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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schläft wie ein
Baby.« Sie seufzte und machte die Tür hinter sich zu. Sie
hatte einen karierten Kaftan über ihr Bikinioberteil gestreift,
der ihre Rundungen nahezu verhüllte. »Er ist empfindlich,
was Juden angeht, vor allem Mr. Banning gegenüber. Er versteht
ihn nicht.«
    »Tammy hat ihre Geschichte nicht zu Ende erzählt«,
sagte Cousins. »Vielleicht ist jetzt der geeignete Zeitpunkt
dafür?«
    »Ich glaube, ich kann sie erraten.«
    Tammy stellte sich neben Cousins. Beide sahen mich erwartungsvoll
an.
    »Tammy hat Golochow gesehen. Das ist es doch, worum es hier
geht. Er ist Goncourt, stimmt’s?«
    Tammy belohnte mich mit einem traurigen, wunderschönen
Lächeln.
    »Wir sind uns ziemlich sicher«, sagte Cousins.
    »Er müsste inzwischen… an die hundert Jahre alt
sein oder darüber.«
    »Eher hundertfünf.«
    »Und Sie wollen, dass ich Ihnen bei einer Sache auf den
Bahamas helfe.«
    Cousins sah mir direkt in die Augen. »Irgendwann. Wenn Sie
dem gewachsen sind.«
    »Soll ich erzählen, warum ich Philippe verlassen
habe?«, fragte Tammy.
    Cousins nickte.
    »Ja«, sagte ich und gab auf. Es war ein sehr langer Tag
gewesen. Sicher hatte das Ganze irgendeinen Sinn.
    »Kurz nachdem Philippe und ich in Los Angeles angekommen
waren, wurde ich krank. Irgendwas mit der Verdauung, turistas.«
    »Das Thema des Tages«, bemerkte ich trocken.
    »Es gab ein Bankett an dem Abend. Ein Luxushotel, Reiche und
Schöne aus Kanada, Venezuela, Brasilien, China, Puerto Rico, Las
Vegas, Bahamas, Disneyland. Mir wurde in unserer noblen Suite
schlecht. Philippe war verärgert, weil er mit mir angeben
wollte, aber was konnte er machen?« Mit diesem Hauch von
Traurigkeit und den unvorhersehbaren Modulationen wirkte ihre Stimme
überaus exotisch. Herzergreifend schön. »Ich wusste es
nicht, aber in diesem Hotelzimmer entglitt ich ihrer
Kontrolle.«
    »Robuste Konstitution, widerstandsfähig gegenüber
fremden Bakterien wie denen Goncourts«, erklärte Cousins.
»Wegen ihres Lebens in den Slums, vermute ich.«
    Tammy rieb sich die Augen und blinzelte theatralisch, womit sie
ihren neuen Durchblick demonstrieren wollte. »Plötzlich
sehe ich das Zimmer, die Stadt und alles um mich herum mit anderen
Augen. So, als ob man plötzlich den Glauben an Gott verliert.
Aber es ist eine große Stadt, ich habe Angst, ich kenne
niemanden und weiß nichts. Ich gehe mit Philippe in ein anderes
Hotel, ins Beverly Hilton. Er stellt mich einer Frau vor. Die Frau
ist blond, schön und groß. Sie ist in Begleitung von zwei
kleineren Männern, die ich ebenfalls nicht kenne. Aber sie sehen
auch wie Zirkusartisten aus. Ich nenne sie bei mir die Grauen
Männer. Philippe sagt, sie repräsentieren Goncourt in
Kalifornien und an der gesamten Westküste.«
    »Kuriere«, sagte Cousins.
    »Er erklärt mir, dass er mich bei den Grauen
Männern lassen wird, die mich ausbilden werden.« Ihr
Gesicht legte sich in empörte Falten. »Mich verlassen! In einer fremden Stadt, ohne meine Familie!«
    »Dieser Mistkerl«, knurrte ich.
    »Die beiden Männer fragen Philippe, wie gehorsam ich bin. Die blonde Frau tut so, als wäre ich ein Hund oder
eine Katze. Gehorsam ist das Wichtigste, erklärt mir
Philippe. Wir seien eine Zelle in Los Angeles und würden
wichtige Arbeit für Dr. Goncourt erledigen. Es sei ein tolles
Leben, sagt er. Ich könne überallhin gehen, im Dunkeln
herumschleichen. Die Grauen Männer sagen, ich würde auch so
werden wie sie – eine Meisterin in der Kunst, nicht
aufzufallen.«
    Ich fragte mich, wie sie jemals unauffällig wirken
könnte.
    »Sie würden mir alle nötigen Fähigkeiten
beibringen, sogar wie man tötet, ohne den Betreffenden zu
berühren.«
    Ich hörte von draußen ein leises, undeutliches Rumoren.
Es klang nicht wie Donner. Da es im Keller keine Fenster gab, konnte
ich nicht nachsehen. Meine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Am nächsten Morgen laufe ich davon«, fuhr Tammy
fort. »Ich hänge auf den Straßen herum, später
im Christlichen Verein Junger Frauen, bis mich die Polizei von
Beverly Hills aufgreift. Ich erzähle ihnen meine Geschichte. Ich
erzähle ihnen, die Sache habe mit Drogen zu tun, was vielleicht
auch stimmt. Dann sind da plötzlich ein paar Leute, die mir
helfen. Ich habe Glück. Eine davon ist eine Psychiaterin, sie
kennt Joe. Joes Haus liegt weitab.
    Es ist sicher. Niemand, der mir etwas Böses will, wird mich
hier finden.«
    Sie ließ Schultern und Kinn sinken und starrte auf die
gegenüberliegende Wand und die Tafel

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