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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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zucken läßt, als sei sie von einem Pferd getreten worden. Einen Augenblick lang ist sie starr - dann schreit sie. Der Schrei ist laut und heiser und zeugt in Verbindung mit den Gerüchen in der Luft von ihren Schmerzen. Sie sind intensiv. Die Elfin stöhnt und keucht noch minutenlang weiter.
    »Wie heißt du?« fragt Tikki.
    Die Elfin ächzt. »Shaver...«
    Endlich eine Antwort, ein Straßenname, im wesentlichen bedeutungslos, aber ein Anfang. Ihr Instinkt drängt Tikki dazu, die Elfin mit dem sofortigen Tod oder langsamer Zerstückelung zu bedrohen, aber ihr Verstand weiß es besser. Bei einem Verhör darf man nichts übereilen. Es muß behutsam und sorgfältig durchgeführt werden.
    »Wer ist dein Anführer?«
    Shaver schüttelt den Kopf und faucht etwas Boshaftes. Tikki drückt auf den Auslöser des Schockstabs. Der Schrei der Elfin erhebt sich hoch und schrill und dauert länger als zuvor. Die Schmerzen sind stärker. Shavers Widerstand scheint nachzulassen.
    »Wer ist dein Anführer?«
    Shaver grunzt. »Tang.«
    Tang ist ein anderer Name O'Keefes. Des ehemaligen Söldners. Des Kopfgeldjägers. Des Elfs mit vielen Namen und vielen Scheinfirmen. »Wer ist die andere Elfin?«
    Shaver murmelt: »Geh zum Teufel.«
    Tikki setzt noch einmal den Schockstab ein, diesmal auf der Vorderseite, im Schritt. Als ihre Schreie schließlich enden, ist Shaver blaß und zittert. Schwach murmelt sie: »Whistle...«
    Noch ein Straßenname. »Warum wollte Tang mein Junges?«
    »Kopfgeld...«
    »Wer hat das Kopfgeld geboten?«
    »Keine Ahnung... Tangs Kunde...«
    »Warum wurde das Kopfgeld geboten?«
    Shaver grinst höhnisch. »Frag Tang...«
    Tikki setzt den Schockstab gegen beide Oberschenkel ein, und zwar mit einer Einstellung von 9. Als die Schreie diesmal enden, sieht man fast nur noch das Weiße in Shavers Augen. Ihr Kopf schwankt hin und her.
    »Warum wurde das Kopfgeld geboten?«
    »Foo... Forschung...«
    Tikki runzelt die Stirn.
    Forschung? Shaver riecht nicht so, als würde sie lügen, und doch hat sie eine Antwort gegeben, die Tikki nicht vorhergesehen hat. Forschung? Welchen Nutzen könnte ihr Junges dafür haben? In welche Art von Elfenintrige könnte O'Keefe verwickelt sein? Tikki erkennt plötzlich, daß das keine Rolle spielt. Es ist ihr egal. Es ist bedeutungslos. Sie muß ihr Junges entweder retten oder rächen und einige Rechnungen begleichen. Also zur Sache.
    »Wo ist mein Junges?«
    Shaver murmelt: »Verpiß...«
    Noch ein Stromschlag mit dem Schockstab. Noch mehr Schreie. Noch mehr Zeit verschwendet. »Antworte. Wo ist mein Junges?«
    »Tang...«
    »Adresse.«
    Es dauert nicht lange, bis sie die Adresse hat. Ein Straßenname und die Beschreibung eines Gebäudes gleich hier in der Bronx. Tikki steckt den Schockstab ein und geht in den rückwärtigen Teil des Lagerhauses.
    Dort warten zwei mit dunkelblauem Kunstleder bekleidete Mitglieder der Kong Destroyer: Baka und Dogmeat. Sie sind hier, weil der Anführer der Kong Destroyer gewissen Leuten, denen er Respekt entgegenbringt, Gefälligkeiten schuldig ist. Baka und Dogmeat sind beide über zwei Meter groß und so massiv wie ein Berg. Einer ist behaart, der andere kahl. Beide haben Hörner und riesige Fänge und große Mengen Dornen und Beschläge auf ihrer Kleidung. Beide tragen Smartguns.
    »Ich lasse die Elfenschlampe hier«, sagt Tikki zu ihnen. »Sorgt dafür, daß sie noch lebt, wenn ich zurückkomme.«
    Dogmeat grinst. »Null Problemo, Chummer.«
    »Wir sind auch echt nett zu ihr«, sagt Baka.
    Tikki zündet sich einen schlanken Zigarillo der Marke Dannemann Lonja an, nimmt einen Zug und verläßt das Lagerhaus. Selbst wenn ihr die Worte und das lüsterne Grinsen der Trolle nicht verraten hätten, was sie meinen, hätte sie es anhand ihrer Gerüche sofort gewußt.
    Sie hätte sie vor der Bauchklinge der Elfin warnen sollen.

37
     
    Das Wohnzimmer ist ein Trümmerfeld. Ein Tisch ist umgestürzt. Mehrere Pflanzenkübel sind zu Bruch gegangen. Überall liegen Lampen und Bilder herum, manche beschädigt. In den Wänden sind Schrammen und Löcher und auf Wänden, Möbel und Teppich Blutflecke. Nach allem, was er sieht, könnten hier zwei Trolle einen Kampf ausgetragen haben.
    »Shaver?« ruft Whistle.
    »Warte.«
    Doch zu spät. Whistle ist bereits unterwegs und läuft durch den Flur in die Küche und das Eßzimmer. O'Keefe wartet und lauscht, seine Luger SPv3 in der Hand. Er dreht sich um und öffnet das Paneel neben der Eingangstür, um das Sicherheitssystem

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