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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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immer jung, willig und fruchtbar. Und
draußen atemberaubende Ausblicke auf den Pferdekopfnebel und
den Gürtel des Orion. Jeder Planet eine Herausforderung, jeder
Tag ein Abenteuer.
    »Ist es das, worauf ich aus bin?«, fragte ich mich.
»Auf Vergebung und ein paar Almosen vom Meister?«
    Dunkelheit senkte sich herab, und ich wusste nicht, ob sie
wirklich war oder eine von Bakterien induzierte Täuschung.
»Reisen Sie zu den Sternen. Füllen Sie das Universum mit
menschlichem Fleisch. Mit weißem menschlichem Fleisch.
Die Träume eines weißen Jungen bestimmen das Schicksal des
Imperiums. Alles sauber und gesund, Spin und Marty sind
dabei und… Scheiße!«
    Ich hörte Stimmen. Ich war nicht allein. Ich spähte um
die Ecke, stolperte über einen Sprung in der Bodenplatte und
taumelte ins Freie.
    In dem Korridor um die Ecke waren drei Stewards und ein Mann von
der Küstenwache damit beschäftigt, die Taschen eines Toten
zu durchwühlen. Sie rollten ihn, leise vor sich hin fluchend,
auf den Rücken. Jenseits von ihnen schwankten fünf, mit den
Wänden und miteinander kollidierende Männer in
Geschäftsanzügen den Korridor hinunter wie Betrunkene, doch
ihr Blick war fest und auf Beute aus. Als der Mann von der
Küstenwache und einer der Stewards sie kommen sahen, wirbelten
sie herum, bereit, von ihrer Beute abzulassen, und entdeckten mich.
Sie ließen sich in die Hocke sinken. Ohne dass sich die beiden
irgendein Zeichen gaben, zückten sie in einer synchronen
Bewegung die Pistole und das schmucke, mit Schneckenmustern verzierte
Jagdgewehr. Der Mann von der Küstenwache drückte ab, ehe
ich auch nur mit der Wimper zucken konnte. Die Kugel streifte meine
Wange. Ich schrie auf und warf mich herum, doch irgendwie landete ich
auf Händen und Knien und rappelte mich in panischer Angst hoch.
Als eine zweite Kugel mein Hosenbein durchschlug, rannte ich los und
rutschte, als ich um die Ecke stürmte, erneut auf den
Bodenplatten aus.
    Das Adrenalin machte meinen Kopf so klar wie ein Guss eiskalten
Wassers. Ich gab nichts mehr auf langfristige Perspektiven, ich
wollte nur noch ein paar Sekunden leben – bitte, lieber Gott,
bitte, Mutter! Zitternd verkroch ich mich in einer Wandnische, in
der ein Feuerlöscher hing, bis ich jemanden kommen hörte.
Wie ein dummer aufgescheuchter Fasan brach ich aus meinem Versteck
hervor. Der Steward, weniger als zehn Meter von mir entfernt, hatte
bereits sein Gewehr in Anschlag gebracht, doch ehe er erneut
abdrücken konnte, war ich durch eine Öffnung in den
nächsten Korridor verschwunden.
    Irgendwie war ich wieder bei der Messingtafel mit dem Lageplan
gelandet. Ich betastete meine Wange. Als ich meine Finger
betrachtete, stellte ich fest, dass sie blutig waren. Ich spähte
zurück in den Korridor, in dem ich die Jäger und ihre Beute
gesehen hatte. Der Tote lag noch immer dort, sein Gesicht eine rote,
blutige Masse. Er war nicht mehr allein: Zwei andere reglose
Körper lagen neben ihm. Ich hob die Tafel auf, um sie als Waffe
oder Schild zu benutzen, und musterte den eingravierten Plan des
Stockwerks. Links. Ich war mir sicher: Das Krankenhaus musste sich
auf diesem Stockwerk befinden, und zwar irgendwo in Richtung Zentrum,
links von mir.
    Die erste schwere Tür zu den privaten Räumlichkeiten war
intakt und verschlossen. Ich begann zu zittern, als ich näher
kommende Stimmen und das dumpfe Hämmern eines Gewehrkolbens
hörte, mit dem jemand rhythmisch gegen die Wände klopfte.
Es folgten ein ohrenbetäubendes Krachen und das Wimmern eines
Querschlägers.
    Ich fischte Tammys Aufzeichnungen aus der Tasche, überflog
sie hastig, tippte einen Zutrittscode ein und wartete darauf, dass
die Leuchtdiode rot aufblinkte. Rot für Pech gehabt. Ich
war mir sicher, dass das passieren und ich bald tot sein
würde.
    Sie blinkte tatsächlich rot auf. Ich versuchte es mit einer
anderen Nummer. Die Stimmen waren jetzt im Korridor.
    »Hast du gesehen, wie ich den Bastard ausgeknipst habe?
Herrgott, mitten durch die Wirbelsäule.«
    »Besser als Farbbeutel.«
    »Ja – mehr Spritzer an der Wand.«
    Gelächter. Zwei Männer auf der Pirsch draußen im
Wald, die mich und alles, was sie aufstöbern konnten,
jagten.
    Rot, rot.
    Ich hielt den Zettel näher an meine Augen und studierte die
undeutliche Kopie von Tammys Kartenskizze genauer. Das hier war eine
Hintertür, vermutete ich, die vom Personal der Klinik benutzt
wurde. Ich fand die Tür auf der groben Skizze und versuchte, die
dazugehörende Zahlenkombination

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