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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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hatte ihn gerufen. Männer und Frauen, die in der alten Sprache sangen, deren Stimmen zum Himmel emporstiegen und zugleich in die Tiefen des Erdreichs vordrangen, um seinen geschundenen Körper ausfindig zu machen, seine Heilung zu unterstützen und ihn zu stärken.
    Er spürte die Anwesenheit eines Mannes, als glühend heiße Energie durch ihn hindurchpulsierte und Körperteile verband, die zusammengehörten. Eine Woge siedenden Schmerzes überspülte ihn, und er hörte seinen eigenen Schrei - ein ersticktes, qualvolles Geräusch. Ivory nahm seinen Schrei auf; in ihrer Stimme war Mitleid spürbar. Als Razvan versuchte, sich zu bewegen, um zu ihr zu gelangen, hielten sanfte Hände ihn auf.
    Du darfst dich nicht bewegen. Bleib einfach liegen, sonst machst du all meine Erfolge gleich wieder zunichte.
    Was ist mit Ivory? Razvan erkannte die Stimme Gregoris, des Heilers. Rettet sie zuerst. Ich weiß, dass sie leidet.
    Sie ist Teil deiner Selbst, deines Körpers. Sie ist es, die dich unter der Erde hält. Sie spürt, was du spürst. Bewege dich nicht. Lass dich fallen und klammere dich an sie.
    Schwankend vor Erschöpfung kehrte Gregori in seinen Körper zurück. Kleine Blutstropfen traten aus seiner Haut aus, und unfähig, sich nach diesem Heilungsversuch weiter aufrecht zu halten, fiel er gegen Mikhail. »Wie kann es sein, dass sie das überlebt haben?«, fragte er den Prinzen. »Es ist unmöglich, und dennoch leben sie. Jede Nacht, wenn ich zu ihnen gehe, rechne ich damit, dass sie nicht mehr sind. Wie könnten sie das überstehen? Solche Schmerzen zu ertragen grenzt an ein Wunder. Allerdings haben beide schon einmal solche Höllenqualen erlitten.« Er schlug die Augen auf und sah seinen Freund an. »Es ist nicht leicht für mich, das unendliche Leid der beiden mitzuerleben.«
    Mikhail legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Kein Heiler konnte so gut wie Gregori sein, ohne Mitgefühl zu empfinden. Jedes Mal, wenn er seinen Körper verließ und sich zu dem Paar gesellte, um sie gesunden zu lassen, fühlte er, was sie fühlten.
    »Du rettest ihnen das Leben.«
    Gregori schüttelte den Kopf. »Nein, ich treibe lediglich den Heilungsprozess voran, das ist ein Unterschied. Die beiden besitzen einen derartig starken Überlebenswillen, wie er mir bei uns Karpatianern, egal ob Mann oder Frau, bislang noch nicht untergekommen ist. Glaub mir, es ist in erster Linie ihre Entschiedenheit, die sie am Leben hält.«
    Mikhails Stimme spendete ihm Trost. »Nimm mein Blut, um wieder zu Kräften zu kommen, und geh dann nach Hause zu Savannah, damit sie sich um dich kümmern kann. Nacht für Nacht gibst du dein Bestes für die beiden. Ohne eine Ruhepause kannst du nicht weitermachen.«
    »Solange die beiden nicht aufgeben, werde ich für sie da sein.« Sorgenvoll blickte Gregori in das Gesicht seines Schwiegervaters. »Es kommt mir vor, als ob sein Körper sich selbst zusammenstrickt. Drei der sechs Speerwunden hätten ihn eigentlich das Leben kosten müssen, ganz zu schweigen von dem vielen Blut, das er verloren hat, doch irgendwie scheint die Erde selbst die Wunden zu heilen.«
    »Mithilfe deines Blutes und deiner Fürsorge.«
    Gregori schüttelte erneut den Kopf. »Ich verstehe nicht, was ich sehe, wenn ich versuche, sie zu heilen. Es ist fast, als wären ihre Körper in harte, undurchdringliche Mineralien eingehüllt. Jede Nacht habe ich Zugang zu einem einzigen Körperteil. Manche Nacht ist es dasselbe Teil, dann kann ich mich auf einen Arm oder ein Bein konzentrieren, doch ihre restlichen Körperteile sind für mich blockiert.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Nachdenklich rieb Gregori sich das Kinn. »Wenn ich heile, habe ich normalerweise Zugang zum gesamten Körper, kann mich frei darin bewegen. Wenn ich jedoch in Razvan oder Ivory schlüpfe, ist mir nur ein winziger Teil zugänglich.«
    »Was mag der Grund dafür sein?«, fragte Mikhail verwundert.
    »Ich weiß es nicht, würde es aber gerne herausfinden. Das Erdreich hatte schon immer heilende Wirkung. Und wenn wir verwundet oder müde sind, verjüngt es uns, aber wir benötigen immer einen heilenden Geist, der in unsere Körper schlüpft, um sie von innen heraus zu reparieren. Diesmal ist es anders. Diesmal ist außer mir noch etwas anderes am Werke. Es scheint sich um einen sehr langsamen Prozess zu handeln, aber er erhält beide am Leben. Ich glaube, Ivory hätte gerettet werden können, aber sie hat ihr Schicksal mit dem von Razvan verbunden. Sie ist völlig mit ihm

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