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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zärtlich durch das Fell der Wölfe glitten, wünschte er, sie würden genauso über seine Haut streicheln. In ihrem gemeinsamen Traum hatte er sie geküsst, und immer noch konnte er ihren Mund auf seiner Zunge schmecken.
    Lachend und erstaunt darüber, dass er tatsächlich noch lebte, verwandelte er sich. Er spürte, wie sich seine Muskeln und Knochen streckten, wie die Sehnen sich dehnten, als sein Körper sich zusammenzog und veränderte. Seine Hände und Füße wurden zu Ballen, seine Haut juckte erst, ehe schwarz-silbernes Fell durchbrach. Seine Kiefer zogen sich in die Länge, ihm wuchsen lange Zähne, und er konnte das Gefühl der Freiheit schmecken. Leichtfüßig lief er auf seinen großen Pfoten über den gefrorenen Untergrund, drehte eine Runde um seine Gefährtin und stupste sie verspielt mit der Nase an.
    Sofort schloss das Rudel sich ihm an, voller Vorfreude auf die Jagd. Mit erhobenen Ruten und von Unruhe erfüllt, rieben sie ihre Nasen an Ivory, um sie zur Eile zu treiben.
    »Schon gut, schon gut, ihr Ungeheuer«, gab sie sich lachend geschlagen.
    Mit den Augen eines Wolfes beobachtete Razvan, wie Ivory binnen weniger Sekunden die Gestalt wandelte, wie aus der großgewachsenen Frau eine nicht minder hinreißende Wölfin mit silbrig glänzendem Fell und bernsteinfarbenen Augen wurde, aus denen sie ihn nun anlächelte.
    Kaum war sie verwandelt, kamen die Wölfe in unterwürfiger Haltung zu ihr, genau wie sie es bei ihm getan hatten. Als Ivory sich an ihnen rieb und damit ihre Ehrerbietung akzeptierte, waren die Wölfe kaum noch zu halten, liefen wild durcheinander, rollten sich im Schnee und standen lachend wieder auf.
    Razvan konnte Ivorys Ausgelassenheit spüren, ehe sie den Kopf zum Himmel reckte und vor lauter Freude ein lautes Jaulen in die Nacht schickte. Lachend trabte Razvan zu ihr und unterstützte sie mit seinem Geheul, in das wenig später das gesamte Rudel einfiel. Der wilde Gesang schallte durch die Nacht, wand sich empor zu den Sternen und zum Mond. Als wieder Ruhe eingekehrt war, hob Ivory die Nase in den Wind, sprintete los, rannte ausgelassen zwischen den Bäumen herum. Razvan, der sich, genau wie das Rudel, an ihre Fersen heftete, entdeckte, wie schön es sein konnte, mit einem Wolfsrudel unterwegs zu sein. Der Körper eines Wolfes war für schnelles Laufen geschaffen. Das zarte Gewebe zwischen den Zehen erlaubte es ihm, leichtfüßig über den Schnee zu laufen. Dass Wölfe auf den Zehen liefen und das Gewicht gleichmäßig auf vier Pfoten verteilt wurde, erlaubte ihm, das Maximum an Tempo aus seinem geschmeidigen Körper zu holen. Razvan liebte sein neues Erscheinungsbild, die Art und Weise, wie sich seine Muskeln während des Laufens anspannten und wieder entspannten, mit welcher Leichtigkeit er Hindernisse überwinden konnte.
    Während des Laufens hinterließ das Rudel mit Hilfe ihrer Drüsen eine Fährte, um ihren Weg zu markieren und andere in die Flucht zu schlagen. Zunächst legte Ivory ein schnelles Tempo vor, flog mit langgestreckten Gliedern über das vereiste Unterholz, damit das Rudel wieder einmal seine Muskeln spüren konnte und um all die Informationen und die Geräusche des Waldes aufzusaugen. Razvan konnte das Tröpfeln des Wassers unterhalb der Eisoberschicht hören. Genau wie das Rascheln der schneebeladenen Äste über ihren Köpfen, als der auffrischende Wind durch die Baumkronen fuhr und Eisnadeln herabrieselten.
    Der Geruch nach Hasen und Füchsen hing schwer in der Luft, genau wie der all der anderen Lebewesen des Waldes, die das Weite suchten, weil das Rudel durch das Unterholz jagte. Ivory bog nach links ab, weg vom karpatianischen Dorf auf die Höhlen und heiligen Stätten zu, die die Karpatianer für ihre Rituale benutzten. Normalerweise achtete Ivory darauf, dass ihr Rudel keinen Kontakt zu natürlichen Wölfen hatte, machte heute aber eine Ausnahme und ließ sie nach Herzenslaune herumtoben.
    Stolz erfüllte sie, wenn sie daran dachte, wie sie dem Bauern und seiner Familie das Leben gerettet hatten. Blieb zu hoffen, dass auch das kleine Mädchen überlebt hatte. Niemand hatte ihr erzählt, wie es den anderen ging, was sie nachvollziehen konnte. Die Karpatianer waren verblüfft darüber, wie gehaltvoll die Erde war, die sie und Razvan eingeschlossen hatte. Es war dieselbe Erde, die sie damals, vor Jahrhunderten gerettet hatte - ohne fremde Hilfe oder karpatianisches Blut.
    Die langen Jahre in der Erde hätten sie beinahe um den Verstand gebracht, nur

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