Jaegerin der Daemmerung
freien Stücken getan hatte.
Genau wie bei dir, sagte Ivory und verstärkte den Druck auf seine Finger.
»Travis wird sich erholen«, sagte Gregori. »Ich habe den Splitter entfernt und zerstört. Jetzt sind es noch zwei. Wir haben jeden der Anwesenden überprüft. Ich weiß, dass du frei von Xaviers Makel bist, aber kannst du dir hundertprozentig sicher sein, dass keiner in Ivory eingedrungen ist?«
»Ivory ist frei von seinem Bösen.«
»Dann werden sich die beiden Fragmente wohl auf dem Heimweg zu Xavier befinden, wo sie allerdings einen Wirt bräuchten.« Gregori seufzte. »Das war alles mein Fehler. Ich war einfach nicht schnell genug, als ich sie verbrennen wollte.«
»Ich glaube kaum, dass dir das mitten im Kampf gelungen wäre«, sagte Razvan. »Ich bin heilfroh, dass es dem Jungen gut geht.«
»Er liebt Mikhail genauso wie Falcon.« Gregori blieb abrupt stehen und schüttelte den Kopf. Sie wussten beide um den seelischen Schaden, den das Kind durch diesen Vorfall erlitten hatte.
Razvan atmete tief durch, suchte Ivorys Blick, die auf der anderen Seite des Raumes stand, und wusste, dass sie beide nur einen Gedanken hatten: dass Xavier endlich vernichtet werden musste. Er klopfte Gregori mitfühlend auf die Schulter, ehe er die Hand sinken ließ. Er hatte noch nie Freunde gehabt und wusste jetzt nicht, wie er sich verhalten sollte.
Ivory schaute sich in der Höhle um. »Hier kann ich nicht arbeiten. Ich brauche einen ruhigen Raum. Heiler, du hast doch bestimmt ein Labor, oder?«
»Shea hat eins«, antwortete Syndil. »Ein gut ausgestattetes, um genau zu sein. Ich bringe dich hin.«
»Beeilt euch«, sagte Gregori. »Francesca und ich werden bis dahin unser Bestes tun.«
Savannah stieß ein unterdrücktes Schluchzen aus und schüttelte den Kopf. »Die Kleine. Gregori. Sie ist so schwach. Ich verliere sie.«
Ivory, die bereits einen Schritt gemacht hatte, um Syndil zu folgen, drehte sich um und sah, wie Gregori sich neben seine Seelengefährtin kauerte. Der sonst so mächtige und willensstarke Karpatianer wirkte mit einem Mal verletzlich und verzweifelt. Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie neben ihn trat. »Du kannst mit ihr sprechen?«
»Ja, aber sie hört mir nicht zu.« Die Sorge in Gregoris Stimme war nicht zu überhören.
Ivory sah zu den leise schluchzenden Frauen hinüber. Selbst Raven konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Ivory biss sich auf die Lippe und schloss die Augen. Im selben Moment konnte sie die Qual der Frauen fühlen.
Gregori, spüre die Energie in diesem Raum. Wenn sie empfänglich dafür ist, wird sie fühlen, was ich fühle, was du fühlst. Die anderen glauben - du glaubst —, sie wäre bereits verloren. Lass mich durch dich, über unsere gedankliche Verbindung, mit ihr sprechen. Wenn es ums Überleben geht, bin ich Expertin. Inzwischen kannst du dich darum kümmern, die Schwingungen in diesem Raum zu verändern. Alle, die nicht positiv denken, müssen die Höhle verlassen.
Gregori blickte erst zu ihr, dann zu Francesca. Savannahs Schmerz fraß ihn förmlich auf. Francesca nickte.
Tausend Dank , sagte Gregori. Bitte sprich mit ihr.
Die Frauen stimmten ein karpatianisches Schlaflied an, um die Kinder zu beruhigen.
Meine Kleinen, hört mir zu. Die Prüfung, die euch auferlegt ist, ist schwer. Ihr müsst kämpfen, müsst am Leben festhalten. Haltet durch. Auch ich habe gekämpft, um auf der Erde bleiben zu können. Und obwohl es nicht einfach ist, ist es den Kampf wert. Ihr seid dazu auserkoren, Großes zu leisten. Ich möchte euch die Geschichte eines großartigen Mannes, eines Heilers und unbesiegbaren Kriegers, und seiner Prinzessin erzählen. Sie war eine wunderhübsche Frau mit wallendem Haar und violetten Augen. Die beiden liebten einander sehr, doch leider gab es noch einen schrecklichen Magier, einen bösen Zauberer, der alles versuchte, um ihr Glück zu zerstören .
Kaum hatte Ivory zu erzählen begonnen, hielten die Kinder inne, zogen sich wieder in die Sicherheit der Gebärmutter zurück und lauschten gebannt der sanften Stimme. Euer Vater wird euch den Rest der Geschichte von den beiden Mädchen erzählen, die schon im Säuglingsalter unglaubliche Stärke bewiesen und den bösen Magier besiegten.
Da Ivory sich nicht überwinden konnte, Gregori zum Trost die Hand auf die Schulter zu legen, bedachte sie ihn mit einem aufmunternden Lächeln. »Ich habe mir damals unzählige Geschichten erzählt, um meine Verzweiflung in Schach zu halten. Mach sie zu den
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