Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Gesang an.
    Geboren aus der Dunkelheit,
    alt und noch viel älter,
    ich rufe dich an,
    entfalte dich,
    verdirb die Paarungen ...
    Ein leises Zischen drang an ihr Ohr. Flüsternd erhob sich eine abscheuliche Stimme. Skorpione mit hoch erhobenem Schwanz krochen unter den Felsen hervor, hielten geradewegs auf den Kreis zu. Skyler geriet ins Schwanken, wollte einen Fuß vor den nahenden Insekten zurückziehen.
    »Bleib stehen«, rief Razvan mit ruhiger Stimme. »Der Kreis darf nicht gebrochen werden.«
    Ivory fuhr indes unbeirrt fort.
    Ich befehle dir, dich auszubreiten,
    Schoß und Samen dir zu eigen zu machen.
    Such das neue Leben.
    Tu genau, was ich verlange.
    Verseuche die Muttermilch,
    lass den Samen vertrocknen,
    vernichte die gesamte Art,
    geborenes und ungeborenes Leben, mit Blut binde ich dich.
    Die Flammen der Kerzen wurden kleiner, verloschen beinahe, wodurch die Schatten im Raum wuchsen, über Wände und Boden krochen, als wollten sie die Höhle erobern. Durch die Risse in der Decke seilten sich Spinnen ab. Unflätige Stimmen murmelten in dem Raum, in dessen Mitte dunkelrotes, fast schon schwarz anmutendes Blut aus dem Boden hervorquoll. Ein fauliger Gestank breitete sich aus, verpestete die Luft, füllte ihre Lungen, bis die Anwesenden beinahe daran erstickten und die Babys wie am Spieß schrien.
    Syndil schnappte laut nach Luft. Shea und Natalya stöhnten, blieben aber stehen, während die Mikroben tief in ihrem Innern an ihnen zerrten und zogen. Ein Raunen ging durch die Menge. Alle schauten sich an, als sich die Frauen die Hände auf den Unterleib pressten, weil die Mikroben in ihnen auf den Ruf der Dunkelheit reagierten.
    Als Antwort streckte Ivory abermals die Hände in die Luft. In der rechten Hand hielt sie ein scharfes Messer mit einem Griff aus Knochen, verziert mit einem Halbmond, den sie aus dem wertvollen Metall aus der heiligen Höhle geschmiedet hatte, die Ränder gezahnt, bereit für die Ernte.
    Mit größter Konzentration rezitierte Ivory Xaviers Zauber rückwärts, den Razvan ihr so geduldig beigebracht hatte, wobei sie auch die Bewegungen und Schritte rückwärts ablaufen ließ.
    Ivory. Ich sehe dich. Ich rufe dich. Xaviers barsche, grausame Stimme hallte durch ihr Bewusstsein, verursachte ihr Übelkeit und das Gefühl der Schwäche. Ich sehe dich.
    »Tut er nicht«, sagte Razvan ruhig und schickte ihr seine Gelassenheit. »Er spürt deine Stärke und zittert. Erlaube ihm nicht, dich zu brechen.«
    An Stelle von Xaviers blutverschmiertem Zeremoniendolch benutzte Ivory das geweihte Messer, schnitt sich damit in den Handteller und ließ genau drei Tropfen auf jedes der Babys fallen - genau wie Xavier es mit den Reagenzgläsern voller Mikroben getan hatte. Die Neugeborenen schrien, als hätte jemand glühende Kohlen auf ihre weiche Haut gelegt. Heulend stand Savannah auf.
    »Stoppt sie!«, rief Razvan. »Sie darf den Kreis nicht durchbrechen.«
    Gerade noch rechtzeitig schritten Raven und Mikhail, Savannahs Eltern, ein und legten die Arme um sie, damit sie nicht zu ihren Kindern stürzen konnte.
    »Was geht hier vor sich?«, knurrte Gregori.
    »Das Böse wehrt sich.« Razvan bedachte den legendären karpatianischen Heiler mit einem freudlosen Blick. »Es wird noch schlimmer werden, Gregori. Noch viel schlimmer. Du und deine Seelengefährtin müsst jetzt sehr stark sein. Sprecht mit euren Töchtern. Singt ihnen etwas vor. Seid stark - für sie. Benutzt die Geschichte, um ihnen zu sagen, dass jetzt sie den bösen Magier bekämpfen, dass sie an der Reihe sind.«
    Während Razvan versuchte, den aufgewühlten Gregori zu beruhigen, war Ivory darum bemüht, mit ihren Gedanken die kreischenden Säuglinge zu besänftigen. Xavier fügte den Kleinen Schmerzen zu. Sie fügte ihnen Schmerzen zu.
    Nein, fél ku kuuluaak sívam belsõ - Geliebte - du rettest sie. Du darfst nicht aufgeben, egal was auch passiert.
    Ivory zwang sich, die Schrittfolge weiter einzuhalten, ein Muster aus Bewegungen zu weben. Als sie das komplette Ritual rückwärts vollzogen hatte, hob sie das Messer in die Höhe zum Luftabzug der Höhle und deutete auf den Mond, der über ihnen schien.
    Ich rufe die Herrin des dunklen Mondes,
    sie, die den Scheideweg bewacht,
    uns rät, Altes hinter uns zu lassen, ehe wir etwas Neues beginnen.
    Ich suche nach der Spirale,
    die mich in das Zentrum der Stille bringt, das in absoluter Dunkelheit liegt,
    damit ich das Böse, das hier am Werke ist, mit Licht vertreiben kann.
    Die Klinge des Messers

Weitere Kostenlose Bücher