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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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leuchtete hell, so als wäre der Mond höchstpersönlich in die Geburtshöhle herabgestiegen. Die Stalaktiten vibrierten, und plötzlich erschienen Kristalle an Decken und Wänden, die wie verstreute Sterne leuchteten. Gold- und Silberadern traten aus den Felswänden, warfen ihr sanftes Licht auf Ivorys blasses Gesicht, ehe sie das Messer nahm und es vorsichtig so zwischen den beiden Säuglingen ablegte, dass die Mondsichel darauf exakt dieselbe Position einnahm wie der Himmelskörper.
    Die Neugeborenen krümmten und wanden sich. Ihre Haut wurde heißer. Tränenüberströmt versuchte Savannah, sich von ihren Eltern loszureißen.
    »Bitte, Gregori«, flehte sie. »Mach dieser Qual ein Ende. Sie tut ihnen weh.«
    Gregori, dessen Gesicht zu einer Maske des Schmerzes verzerrt war, wurde unschlüssig. Um ihn herum wurden Proteste laut.
    »Lasst sie in Frieden sterben«, schluchzte Savannah, faltete die Hände und sank in sich zusammen. »Gebt sie mir. Lasst sie mich halten, während sie in das nächste Leben übergehen.«
    »Nein, Gregori«, sagte Razvan streng. »Das Böse kämpft hart. Halte an deinem ursprünglichen Entschluss fest.«
    »Sie kämpfen um ihr Leben«, sagte Gregori heiser.
    Ivory streckte abermals beide Hände in die Luft. Blutiger Schweiß trat in kleinen Tröpfchen aus den Poren ihrer Haut, und ihre Hände zitterten, als sie sich gegen das Gewicht des Bösen stemmte. Razvans Anwesenheit, seine Wärme und sein unerschütterlicher Glaube an sie verliehen ihr ungeahnte Kräfte und beruhigten sie, während sie abermals einen Gesang anstimmte.
    Ich rufe die Fäulnis dieser Erde,
    in deren Herz ich sehen kann.
    Ihr, die ihr der Erde beigemengt wurdet,
    richtet den Blick nach innen und zerplatzt.
    »Das werde ich dir nie verzeihen, Gregori!«, brüllte Savannah und biss sich so fest in den Arm, dass Blut zu Boden tropfte. »Niemals. Hast du verstanden? Sie quält unsere Töchter, und du lässt es zu.«
    Gregori schüttelte den Kopf. Trotz der blutigen Tränen, die er vergoss, blieb er hart, die Hände über den zuckenden Säuglingen ausgestreckt.
    Mehrere Frauen machten Anstalten, den Kreis zu durchbrechen, um den Babys zu Hilfe zu eilen.
    »Haltet sie auf«, befahl Razvan. »Bleibt ruhig. Dachtet ihr wirklich, er würde sich so leicht vertreiben lassen? Haltet sie fest. Mikhail, du musst etwas tun, um sie aufzuhalten.«
    »Er hat recht«, sagte Mikhail ruhig. Sogleich breitete sich eine unbehagliche Stille in der Höhle aus, bis nur noch das Weinen von Savannah und den Säuglingen zu hören war.
    Ivory konzentrierte sich voll und ganz auf das Ritual, ließ nicht zu, dass die Frauen sie aus dem Takt brachten.
    Ich rufe an, was verändert und geschaffen wurde, um allen zu schaden.
    Kommt zu mir, wenn ich euch beim Namen rufe, damit ich euch alle ergreifen kann.
    Umfasst euch, auf dass ich lösen kann, was so fest verwoben ist.
    Aus einem Beutel, der an ihrer Hüfte hing, nahm Ivory gereinigte Steine, die sie zuvor eine Woche lang in die Wintersonne gelegt hatte, damit sie Energie tanken und reinigende Eigenschaften sammeln konnten. Ehe sie sich jedoch für den ersten Stein entschied, unterzog sie sie einer genauen Untersuchung. Im Grunde überraschte es sie nur wenig, als ihre Finger über einem großen Bimsstein verharrten.
    Obwohl viele dem Bimsstein nichts abgewinnen konnten, mochte Ivory den weißlichen Stein vulkanischen Ursprungs, der kaum etwas wog. Nicht selten kam der luftige Stein bei der Umkehr von Zaubersprüchen zum Einsatz oder wurde Gebärenden in die Hand gegeben, um die Niederkunft zu erleichtern. In Ivorys Augen symbolisierte der Stein mit seiner porösen und zugleich glatten Oberfläche das Leben. Andächtig und vorsichtig platzierte sie ihn in der östlichen Ecke.
    Ich blicke gen Osten in das Morgenlicht,
    das, was in Dunkelheit geboren wurde, soll nun Licht bringen.
    Nachdem sie sich Richtung Osten verneigt und sich bekreuzigt hatte, formte sie mit den Händen das Oval für das heilige Herz, sodass ihr geweihtes Symbol Xaviers böse Tat umkehrte, der die Mikroben mit Herzblut beträufelt hatte.
    Anschließend entzündete sie ein Bündel aus Kiefernadeln und schwenkte es, um die Luft zu reinigen. Zusammen mit dem Salbei verstärkte dieser Geruch ihre Macht, half, den dämonischen Zauber zu entkräften, mit dem der Zauberer die Mikroben belegt hatte. Schließlich gab sie das Räucherwerk der jungen Skyler, die im Osten stand.
    Im selben Moment, in dem sich Skylers Hände darum schlossen, kam

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