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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wissenschaftlichen
Karrieren. Wenn Kollegen miteinander debattieren, kommt es nicht
selten vor, dass Freundschaften an solchen Auseinandersetzungen
zerbrechen. Wunder kommen und gehen, und Theorien sterben ein Dutzend
Tode, nur um aufs Neue aufgewärmt zu werden und am Ende
über alle anderen zu triumphieren. Eine mögliche Verbindung
zwischen Xenophyophoren und den wabbligen, gallertartigen
Vendobionten war der Aufmerksamkeit der Wissenschaftler nicht
entgangen. Aber niemand hatte sich so weit vorgewagt wie ich.
    Es sah wirklich wie ein Garten aus. An octopus’s garden, summte ich vor mich hin, in the shade…
    »Sind wir schon da?«, fragte Dave und tippte mir auf die
Schulter.
    Ich zuckte zusammen und schreckte aus meiner Träumerei auf.
»Ja«, brachte ich mühsam hervor. »Wir sollten
über der Stelle hier kreisen – mit nach oben gerichteten
Rotoren. Sie sehen sehr empfindlich aus. Am besten sollten wir gleich
mit der Dokumentation beginnen.«
    »Die Videokamera nimmt bereits seit ein paar Minuten
auf«, sagte Dave. »Ich mache die Hasselblad klar. Und Sie
erfassen das Gebiet systematisch mit der Digitalkamera. Warten Sie,
ich lege Bildraster aus.« Er blätterte auf dem LCD-Display
durch das Bedienungsmenü der Kamera. Gleich darauf pulsierten
Quadrate aus rotem Licht über den Meeresboden. Jedes Mal, wenn
das nächste der Planquadrate aufleuchtete, machten wir
Aufnahmen.
    Fast fünfzehn Minuten kreisten wir über dem
Tiefsee-Garten und fotografierten die Szenerie.
    »Autsch«, ächzte Dave und presste eine Hand auf
seinen Bauch.
    Ich hörte kaum hin.
    »Verdammte Scheiße.«
    »Wir sollten mit dem Sammeln anfangen«, sagte ich.
    »Okay«, brummte er.
    Wir schwebten in Position, um einige der kleineren Organismen
aufzunehmen. Irgendwie erschien es mir als ein Sakrileg, die
Fächer und Glocken abzureißen, allerdings würden wir
gar nicht umhinkommen, dieses Sakrileg zu begehen.
    Ich schob eine Hand in den Datenhandschuh und fuhr den Greifarm
aus, der mit einem drehbaren Ansaugrohr ausgerüstet war. Es
handelte sich dabei um die Spezialversion eines Instruments, das
Forscher auch früher schon zum Sammeln von Proben benutzt
hatten. Unsere Version verfügte über ein kleines
rotierendes Schraubenblatt mit verstellbaren
Flügelblättern, die Wasser in ein durchsichtiges Acrylrohr
saugten.
    Ich manövrierte das kleine Ansaugrohr nahe an ein Xeno
unmittelbar vor den Kufen des Tauchboots heran und betätigte
einen kleinen Schalter. Das Schraubenblatt begann sich zu drehen. Als
das Xeno an einem Fotodetektor vorüberschwebte, schaltete sich
das rotierende Schraubenblatt automatisch aus, ehe es das
sandbedeckte, wabbelige Klümpchen an dem Maschengitter
zerquetschen konnte. Klappen fielen zu und verschlossen das
Acrylrohr, das wie abgefeuerte Munition zur Seite glitt.
    Nachdem das nächste Acrylrohr in die Kammer eingeführt
war, löste sich Sekunden später ein weiteres Exemplar
– diesmal ein Halm, der verschiedene Segmente aufwies – und
glitt reibungslos ins Plastikgehäuse. Das dritte Rohr bescherte
mir eine kleine Seeanemone. Jedes ihrer Blütenblätter
bestand aus einer einzelnen, mit winzigen Härchen bedeckten
Zelle, die mich an Stachelbeeren denken ließ.
    Ihre diamantähnliche Durchsichtigkeit gab mir den letzten,
entscheidenden Hinweis: Diese Exemplare bestanden nicht aus dem
feinzelligen Gewebe, wie man es in bekannteren Organismen findet. Das
Licht des Tauchboots durchdrang die dicken Zellmembranen mit einem
eigentümlichen Brechungseffekt, ähnlich der Interferenz
zwischen zwei Schichten aus Glas, so dass sich wunderhübsch
glänzende kleine Regenbögen bildeten.
    Die Mary’s Triumph war mit acht Druckkammern zur
Aufbewahrung lebender Exemplare ausgestattet. Nachdem ich die
Temperatur und den Druck jeden Röhrchens aufgezeichnet hatte,
beförderte ich sie in die Kammern.
    Ein chemisches Miniaturlabor der NASA analysierte verschiedene
Proben des umgebenden Meerwassers und speicherte die Daten bis zur
nächsten Übertragung ans Mutterschiff. Dort würde man
in den Labors umgehend damit beginnen, ein entsprechendes Milieu
für die Aquarien herzustellen.
    »Was haben Sie mit ihnen vor?«, fragte Dave.
    Ich saugte ein weiteres Exemplar ein und beförderte das
nächste Acrylröhrchen in die Druckkammer. »Sie sind
wunderschön! So etwas hab ich noch nie gesehen.«
    Dave entrang sich erneut ein Stöhnen. Sein Gesicht war bleich
und wirkte in dem vom Meeresgrund reflektierten Licht

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