Jaegerin der Daemmerung
mich genommen.«
Ivory nickte verständnisvoll. »Bis du in mein Leben getreten bist, hatte ich keine Ahnung, was es mit der Anziehungskraft zwischen Seelengefährten auf sich hat.«
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schüttelte Razvan den Kopf. »Es ist mehr als nur Anziehungskraft - viel mehr. Ich habe deine Gedanken gelesen, habe dein Zuhause kennengelernt, deine Reliefs, die du in mühsamer Kleinarbeit in den Fels gemeißelt hast. Alles an dir zieht mich an. Jeder Augenblick, den ich in deiner Gesellschaft verbringen darf, verstärkt meine Gefühle. Wahrscheinlich fühlen wir uns in erster Linie körperlich voneinander angezogen, weil wir Gefährten sind, doch das Verlangen in meinem Herzen und meiner Seele ist nicht minder kraftvoll.«
Ivory hielt die Luft an. »Ich danke dir für deine Worte.« Sie würde sie für immer in ihrem Herzen bewahren. Sie waren völlig ehrlich gemeint - das hatte sie sofort gemerkt. »Wir sollten uns noch nähren, bevor wir in unser Versteck zurückkehren. Das heißt, vorher muss ich auf jeden Fall noch die Erinnerungen des Bauern und seiner Frau löschen, damit sie nicht aus Versehen von dem Vorfall erzählen und so Xaviers Aufmerksamkeit erregen.«
»Ich habe die Gedanken des Bauern gelesen.« Razvan führte Ivorys Hände an seine Lippen und küsste ihr die zarten Handgelenke. »Der Bauer hätte für dich gekämpft, obwohl er wusste, dass er sterben würde. Er ist ein guter Mann.«
»Ich mag seine Frau und bin froh, dass wir beide gefunden haben, ehe es zu spät war. Nur wenige Vampire erdreisten sich, die von den Jägern überwachten Gebiete zu betreten. Hier sind wir knapp außerhalb der Grenzen. Ich überprüfe diese Gegend häufig, vielleicht, weil die Vampire hier immer verschwinden. Bis Xavier sein Gebiet vor Kurzem drastisch erweitert hat, war diese Region ziemlich sicher.«
Ivory machte einen Schritt nach hinten, weg von ihm. Eigentlich hätte sie getroffen sein müssen von der Weise, wie Razvan auf ihre unverhohlenen Annäherungsversuche reagiert hatte. Doch stattdessen fühlte sie sich getröstet und ... beschützt. Ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Sie spürte, wie sie ihn anlächelte, und als sie sah, dass er das Lächeln erwiderte, breitete sich wohlige Wärme in ihr aus.
Als Ivory kurz innehielt und sich auf die unmittelbare Umgebung des Bauernhofs konzentrierte, um nach möglichen Gefahrenquellen zu suchen, stieß sie auf einen Fuchs, der Ausschau nach ausgerissenen Hühnchen hielt, sowie auf eine Mäusefamilie, die sich vor einer hungrigen Eule versteckt hatte. Um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um eine Eule handelte und nicht um etwas, das lediglich die Gestalt des Vogels angenommen hatte, verharrte Ivory länger als gewöhnlich bei dem Tier. Es handelte sich jedoch tatsächlich nur um eine Eule, die auf der Suche nach einer Mahlzeit war und die sich herzlich wenig darum scherte, was in der Welt der Menschen vor sich ging.
Ivory konnte Razvans leichte Berührung spüren, als er sich ihrer Führung anvertraute. Außer dem Mangel an Egoismus war seine große Zurückhaltung seine hervorstechendste Eigenschaft, sodass sie ihn fast nicht bemerkte. Allein aus diesem Grund würde er eine Hilfe für sie sein, wenn sie zusammen auf die Jagd gingen. Und wenn er wirklich der geborene Stratege war, wie er sagte, verbesserte das ihre Chancen, Xavier in die Knie zu zwingen.
Zum Schluss untersuchte Ivory noch die vorbeiziehenden Wolken, ob sie wirklich echt waren. Als sie vor den Stall treten wollte, legte Razvan ihr eine Hand auf die Schulter.
»Du hast nicht unterhalb der Erde gesucht. Das ist Xaviers Reich. Seine Spione benutzen meist unterirdische Gänge, die die Würmer auf sein Geheiß hin graben. Vor nicht allzu langer Zeit hat er meinen Körper dazu benutzt, weil er meine Schwester und den Prinzen umbringen wollte. Ein anderes Mal hat er versucht, Shea, die Schwägerin des Prinzen, und ihr ungeborenes Baby zu töten. Ich fürchte das Erdreich mehr als die Luft.«
»Ich kann es spüren, wenn Wurmgänge in der Nähe sind«, antwortete Ivory.
»Er ist dazu übergegangen, auch winzig kleine Spione loszuschicken. Vor nicht allzu langer Zeit hat er sich mit den Skorpionen und Insekten verbündet und benutzt Angehörige anderer Reiche wie zum Beispiel die Schattenkrieger, die er gegen ihren Willen aus dem Totenreich geholt hat, und viele andere dämonische Kreaturen.«
»Er hat noch nie Insekten zur Spionage
Weitere Kostenlose Bücher