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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Sees. Ein hineingeworfener Stein mag die Oberfläche kräuseln, aber sie bleibt immer ruhig und gelassen, als stünde sie mit der Unendlichkeit in Verbindung. Das trägt erheblich zu ihrem Zauber bei.
    Enoshi holt tief Luft. Es ist drei Uhr nachts. Usami Gek würde zu dieser Uhrzeit nicht um ein Gespräch bitten, wenn es nicht wichtig wäre. Seine Pflicht ist klar. Er steht auf und geht in sein Uwabaki. Frederique hilft ihm in seinen Kimono.
    Im Badezimmer nimmt er eine Nodol gegen seine Kopfschmerzen, dann wäscht er sich Gesicht und Hände und kämmt sich. Der Konzernexec muß sich ein makelloses Aussehen bewahren. Das gilt erst recht für KFK Internationals Direktor für Konzerninterne Zusammenarbeit. Wäre die Angelegenheit, die ihn erwartet, nicht so offensichtlich dringender Natur, würde er sich die Zeit nehmen, einen Anzug anzuziehen.
    Als er das Badezimmer verläßt, begegnet ihm Frederique mit einem Kuß und nimmt sich dann einen Augenblick Zeit, um den Gürtel seines Kimonos zuzubinden.
    »Du wirst langsam zu einer zweiten Ehefrau.«
    Frederique lächelt. »Eine Ehefrau muß sich um Heim und Familie kümmern, mein Liebling. Eine Geliebte hat die Freiheit, sich um andere Dinge zu kümmern.«
    »Du bist mehr für mich als eine Geliebte.«
    Lächelnd verbeugt sich Frederique, und zwar exakt tief genug, um Demut zu demonstrieren, doch ohne dadurch ihre offensichtliche Freude zu schmälern. Bemerkenswert, daß eine Frau von so offensichtlich europäischer Abstammung die japanischen Sitten und Gebräuche so perfekt beherrscht. Mit jedem neuen Puzzleteil, das Enoshi entdeckt, wird sie rätselhafter - und reizvoller.
    Vor der Schlafzimmertür wartet einer der Sicherheitsbeamten, die Enoshi überallhin begleiten. Insgesamt gehören vier dieser Beamten zu seinem Stab. Mindestens einer ist immer in seiner Nähe. In Enoshis Augen ist das ganz einfach ein sichtbarer Beweis der Bedeutung, die andere seiner Stellung beimessen. Er selbst ist kein besonders wichtiger Mann. Die Arbeit, die er leistet, ist jedoch für KFKs nordamerikanische Unternehmungen wichtig. Aus diesem Grund wird er sehr gut bezahlt und mit einem eigenen Stab, Leibwachen und Dienstwagen samt Chauffeur bedacht. Aus diesem Grund, und allein aus diesem Grund, ist es ihm möglich, seine Geliebte aus Philadelphia einfliegen zu las sen, nur weil er sich in privaten Augenblicken einsam zu fühlen begonnen hat.
    Jetzt geht er jedoch mit forschen Schritten durch den Flur, der in das Wohnzimmer seiner Suite führt.
    Der Raum ist wie alle anderen in der Suite in dem extravaganten Stil eingerichtet, für den das Waldorf Park East Hotel berühmt ist: Ölgemälde, üppige Vorhänge, mit kunstvollen Schnitzereien versehene Holzmöbel. Die goldgerahmten Fenster am Ende des Raumes, an denen jetzt der Regen herunterläuft, gehen auf den Central Park hinaus. Alles in allem hält Enoshi die Suite für einen Exec in seiner Stellung für übertrieben. Sie wäre angemessener für ein Vorstandsmitglied von KFK, zum Beispiel Torakido Buntaro, den stellvertretenden Vorsitzenden.
    Enoshi setzt sich auf ein mit Satin bezogenes Sofa. Sein Sekretär bringt ein Tablett mit Kaffee und ein Päckchen seiner Zigaretten. Er zündet sich eine an und trinkt einen Schluck Kaffee. Seine Kopfschmerzen lassen ein wenig nach.
    »Bitten Sie jetzt Usami- san herein.«
    »Hai, sugu, Enoshi- sama «, erwidert der Sekretär eilig, indem er sich verbeugt.
    Einen Augenblick später kehrt er mit Usami Gek zurück. Usami ist reinrassiger Japaner. Er stammt ursprünglich aus Yodo, das zwischen Osaka und Kyoto liegt. Er ist groß und schlank und sieht ziemlich gefährlich aus, so gefährlich, daß er durchaus ein Krimineller sein könnte. Er trägt einen strengen schwarzen Anzug und ein dunkelblaues Strickhemd. Normalerweise bleibt die Auswahl seiner Garderobe Usami überlassen. Er ist ein hochrangiger Sicherheitsbeamter und als solcher in Geheimaktivitäten verwickelt, so daß er sein Aussehen manchmal seinen Aufgaben anpassen muß.
    Er tritt vor, verbeugt sich und sagt: »Bitte entschuldigen Sie die Störung zu dieser späten Stunde, Enoshi- sama.«
     
    »Yosh«, erwidert Enoshi. »Ich bin sicher, Sie tun nur Ihre Pflicht. Bitte nehmen Sie doch Platz. Was haben Sie zu berichten?«
    Usami verbeugt sich wiederum und setzt sich. »In den letzten Stunden sind zwei bedeutende Ereignisse eingetreten«, sagt er. »Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß Sie augenblicklich informiert werden sollten, nun, da sich

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