedanken an Kinder und Magie sollten besser bis nach dem Abendessen und dem Gespräch über ihre gemeinsame Zukunft warten.
    Nach Beendigung des Gesprächs wendet sich Amy der ernsten Angelegenheit zu, die auf sie wartet: der geheimnisvollen Datei aus dem Netz der Metawissenschaftsgruppe. Sich zu konzentrieren, bedarf einer gewaltigen Anstrengung.
    Die geheimnisvolle Datei, offenbar eine Liste von Zahlungen, enthält einen Eintrag für jeden einzelnen der siebenundzwanzig Gegenstände, die das Verbrauchskontrollprogramm nicht als verbraucht aufgelistet hat. Die Einträge in der Datei enthalten außerdem insgesamt dreiunddreißig Namen, augenscheinlich die Namen von Konzernen.
    Amy schaltet sich mit ihrem Schreibtischterminal in Hurley-Coopers Datenbank für Kontoauszahlungen ein. Bei jedem Einkauf erfolgt ein Eintrag in die Auszahlungsdatenbank, um einen Beleg für die finanzielle Transaktion zu haben. Für jeden der siebenundzwanzig nicht ausgewiesenen Gegenstände müßte es einen Zahlungsnachweis einschließlich spezifischer Informationen geben, wohin das Geld gewandert und wie es dort hin gelangt ist. Und, wie sie rasch herausfindet, die Nachweise sind für jede einzelne Transaktion da.
    Laut Auszahlungsnachweise ist das Geld für die siebenundzwanzig Gegenstände in allen Fällen zu den in ihren Einkaufsunterlagen genannten Konzernen gewandert. Nichts deutet auf Betrug oder auch nur schlampige Buchführung hin.
    Nächster Schritt.
    Amy schaltet ihr Terminal in das Lokale Telekommunikationsgitter ein und ruft TransUnion Intercorp an. Sie wählt die Datenbank der TUI mit Konzernprofilen an. TUI besitzt allgemeine

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