Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
seinen Armen herab, aber in seinem Geist und seinen Augen stand ein Leuchten. Seine Fähigkeit, sich an etwas zu erfreuen, das sie als ein nötiges Übel erachtete, beschämte sie.
    »Vielen Dank, dass du mir diese Erfahrung ermöglicht hast. Es ist der einzige Weg, mir beizubringen, wie ich dich bei der Jagd tatkräftig unterstützen kann.«
    Ivory zuckte mit den Schultern, um Desinteresse vorzutäuschen, da wieder einmal ihre weibliche Seite und nicht die Kriegerin auf seinen Blick reagierte. »Das wolltest du doch, oder?«
    Razvan bedachte sie mit einem Grinsen und zuckte ebenfalls mit den Achseln. »Früher, bevor mir klar war, welch perfide Macht Xavier über mich hatte, zählte das Planen von Angriffen zu meinen Stärken. Ich habe nicht nur Xaviers Schwächen, sondern auch die der Vampire, Karpatianer und Lycanier analysiert. Irgendwann fiel mir auf, dass die Schwachstellen, die ich bei Xavier ausgemacht hatte, urplötzlich weg waren. Ich hatte unbewusst meinem eigenen Feind geholfen.«
    Statt dem Wunsch, ihn in den Arm zu nehmen und ihm Trost zu spenden, nachzugeben, ging sie in die Knie, hob die Pfeilspitzen auf und verstaute sie wieder im Gürtel. Sie spürte, dass Razvan kein Mitleid wollte, sondern ihr lediglich die Fakten mitgeteilt hatte. »Du hast den Vampir ohne größere Probleme beseitigt, das ist das Einzige, was zählt.«
    »Ich bin dir unendlich dankbar, dass ich an ihm üben durfte. Es ist etwas anderes, es zu tun, als es sich in Gedanken vorzustellen. Ihm das Herz aus der Brust zu reißen war schwieriger, als ich gedacht hätte. Obwohl ich körperlich stark bin, sieht es bei dir fast spielerisch aus. Es muss einen Trick geben, den ich noch nicht kenne. Aber einen klaren Vorteil habe ich auf meiner Seite: Mir kann das Vampirblut wegen meiner Narben nicht viel anhaben.«
    Es brach Ivory fast das Herz, dass er den wulstigen Narben, die sich durch die mit Vampirblut bestrichenen Handschellen gebildet hatten, etwas Positives abgewinnen konnte. Um ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, sagte sie so beiläufig wie möglich: »Der Vampir war es kaum wert, mir an ihm die Finger schmutzig zu machen.« Mit einer wegwerfenden Handbewegung entfernte sie die Asche aus dem windschiefen Stall. »Komm her. Ich will mich vergewissern, dass kein Gift in deine Wunden gedrungen ist.«
    Langsam ging Razvan auf ihre Seite hinüber. Als er vor ihr stand, griff er nach ihren Fingern und musterte sie ausgiebig. »Du hast recht. Er ist es nicht wert gewesen. Deine schlanken Finger sind viel zu schön.«
    Zu Ivorys Verwunderung führte Razvan ihre Fingerspitzen an seinen Mund und küsste sie sanft. »Du hast vergessen, deine Körpertemperatur zu kontrollieren«, sagte er und blies auf ihre Finger, ehe er sie in die Wärme seines Mundes nahm.
    Ivory war, als bliebe ihr Herz stehen, nur um dann wie wild loszugaloppieren. Seine Nähe stellte eine ernsthafte Bedrohung für sie dar. Die Freundlichkeit, ein fester Bestandteil seiner selbst, hypnotisierte und verzauberte sie - so, wie sie es zuweilen mit ihrer Stimme bei anderen machte. Ivory holte tief Luft, um ihre Lunge mit seinem Duft zu füllen. Sie selbst war hochgewachsen und konnte ihm fast gerade in die Augen schauen, aber seine Schultern waren um einiges breiter als ihre, obwohl sie auch noch ihren Wolfspelz trug.
    Bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen. Was natürlich lächerlich war. Sie hatte es sich zur Regel gemacht, niemandem zu vertrauen, und jetzt ließ sie einfach diesen Mann in ihr Leben stürmen. Sie brauchte ihn nicht. Sie wollte ihn nicht. Doch seine Nähe verwirrte sie. Jeder Jäger besitzt ein besonderes Energiefeld, das ihn umgibt. Seins war aber völlig anders. Seine Energie war absolut friedfertig, geradezu heiter. Seinen Duft einzuatmen gab ihr eine nie gekannte Stärke. Sie bewunderte, wie ruhig er sein Schicksal angenommen hatte. Im Gegensatz zu anderen Männern wurde er nicht von dem Bedürfnis getrieben, alles und jeden um sich herum zu kontrollieren. Er versprühte seinen ganz eigenen Charme, zog sie in seinen Bann, auch wenn das gar nicht seine Absicht war.
    Ivory schluckte hart und versuchte, sich nur auf die tiefen Fleischwunden zu konzentrieren, die der Vampir gerissen hatte. Ein besonders langer Kratzer führte über seinen Bauch und verschwand im Bund seiner Hose. Ivory schloss die Augen und legte ihm eine Hand auf eine der schlimmsten Wunden, um zu erspüren, ob er von Parasiten befallen war. Obwohl sie bereits nach der ersten

Weitere Kostenlose Bücher