Jäger
erstaunliche Kette von
Zufällen«, bemerkte ich.
»Alle Wege führen zu Leuten, die Filme machen«,
sagte Cousins leichthin. »Glauben Sie mir, in Los Angeles gibt
es nur sehr wenige echte Zufälle. Bevor Sie gehen, lassen Sie
mich Ihnen zeigen, was für uns spricht. Woran ich arbeite.
Könnte Ihre Meinung ändern.«
»Ich glaube wirklich nicht, dass ich noch mehr sehen
möchte«, erwiderte ich ein wenig beschämt. »Ich
könnte Ihr Vorhaben gefährden.«
Cousins seufzte. »Sehen Sie uns an«, sagte er. »Wir
sind Amateure. Wenn Sie uns nicht helfen können, können wir
gleich aufgeben. Und das bedeutet… nun ja, Sie können es
sich denken. Aber ich verstehe es, wenn Sie mit der ganzen Sache
nichts mehr zu tun haben wollen. Schenken Sie mir nur noch zehn
Minuten Ihrer Zeit, dann bringe ich Sie persönlich zum Tor
hinunter.«
Ich folgte ihm um die östliche Ecke des Hauses herum, eine
Treppe hinunter und durch einen Seiteneingang, der tiefer als der
Rasen lag, ins Kellergeschoss.
Cousins knipste einen Lichtschalter an. Wir standen in einem
hellen, weiß getünchten Raum, der mich an ein
Krankenhauslabor erinnerte und mit teuer wirkenden Geräten,
Mikroskopen, Kühlschränken und Öfen ausgestattet war.
Die weiße Tafel an der Längswand war mit Gleichungen und
Skizzen von Molekülen übersät. Neben der Tafel befand
sich eine Höhensonne, in einer Ecke ein kleines Bad mit
Duschkabine. Jenseits des Arbeitstisches standen einige Stühle
und ein Sessel.
»Haben Sie hier die Substanz hergestellt, die Sie mir
untergejubelt haben?«
»Ja.«
»Und Sie selbst?«, fragte ich. »Sind Sie immun
gegen diese Droge?«
»Nein. Aber ich habe in den letzten Jahren im Rahmen meiner
Studien über Langlebigkeit einige Selbstversuche angestellt.
Bevor ich wusste, dass Silk existiert, habe ich meine eigenen
Darmbakterien und bestimmte Eigenschaften meiner Zellen
verändert. Ohne es zu wollen, habe ich dadurch eine gewisse
Immunität erlangt. Jetzt kann ich nur versuchen, Silk einen
Schritt voraus zu sein.«
»Die wissen, wo Sie sind«, bemerkte ich.
Cousins verzog das Gesicht. »Ich hatte angenommen, dass
dieser Ort wegen Marquez’ Paranoia ganz ideal ist.«
Ich sagte nichts darauf. Zivilisten können nur selten
beurteilen, welcher Platz zum Untertauchen geeignet ist oder wem sie
ihr Leben getrost anvertrauen können. »Was ist mit Banning?
Was wissen Sie über ihn? Er führt Sie alle zusammen; er ist
der Katalysator, der all die Leute unter einen Hut bringt, die
für Silk gefährlich werden könnten. Haben Sie je an
die Möglichkeit gedacht, dass er so etwas wie ein Lockvogel sein
könnte, ein Helfershelfer von Silk?«
»Ich habe daran gedacht, ja«, erklärte Cousins.
»Es ist nicht auszuschließen. Aber ich glaube nicht, dass er derjenige ist.« Die Anspannung in seinem Gesicht
löste sich ein wenig; es wurde zuerst traurig, dann
nachdenklich. »Eher meine Frau.«
»Sie haben Angst vor Ihrer Frau?«
»Wir lassen uns scheiden. Ich wurde misstrauisch. Wegen
vieler Kleinigkeiten.«
»Scheiße.« Es wurde immer schlimmer. Ich rieb mir
den Nacken und streckte mich, während ich den Blick durch den
Kellerraum schweifen ließ. »Seit wann arbeiten Sie an
Ihren Impfstoffen?«, fragte ich.
»Seit einem halben Jahr.«
»Und seit wann existiert Silk?« Ich hatte es bereits
ausgerechnet, wollte meinem Standpunkt aber Nachdruck verleihen.
»Seit ungefähr siebzig Jahren.«
Ich hob die Hände, als würde ich mich ergeben.
»Diese Leute haben siebzig Jahre lang Zeit gehabt, Beziehungen
zu knüpfen und Kontakte aufzubauen, ihre kleinen Agenten und
Helfershelfer heranzuzüchten, funktionierende Strukturen zu
untergraben und nach ihren Bedürfnissen zu ändern. Das ist
bei weitem nicht die Liga, in der ich spiele. Nein, danke. Tut mir
Leid, Jungs, aber das kann nur zu unserem persönlichen Waterloo
führen.«
Cousins blickte mich traurig an. »Ich weiß, dass wir
eine Chance haben. Wir dürfen ihnen nicht einfach das Feld
überlassen!«
Tammy machte die Kellertür auf und streckte den Kopf herein.
»Störe ich?«, fragte sie.
»Keineswegs.« Ich ließ die Hände sinken und
machte Anstalten zu gehen. Ich wollte sie nicht hier haben, nachdem
ich meine Entscheidung getroffen hatte und meine Instinkte mir
sagten, so schnell wie möglich zu verschwinden. Etwas schmolz in
mir, wenn sie in meiner Nähe war. Nicht einmal Janie hatte
solche Reaktionen in mir hervorgerufen und das machte mich
wütend.
»Ich habe Joe ins Bett gebracht. Er
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