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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Wahrscheinlich war der Ser mon über seine Frau auch eine Lüge, eine spontane Erfindung ohne jeden Bezug zur Realität. Es liegt in der Natur der meisten Diebe, wenn nötig auch zu lügen. Diebe lassen sich nicht gerne erwischen.
    Amy führt Bandit aus Hills Büro und durch das Labor zur Eingangstür. »Oh... Dr. Phalen. Guten Morgen.«
    »Guten Morgen, meine Liebe.«
    Der Bursche, der ihnen in der Tür begegnet, ist groß, schlank und grauhaarig und sieht aus wie sechzig. Er lächelt, als er Amy begrüßt, und scheint sehr erfreut zu sein, sie zu sehen. Als Bandit einen Blick auf seine Aura wirft, bleibt ihm fast das Herz stehen.
    Die Aura eines Magiers ist unverkennbar, da sie sich von der Aura eines Normalsterblichen stark unterscheidet. Dies gilt insbesondere für einen Initiaten, aber ein Initiat kann seine Aura maskieren, seine arkanen Kräfte verschleiern und sich als Normalsterblicher ausgeben. Diesen Leuten wird es zur zweiten Natur, ihr Geheimnis zu wahren und die Wahrheit zu verbergen. Es bereitet ihnen keine Mühe. Nur ein anderer Initiat kann die Maske durchschauen.
    Bandit wechselt auf astrale Wahrnehmung, betrachtet Phalen und stellt fest, daß Phalen ihn ebenfalls betrachtet. In diesem Augenblick durchschaut Bandit die Maske und sieht eine Aura, wie er sie noch nie gesehen hat. Sie leuchtet vor Macht, mehr Macht, als ein einziger Mensch zu besitzen in der Lage sein dürfte, und ist praktisch frei von Emotionen wie ein Stuhl oder ein Stein oder ein anderer unbelebter Gegenstand. Bandits Überraschung ist so groß, daß er einen Augenblick lang fasziniert zögert, bevor er sich fängt und seine eigene Aura vorsätzlich maskiert.
    Praktisch im gleichen Moment verschwindet Phalens Aura ebenfalls hinter einer vorsätzlichen Maske, die sich nur mit starker Magie durchdringen ließe. Bandit wechselt wieder auf seine physischen Sin ne. Er stellt fest, daß Phalen ihn mustert und dabei lächelt.
    »Das ist Mr. Hatsumi«, sagt Amy. »Er gehört zum Revisionsstab von KFK.«
    »Ja, gewiß«, sagt Phalen immer noch lächelnd. »Ein Revisor. Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Sir.«
    »Ja«, erwidert Bandit. »Ganz meinerseits.«
    Die unterschwellige Bedeutung in dieser Begrüßung ist schreiend offensichtlich. Phalen muß wissen, daß er es mit einem Zauberkundigen zu tun hat, vielleicht mit einem Ebenbürtigen, vielleicht auch nicht. Bandit fragt sich, was für ein Spiel gespielt wird. Was hat Phalen vor?
    Phalen wendet sich an Amy. »Kann ich irgend etwas für Sie tun, meine Liebe?« fragt er.
    »Vielleicht später«, sagt Amy rasch. »Aber es könnte sein, daß Dr. Hill Hilfe benötigt. Er ist zum Waschraum gelaufen. Ich glaube fast, er könnte ernstlich krank sein.«
    »Ja, Sie haben ganz recht«, erwidert Phalen. Sein Lächeln bekommt etwas Mitfühlendes. »Ich war dort, als er hereinkam. Der Arme fühlt sich schon den ganzen Tag über nicht wohl. Ich glaube, ich sollte ihn besser nach Hause schicken.«
    Interessant.
    Phalen war nicht da, als Hill in den Waschraum gestolpert ist. Bandit war da und hat genau gesehen, daß niemand anderer anwesend war. Warum lügt Phalen wegen einer derart bedeutungslosen Sache?
    Hat er ebenfalls etwas zu verbergen?

48
     
    Sie sitzen wieder in dem gemieteten Toyota Elite und fahren auf der Jerome Avenue, als Amys Herz endlich zu hämmern aufhört. Sie war absolut überzeugt, daß Dr. Phalen ihre alberne Geschichte durchschauen und in Scottie einen Eindringling erkennen würde. Sie wird nie wieder etwas derart Riskantes tun! Nie wieder!
    »Hill hatte Angst.«
    Amy wirft einen raschen Seitenblick auf Scottie. Er sieht so ruhig aus wie ein Teller Sojasuppe, völlig unbeeindruckt. »Du hast solche Dinge schon öfter gemacht.«
    »Das liegt in der Natur der Shadowruns.«
    »Ich kann nicht glauben, daß wir tatsächlich durch das Tor gekommen sind.«
    »Waschbär kann jeder Gefahr entkommen. Seine Pfoten sind geschickt, und er kennt viele Tricks.«
    Genau das, was ihr jetzt gerade noch gefehlt hat: Schamanen-Geschwafel. Amy weiß nicht, was sie von dem, was er sagt, halten soll. Sie verdrängt alles, weil gerade nicht der richtige Moment dafür ist. »Du sagtest, Dr. Hill hätte Angst gehabt. Was meinst du damit?«
    »Ich meine, daß Dr. Hill Angst hatte.«
    »Angst wovor?«
    »Er empfand Furcht oder etwas Ähnliches wie Furcht, als ich ihn nach dem Konto auf der UCAS-Bank fragte. Seine Aura war äußerst turbulent. Er schien von Anfang an sehr beunruhigt zu sein. Ich

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