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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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biete dir mein Blut an, Razvan«, durchbrach Natalya die Stille. »Ich hätte nichts dagegen, wenn wir so das Band zwischen uns erneuern könnten.«
    Razvan erstarrte. Ivory spürte, wie Razvan sich innerlich zusammenzog. Seine Haut wurde fahl, fast transparent, und die Furchen in seinem Gesicht vertieften sich.
    »Ich bin nicht der Prinz, aber deine Schwester, und ich gebe dir aus freien Stücken mein Blut.«
    Obwohl er nach außen hin ruhig und gelassen wie immer wirkte, war jeder Muskel in seinem Körper angespannt. Mit einem zaghaften Lächeln und einem traurigen Ausdruck in den Augen erhob er sich und entfernte sich von Natalya. Als eine Geste des Respekts neigte er den Kopf.
    »Dein Vorschlag in Ehren, kleine Schwester, aber ich kann dein Geschenk nicht annehmen.«
    Nachdem Ivory mit der Zunge über Mikhails Handgelenk gefahren war, um die Wunde zu schließen, erhob sie sich langsam. Obwohl Razvan nach außen hin ruhig wirkte, spürte sie, wie die Anspannung in seinem Inneren stetig anwuchs.
    Gregori runzelte die Stirn. In den letzten Wochen hatte er Razvan unzählige Male sein Blut gegeben, hatte sich in seinen Gedanken und seinen Erinnerungen bewegt. Er spürte, wie aufgeregt der sonst so ruhige Mann war. Er erhob sich, ging zu Razvan und stellte sich so hin, dass die anderen ihn nicht mehr sehen konnten. »Es wäre das Beste, Natalya, wenn er das Blut eines Heilers bekäme. Es geht ihm zwar schon viel besser, aber richtig gesund ist er immer noch nicht. Seine Knochen müssen noch viel stabiler werden.«
    Razvan erwiderte nichts. Er traute seiner Stimme nicht, nahm aber das Angebot des Heilers an, dankbar dafür, dass die anderen nicht sehen konnten, wie stark seine Hände zitterten.
    Ich bin bei dir. Du bist kein Ungeheuer, das das Fleisch anderer zerfetzt, um an ihr Blut zu kommen. Ivory ließ ihre Stimme ruhig und leise klingen, um ihm mit ihrer Gegenwart Geborgenheit zu geben.
    Razvan erwiderte nichts, erlaubte ihr aber, in seinem Bewusstsein zu bleiben, um die chaotische Flut von Bildern zu erleben. Für einen Moment war sie - genau wie Razvan und Gregori - von blankem Entsetzen erfüllt, als sie das Bild von spitzen Zähnen sah, die an dem Handgelenk eines Kindes zerrten.
    »Xavier muss sich für vieles verantworten«, bemerkte Gregori leise.
    Wieder hüllte Razvan sich in Schweigen, doch dass ihn jemand verstand, beruhigte ihn etwas. Er schloss die winzigen Bisswunden am Handgelenk des Heilers und deutete dann eine Verneigung an. Gregori, der dem förmlichen Verhalten keine Beachtung schenkte, klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken.
    »Es ist ja nicht so, als wären wir Fremde«, sagte Gregori.
    »Mikhail.« Ravens Stimme klang nachdenklich. »Ist dir schon mal die Ähnlichkeit zwischen Syndil und Ivory aufgefallen? Die beiden könnten Schwestern sein.«
    »Ich habe keine Schwester«, versicherte Ivory ihr hastig. »Nur fünf Brüder.«
    »Aber ihr seht euch in der Tat sehr ähnlich«, meldete Mikhail sich zu Wort. »Und du hast eine gewisse Affinität zur Erde, genau wie Syndil. Sie ist eine äußerst bemerkenswerte Frau. Du musst sie kennenlernen.«
    Ivory hatte nicht vor, Teil der karpatianischen Gesellschaft zu werden. Hier konnte sie gerade noch funktionieren, fühlte sich unsicher und überhaupt nicht souverän, so als sei alles aus dem Gleichgewicht geraten.
    Mir geht es genauso. Razvans Stimme war leise und weich.
    Kann es sein, dass etwas mit uns nicht stimmt, obwohl sie uns so freundlich willkommen heißen?
    Wir hatten einfach zu lange keinen Kontakt zu anderen, rief er ihr in Erinnerung. Wir haben zu viel Zeit mit uns selbst verbracht. Wir brauchen die Freiheit der Natur und ziehen die Stille unserer Höhle vor.
    Der Wunsch, dieses Treffen zu beenden und nach Hause zurückzukehren, wurde stärker denn je in ihr. Doch Mikhail hatte noch etwas auf dem Herzen, und er würde sie nicht eher gehen lassen, bis er ihr davon berichtet hatte.
    Razvan nahm ihre Hand. Jetzt standen beide nebeneinander, ein erster Schritt zum Abschied. Ehe Ivory sich jedoch verabschieden konnte, ergriff Mikhail das Wort.
    »Vor einiger Zeit kam Natalya zu uns in die Berge, um nach Antworten zu suchen. Ihr Vater hatte ein Buch gestohlen.«
    Razvan sog scharf den Atem ein. Der Druck seiner Finger auf Ivorys Hand verstärkte sich. »Unser Vater ist für dieses Buch gestorben. Xaviers Sammlung seiner Zaubersprüche, die er mit dem Blut einer jeden Spezies versiegelt hat. Magier. Karpatianer. Lycanier. Jaguarwesen und

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