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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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erwidert Dr. Hill. »Es müßte eigentlich ungefährlich sein.«
    In der Vergangenheit hat es einige Zwischenfälle gegeben. Wilde Tiere, insbesondere die Erwachten Spezies, können voller Überraschungen stecken. Einmal hatten sie eine Art menschlich aussehenden Schimpansen, der aus seinem Käfig ausbrach, im ganzen Haus herumlief und Dinge ruinierte. Das Tier hat ein ziemliches Chaos angerichtet.
    Max fährt seinen Hubwagen auf die Laderampe. Roger und Aphrodite, die Elfen, wuchten einen großen grauen Kasten mit Gitterstäben an den Seiten aus dem Laderaum des Lieferwagens. Max geht ihnen dabei zur Hand, den Kasten auf den Hubwagen zu verfrachten. Er wiegt etwa fünfzig Kilogramm. Die dunkle Gestalt darin scheint nicht allzu glücklich zu sein. Sie knurrt und faucht wie ein Hund, der sich heiser gebellt hat, und schlägt gegen die Seiten des Kastens. Max erhascht einen flüchtigen Blick auf lange, funkelnde Krallen. Sie sehen echt spitz aus.
    »Wir sehen uns«, sagt Thorstin zu Dr. Hill.
    »Teil zwei der Lieferung?« fragt Dr. Hill.
    Der Elf nickt. »Ja. In Kürze.«

35
     
    Um die Revisoren aus Tokio zu ehren, wird das übliche gemeinsame Mittwochabend-Essen ins Ginza House auf der New Bronx Plaza verlegt. Amy hat sich schon oft genug durch Essen im Tatami-Stil - man sitzt auf Polstern auf dem Boden - gequält, um es mit Gelassenheit über sich ergehen zu lassen.
    Der private Speiseraum könnte direkt aus Japan stammen. Alles sieht nach echtem Holz, Papier oder Ton aus: der lange, niedrige Tisch, die Laternen, die Schüsseln und Tassen und Teller. Die Blumenarrangements sehen aus, als seien sie von einem Künstler gestaltet worden. Der Maitre trägt ein traditionelles Kostüm und gestikuliert mit einem kleinen Fächer. Frauen in pastellfarbenen Kimonos hasten hin und her, ohne so auszusehen, als beeilten sie sich, und servieren und räumen ab.
    Das Menü besteht aus Shrimp Tempura, Platten mit rohem Fisch, Shabu-Shabu, Sukiyaki und einer nordjapanischen Spezialität namens Robata, einer Art Kebap. Und natürlich aus Atami-Bier und Sake, Mengen von Sake.
    Heute abend sitzt niemand am Kopfende. Es gibt keinen ›Kopf‹. Statt dessen konzentriert sich alles in der Mitte, wo Vernon Janasova und der Verwaltungsdirektor Enoshi Ken und Kurushima Jussai gegenübersitzen.
    Vernon stellt sich extrem unbeholfen mit seinen Eß- stäbchen an und macht Witze darüber. Amy versucht es zu ignorieren.
    Das Essen beginnt um achtzehn Uhr. Enoshi Ken redet ein wenig über Bogenschießen und Kendo, dann macht er ein paar nichtssagende Bemerkungen über KFK Internationals globale Strategien. »Diversifizierung ist das wesentliche Element«, sagt er. »Wir müssen gleichzeitig viele verschiedene Richtungen beschreiten, wenn wir den Herausforderungen der Zukunft begegnen wollen. Und wir müssen sorgfältig darauf achten, Überflüssiges abzubauen.«
    Diese letzte Bemerkung hinsichtlich des Überflüssigen stößt Amy sauer auf. Dabei muß sie an Richmond Research Associates drüben auf Staten Island denken. Richmond ist auch eine Tochter von KFK, dabei jedoch viel größer als Hurley-Cooper und weniger eine reine Forschungsanlage als vielmehr ein kommerzielles Labor. Die Firma hat einen größtenteils asiatischen Mitarbeiterstab und einen direkt aus Japan stammenden Geschäftsführer. Das wenige an echter Forschung, das die Firma leistet, führt praktisch immer zu äußerst lukrativen Patenten. Richmonds Bilanz läßt Hurley-Cooper normalerweise wie eine arme Verwandte erscheinen.
    Richmond genießt außerdem den Ruf, sich absolut an Konzernprotokolle und bürokratische Verfahrensweisen zu halten, während Hurley-Cooper in Wirtschaftspublikationen und auch anderswo als ›unkonventionell‹ bezeichnet worden ist.
    Im Sprachgebrauch der Konzernverwaltungen ist das ein anderes Wort für schlampig.
    Als Enoshi anfängt, über fettes und mageres Fleisch und darüber zu reden, wohin das, vom Konzernstandpunkt aus betrachtet, führen kann, schluckt Amy ein nach Orangen schmeckendes Stück Sushi ganz herunter.
    Sie sieht Enoshi an und sagt: »Selbstverständlich ist es für einen Wissenschaftler schwierig, exakt vorauszusagen, wohin der kreative Prozeß schließlich führt, der ein integraler Bestandteil jeglicher Forschung ist. Leonardo da Vinci hat einmal behauptet, die Natur sei voll von Ursachen, die niemals Einfluß auf die Erfahrung irgendeiner Person genommen haben. Wir limitieren unsere Chancen, diese Ursachen, diese

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