Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
hatte vor vielen Jahren die zweifelhafte Ehre, bei Xavier in die Lehre zu gehen. Länger, als mir heute lieb ist. Ich kenne ihn gut - zu gut.«
    »Kann es sein, dass du ihn verärgert hast?« Es war weniger eine Frage als eine Feststellung.
    Mit einem Mal war Ivory, als wäre der Raum zu eng für sie beide, als bekäme sie kaum noch Luft. Ob es daran lag, dass sie kaum noch in der Lage war, seinen übermächtigen Hunger zu ignorieren? Vielleicht war es auch mehr als nur Hunger. Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie er besitzergreifend auf ihre Gestalt schaute. Ivory konnte sich kaum noch daran erinnern, wie lange es her war, dass ein Mann ihr einen verlangenden Blick zugeworfen hatte - sah man einmal von der unschönen Geschichte mit dem ältesten Sohn des Prinzen ab, die sie am liebsten vergessen würde. Vor allem das hässliche Ende würde sie gerne aus ihrem Gedächtnis streichen.
    Ihre Haut schmerzte, genau wie ihre Knochen. Sie hatte den Schmerz vergessen, hatte ihn in die hinterste Ecke ihrer Erinnerung verbannt, wo er an Stärke und Intensität eingebüßt hatte. Bis jetzt. Der Ausdruck in seinen Augen und die Fragen, die er stellte, reichten aus, um ihrem Körper in Erinnerung zu rufen, wie es sich angefühlt hatte, als scharfe Gegenstände ihm Knochen und Gewebe zertrennten.
    »Ivory«, rief Razvan sie mit sanfter Stimme in die Gegenwart zurück. »Was hast du getan, um seinen Zorn hervorzurufen?«
    Ivory rutschte an der Wand nach unten, zog die Knie an und schlang die Arme um die Beine, um sich kleiner zu machen. »Ich bin bei Xavier in die Lehre gegangen, um von ihm zu lernen. Großgezogen wurde ich von meinen Brüdern und ihren fünf engsten Freunden, insgesamt zehn starken Kriegern, die mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben. Ihnen habe ich zu verdanken, dass ich weiß, wie man kämpft. Bedauerlicherweise haben sie mir nie die Gelegenheit gegeben, meine Kenntnisse anzuwenden. Ich hatte Fähigkeiten wie kaum eine andere Frau, doch wurde von mir erwartet, zu Hause zu warten, bis mein wahrer Gefährte für meine Sicherheit sorgen würde.« Ivory schüttelte den Kopf, als sie daran dachte, wie frustriert sie gewesen war, über einen regen, lernbegierigen Geist zu verfügen, aber in den eigenen vier Wänden eingesperrt zu sein, weil ihre Brüder ihr jeglichen Freiraum verweigerten.
    »Zu dieser Zeit war Vlad Dubrinsky der Prinz der Karpatianer.« Statt dem Drachensucher in knappen Worten zu erzählen, was sich genau zugetragen hatte, redete Ivory um den heißen Brei herum. Bevor sie weitersprach, hielt sie sich die Finger an die Schläfen. »Verzeih mir, wenn mein Gerede keinen Sinn ergibt, aber es ist eine halbe Ewigkeit her, dass ich mich statt mit einem Wolfsrudel mit einem erwachsenen Menschen unterhalten habe.« Nervös rieb Ivory sich die Handflächen.
    Wie von selbst glitt Razvans Blick zu Ivorys Fingern und verharrte dort. Sie war scheu, genau wie ihr Rudel. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie sich nicht sonderlich wohlfühlte. Nicht, weil er eine Gefahr darstellte oder ihr Seelengefährte war, sondern einzig deshalb, weil sie von Natur aus jedem mit Misstrauen begegnete.
    »Entspann dich, Ivory«, sagte er mit samtener Stimme, als würde er mit einem wilden Tier sprechen, das er zu zähmen versuchte. »Ich will nichts von dir. Die Wahrscheinlichkeit, dass Xavier so schnell schon wieder in meinen Körper schlüpft, ist eher gering. Er ist alt und schwach, bräuchte dringend frisches karpatianisches Blut. Erst, wenn er wieder zu Kräften gekommen ist, wird er mich aufspüren können. Lara war die Erste, die seiner Gefangenschaft entronnen ist, gefolgt von meinen Tanten. Zumindest für den Moment bist du sicher, aber kehre mir niemals den Rücken zu. Vielleicht solltest du mich besser töten.«
    Ivory tat, als hätte sie seinen letzten Satz nicht gehört. »Wie ist es dir gelungen zu entkommen?«
    »Xavier holte meinen Körper aus den Eishöhlen, als seine Festung zerstört wurde. Im Moment ist er auf der Suche nach frischem Blut, um zu überleben und um wieder zu erstarken.« Mit einem flüchtigen, humorlosen Lächeln blickte er an seinem geschundenen, ausgemergelten Körper herunter. »Er hat sich so lange von meinem Blut genährt, bis kaum noch etwas da war. Wenn mich mein Gefühl nicht trog, hatte er eigentlich vor, mich umzubringen. Nach der geglückten Flucht meiner Tanten war er jedoch auf mein Blut angewiesen, um sich am Leben zu halten. Er ist besessen von dem Gedanken,

Weitere Kostenlose Bücher