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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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existierend, ohne einen anderen Gedanken als den, zu überleben. In diesen Jahren hatte sie sich daran gewöhnt, alleine zu sein. Und jetzt lief Razvan in Gestalt eines Wolfes neben ihr, seine Schulter stieß gelegentlich gegen ihre, sein Herz schlug mit ihrem im selben Rhythmus. Jeder Schritt durch den Schnee, das Laufen durch den Wald, das Durchwaten eines schmalen, nicht zugefrorenen Flüsschens machten so viel Spaß.
    Ich hatte vergessen, was Spaß ist.
    Und dann noch dies: Sie konnte jederzeit seine Gedanken lesen. Und er die ihren. Sie war nicht mehr alleine und würde es auch nie wieder sein. Sobald Razvan sie an sich gebunden hatte, waren ihre Seelen und ihre Körper miteinander verschmolzen, bis sie buchstäblich eins geworden waren. Sie hatte sein Leben kennengelernt und er das ihre. Zwischen ihnen gab es keine Geheimnisse. Sie war sich nicht sicher, was schlimmer war: die seelischen Schäden, die Xavier Razvan zugefügt hatte, oder die körperlichen Folterungen.
    Während sie über ein verschneites Feld liefen, rückte Ivory näher an ihn heran, um seine Erfahrung, das erste Mal als Wolf umherzustreifen, zu teilen. Sie wollte mit schönen Erlebnissen seine schrecklichen Erinnerungen verblassen lassen. Als Antwort reckte Razvan den Kopf und rieb ihn im Laufen an ihrem. Es war ein wunderbares Gefühl, zu spüren, wie er sich in ihrem Bewusstsein regte, sie mit seiner Wärme umhüllte.
    Das ist die schönste Zeit meines Lebens. Noch nie habe ich so viel Spaß gehabt. Ohne dich wäre mir das alles entgangen. Ich glaube, um dieses Abenteuer hier richtig genießen zu können, braucht man jemanden, mit dem man es teilen kann.
    Ivory mochte die Art, wie er dachte. Noch mehr gefiel ihr jedoch seine Gesellschaft. Ausgelassen tollten sie umher, spielten Verstecken, bewarfen den anderen im Schnee. Als sich das Rudel gegen Razvan verbündete und er eine Böschung hinunterrollte, lachte sie ihn aus.
    Razvan kam wieder auf die Beine und schüttelte sich den Schnee aus seinem Fell. In dem Moment stürzte Ivory auf ihn zu und rammte ihn so kraftvoll mit der Schulter, dass sie beide weiter die Böschung hinunterrollten. Als die beiden wieder aufstanden, sahen sie aus wie zwei Wölfe aus Schnee.
    Um Ivory dabei zu helfen, den Schnee wieder loszuwerden, rieb Razvan sich ausgiebig an ihr, ehe sie mit dem Rudel wieder zurück Richtung karpatianisches Dorf liefen. Als Razvan merkte, dass das Rudel ihm folgte und auf sein Kommando hörte, während Ivory die Nachhut bildete, durchfloss ihn ein unbeschreibliches Gefühl. Er genoss, wie der Wind ihm ins Gesicht blies und das Lied der Nacht in seinen Ohren widerhallte, während kleinere Tiere verängstigt vor den Wölfen davonsprangen und Schutz im Unterholz suchten.
    Razvan und Ivory mussten sich noch nähren, ehe sie in ihr gemeinsames Domizil zurückkehren konnten. Er brannte förmlich darauf, das karpatianische Gebiet zu verlassen. Es war eine Sache, seine Schwester und Tochter aus der Ferne zu »sehen« und zu hören, dass er noch eine zweite oder dritte Tochter haben könnte, von denen er bislang nichts gewusst hatte - ihnen jedoch gegenüberzutreten und ihr Urteil über ihn abzuwarten war um Längen schwieriger.
    Sie können uns nichts anhaben, Razvan. Ich weiß, wer du bist, wie es in deinem Herzen aussieht. Wenn sie für sich entscheiden, dir mit Misstrauen zu begegnen, dann ...
    Dann sollen sie, antwortete Razvan sanftmütig, da ihm der beschützende Unterton in Ivorys Stimme nicht entgangen war. Es freute ihn, dass sie sein Herz und seine Seele so gut kannte. Sie kannte ihn besser als er sich selbst.
    Du bist ein Wunder für mich, Ivory. Es tut gut zu wissen, dass es eine Person gibt, die sich an mein wahres Leben erinnern kann. Wieso war das jetzt so wichtig, wo er sich doch längst damit abgefunden hatte, als Verräter, Krimineller und verachtenswertester und verhasstester Karpatianer aller Zeit gebrandmarkt zu sein? Allein der Gedanke daran, Ivory könnte glauben, er hätte Kinder in die Welt gesetzt, nur um sie als Blutquelle zu missbrauchen, machte ihn krank.
    Tu das nicht, Razvan. Ich kenne dein ganzes Leben, auch deine verschwommensten Erinnerungen. Egal, welche Befehle dein Körper bekommen haben mag, dein Geist, das, was dich ausmacht, hatte mit alldem nichts zu tun.
    Er musste zugeben, dass sie recht hatte. Aber meine Entscheidungen haben es ihm doch erst ermöglicht, meinen Körper zu benutzen.
    Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass unsere Schicksale einen

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