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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sicherzustellen, dass ich mich nicht verbrühte.
    Ich dachte ziemlich gründlich über meine Situation nach
und gelangte zu einigen beängstigenden Schlussfolgerungen.
Jemand wollte uns umbringen – Rob und mich. Ich hatte
Glück, noch am Leben zu sein. Rob… hatte weniger Glück
gehabt.
    Das Gehirn streift oft durch ein ganzes Dickicht möglicher
Erklärungen, greift mitunter auch zum erstbesten, aus der
Ratlosigkeit rettenden Ast, so kahl und hässlich er auch
aussehen mag. Ich fand meinen Ast: Jemand musste das Essen an Bord
der Sea Messenger vergiftet haben – vielleicht mit
Halluzinogenen. Meine Dosis war mir nur deshalb entgangen, weil ich
die Reise größtenteils in meiner Kabine verbracht
hatte.
    Dave Press hatte eine volle Dosis abbekommen, so viel war klar.
Und Mauritz ebenfalls.
    Mauritz war durchgedreht und hatte auf dem Schiff auf alles
geschossen, was sich bewegte.
    Vielleicht hast du ja wirklich mit Mauritz gesprochen.
Vielleicht hast du deine Dosis doch abbekommen, aber alles vergessen
– auch, dass du Dave Press umgebracht hast.
    Voller Abscheu schüttelte ich den Kopf und hämmerte mit
der Faust gegen die Wand. Ich war noch immer nackt und nass vom
Duschen, so dass meine Hand einen feuchten Abdruck auf der
gestreiften Tapete hinterließ.
    Im Nebenzimmer schlug jemand jetzt seinerseits gegen die Wand und
brüllte, ich solle mich endlich ins Bett legen und meinen Rausch
ausschlafen.
    Ich rieb mit dem Finger über die Innenwand der
Kaffeemaschine, roch daran und überprüfte
anschließend die Plastikverpackung von Seattle’s Best auf Nadelstiche. Nichts Verdächtiges, soweit ich es mit
bloßem Auge erkennen konnte. Dennoch beschloss ich, auf den
Kaffee zu verzichten.
    Betty Shun musste irgendwie in die Sache verwickelt sein,
schließlich hatte sie ihrem Chef Lügen über mein
Gespräch mit Mauritz erzählt. Aber warum hatte sie gelogen?
Irgendwie passte das gar nicht zu ihr, außerdem schien sie mich
doch nicht gerade zu verabscheuen.
    Das brachte mich auf die Frage, ob das Bindeglied – das
Zentrum, in dem alle Stränge zusammenliefen – vielleicht
Montoya, der reiche Gott vom Puget Sound, sein könne.
    Ich warf einen Blick auf den Radiowecker. Ein Uhr mittags.
    Ich zog das Schränkchen wieder an seinen Platz zurück,
stellte den Fernseher wieder dorthin, wo er gestanden hatte, wischte
mir mit einem feuchten Waschlappen den Schweiß aus den
Achselhöhlen und zog mich an.
    Packte meine Koffer.
    Zeit, von diesem gastlichen Ort zu verschwinden.
    Ich öffnete, Koffer und Taschen in den Händen, just in
dem Augenblick die Tür, als sich vor ihr zwei Männer in
Anzügen aufbauten. Der kleinere und ältere der beiden hatte
die Hand ausgestreckt und zu einer Faust geballt, um zu klopfen. Er
ließ die Hand sinken, während sich seine Augenbrauen
wölbten und seine Nasenflügel bebten. Der andere starrte
mich mit vor Überraschung geweiteten Augen an und schob die Hand
in sein Jackett.
    Ich beobachtete seine vorwärts tastende Hand mit banger
Faszination. Sie hatten Waffen. Sie wirkten wie Polizisten in Zivil.
Und hielten mich für gefährlich.
    »Wollten Sie irgendwo hin?«, fragte der
größere der beiden mit falschem Grinsen. Auf diesen
Fernseh-Bullenwitz fiel mir keine passende Antwort ein. Stumm
erwiderte ich seinen Blick und ließ meine Taschen sinken.
    »Ich bin Detective Tom Finn vom Seattle Police Department,
Morddezernat. Das ist Detective Keeper. Sind Sie Henry
Cousins?«
    Ich nickte.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Dr. Cousins.« Finn
trat an mir vorbei ins Zimmer, ließ seinen arglos wirkenden
Anfassen-nicht-nötig-Blick rasch durch den Raum schweifen,
entdeckte offenbar nichts, das ihn interessierte (obwohl er sich zu
dem herausgezogenen Fernseh-Stecker niederbeugte und leise durch die
Zähne pfiff), und lud mich zu einem Besuch der Innenstadt
ein.
    Keeper half mir mit dem Gepäck.

 
Kapitel 17
     
    Ich hatte immer ein ehrliches und gesetzestreues Leben
geführt, war nie festgenommen worden. Keine Drogen, kein
Ladendiebstahl, keine Unterschlagung. Die schlimmste Sünde in
meinem bisherigen Leben war wohl mein dickschädeliger und
egoistischer Starrsinn gewesen. Vielleicht war das Verbrechen
irgendwann nachts unbemerkt an mir vorbeigeschlüpft. Bis jetzt
hatte ich mich immer behütet, ja sogar privilegiert
gefühlt. Doch in den letzten Tagen war ich durch eine
unsichtbare Falltür in ein Loch gestürzt, wo am laufenden
Band schlimme Dinge passierten und die Polizei ein

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