Jäger
Schweiß. »Was für ein
Tag!«, ächzte er.
•
Die Wachen führten den Arzt, der kurz nach zehn Uhr eintraf,
vom Eingangstor zum Haus. Nachdem er Bannings Hand im Gästehaus
untersucht hatte, sagte er, er empfehle, den Mann in ein Krankenhaus
zu bringen. Die Wunde sei schon ernst genug, größere Sorge
jedoch bereite ihm Bannings Geisteszustand.
Marquez stand draußen im Hof und machte Dehnübungen,
derweil die Hunde in den Zwingern ausrasteten, ununterbrochen bellten
und gegen die Maschendrahtzäune sprangen.
Banning sah benommen und völlig fertig zu mir empor, ehe sie
ihn zu dem wartenden Krankenwagen führten. Als ich ihm zuwinkte,
schüttelte er nur den Kopf. Er brauchte es nicht noch einmal zu
sagen: Ich bin ein solches Wrack.
Der Krankenwagen fuhr los und verschwand in der Dunkelheit.
Cousins hatte mich in eine Welt voller Albträume und ohne
jeglichen Sinn gezerrt. Man hatte mein Haus auf den Kopf gestellt und
mich drei Nächte ins Gefängnis gesperrt. Ich war zweimal,
glaube ich, unter Drogen gesetzt worden und wusste nicht, ob ich je
wieder Herr meiner eigenen Seele sein würde.
Sie wollten, dass ich ihnen half, aber was konnte ich tun? Mit
welchen Gegnern hatten sie sich eingelassen? Welche Chancen hatten
sie, heil aus diesem Schlamassel herauszukommen? Es türmte sich
alles auf meinen Schultern, und ich hatte nicht die geringste Ahnung,
wozu ich mich letztendlich entschließen sollte.
Die Rottweiler bellten und sprangen immer noch gegen den Zaun.
»Es ist wegen des Tumults und der vielen Leute«, sagte
Marquez. »Sie beruhigen sich schon wieder. Das tun sie
immer.« Er ging zu den Zwingern hinüber, um den Hunden gut
zuzureden, doch alle drei sprangen bellend gegen den Zaun. Zwei von
ihnen, stämmige Hündinnen, bissen in rasender Wut in den
Maschendraht, so dass Geifer auf den Betonweg spritzte. Mit
betretenem Grinsen zog sich Marquez zurück und schob die
Hände in die Pyjamataschen.
Als Cousins sich dem Zwinger von hinten näherte, nahmen die
Hunde seinen Geruch sofort auf. Der Rüde ging zu Boden und fing
an, sich in seinem abgetrennten Käfig herumzuwälzen und mit
wild rollenden Augen an seinen Pfoten zu nagen. Ich versuchte, eine
der Hündinnen zum Zaun zu locken, aber sie ignorierte mich und
bellte Cousins wie von Sinnen an.
»Wer füttert die Hunde?«, fragte ich.
»Wieso?«, erwiderte Marquez mit gekränktem
Blick.
Plötzlich verstand auch Cousins. »O Gott«,
stöhnte er. »Wer füttert sie, Joe?«
»Manchmal Tammy oder ich, hin und wieder auch die
Leibwächter.«
»Woher kommen die Leibwächter?«, fragte ich und
hätte mich ohrfeigen können, dass ich es nicht schon
früher erkannt hatte.
»Von einem Sicherheitsdienst in Van Nuys. Sie wechseln sich
alle paar Tage ab«, antwortete Marquez.
Cousins nahm Marquez beim Arm und zog ihn von den Zwingern weg.
Die Hunde beruhigten sich etwas, ließen die beiden jedoch keine
Sekunde lang aus den Augen. »Gehen wir zurück ins
Haus«, sagte Cousins.
Drinnen erklärte Cousins Marquez, dass die Leibwächter
das Anwesen verlassen müssten, wir könnten ihnen nicht
trauen. Marquez tigerte im Wohnzimmer auf und ab und ließ eine
langatmige und monotone Entschuldigungsrede vom Stapel, warf dabei
theatralisch die Arme in die Luft und verfluchte die eigene
Dummheit.
Ihm zuzusehen, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen
brachte. Ich trat neben Cousins und sagte leise: »Das ist nicht
das Land Oz, es ist Kafkaville. Banning ist nicht der einzige Irre
hier.«
•
Die Leibwächter ließen Marquez eine Erklärung
unterschreiben, dass ihre Firma für eventuelle Schäden
nicht haftbar gemacht werden könne, stiegen in einen schwarzen
Nissan SUV und fuhren durch das Haupttor davon.
Tammy schnappte sich Marquez und brachte ihn ins Bett.
Während ich auf Cousins wartete, warf ich einen Blick in den
Vorführraum. Der Zirkus war auf der großen Leinwand zu
einem Standbild erstarrt. Der Raum lag still und friedlich da. Nichts
von den Geschehnissen – ob auf der Leinwand oder davor –
kam mir real vor.
Cousins trat ein und machte hinter sich die Tür zu.
»Sieht ziemlich hoffnungslos aus, nicht?«, sagte er.
»Wann haben Sie sich alle kennen gelernt?«
»Vor einem halben Jahr. Marquez hatte mit Banning an einer
Idee für einen Kriegsfilm gearbeitet, bevor Banning markiert
wurde. Als Tammy letztes Jahr auftauchte, rief Marquez Banning an, um
seine Meinung zu hören. Nicht lange danach rief Banning mich
an.«
»Das ist eine wirklich
Weitere Kostenlose Bücher