Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
geschrieben, General«, warf Lily ein, »und mich eingeladen, eine Weile
bei Ihnen zu wohnen. Das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen beiden.«
»Die Einladung war ernst gemeint. Auch wenn Ihr Vater diese Ungeheuerlichkeit von einem Haus geliebt hat, sollten Sie nicht ganz allein in diesem beängstigenden Kasten umherirren. Delia macht sich Sorgen, Sie könnten sich in Ihrer Arbeit begraben.«
»Ich war ein paarmal im Labor, aber die meiste Zeit arbeite ich von zu Hause aus. Phillip war wunderbar.« Sie bedachte den Vorstandsvorsitzenden von Donovans mit einem bezaubernden Lächeln und wandte dann ihre gesamte Aufmerksamkeit General Ranier zu. »Ich würde liebend gern mit Ihnen tanzen, Sir. Für mich ist das immer der Höhepunkt des Abends.« Lily machte einen anmutigen Knicks.
Der General nahm sofort ihre Hand. »Ich fühle mich geehrt.«
Colonel Higgens sah argwöhnisch hinter ihnen her, als der General Lily auf die Tanzfläche führte. Lily behandelte ihn wie Luft, denn sie wollte sich nicht dazu herablassen, sein ungehobeltes Betragen zur Kenntnis zu nehmen.
Der Walzer bot Lily die ideale Gelegenheit zu einem Gespräch. Der General wirbelte sie über die Tanzfläche, führte sie gekonnt durch das dichte Gedränge der Tänzer und aus dem Blickfeld des Grüppchens heraus, mit dem er sich unterhalten hatte.
»Und jetzt sagen Sie mir die Wahrheit, Lily, mein Mädchen, wie geht es Ihnen wirklich? Und habe ich richtig gehört, dass Sie vor ein paar Tagen im Büro Ihres Vaters angegriffen worden sind?«
Lily versuchte, einen Hinweis auf irgendwelche Vergehen, auf Schuldbewusstsein oder auf Böswilligkeit zu
finden, aber General Ranier überhäufte sie mit echter Sorge. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Oh, ich halte die Ohren offen, wenn es um das Wohlergehen meines kleinen Lieblings geht. Ich kenne Sie schon, seit Sie elf Jahre alt waren, Lily. Sie hatten unglaublich große Augen, Sie waren sehr ernst, und selbst damals haben Sie schon wie eine Erwachsene geredet. Ich habe den Klang Ihres Lachens geliebt. Delia und ich hatten keine Kinder mehr, nachdem wir unseren Sohn verloren hatten, und Sie haben für uns beide diese gähnende Leere ausgefüllt. Ich besteche Roger, damit er mich auf dem Laufenden hält. Er ruft mich privat zu Hause an, damit wir uns den Weg über meinen Adjutanten sparen. Der Captain ist ein kluger Junge, aber er hat etwas von einem Wichtigtuer.«
Lilys Blick durchsuchte die Schatten. Ein Paar wirbelte bedrohlich dicht an ihnen vorüber und streifte dabei leicht Lilys Arm. Sie schnappte das Aufblitzen von Zähnen und die lachenden Augen von Gator auf, als er seine Partnerin wieder ins Gedränge führte. Die Tollkühnheit der Schattengänger versetzte sie in Erstaunen. Unwillkürlich lachte sie laut.
»Dann finden Sie also auch, dass er ein Wichtigtuer ist?«
»Ihr Adjutant? Ich bin ihm nie begegnet, oder?«
»Sie haben gerade mit seinem Bruder getanzt, Lily. Captain Ken Hilton ist der Bruder meines Adjutanten. Ich dachte, Sie kennen sich.«
Lily verarbeitete diese Information. »War Ihnen bewusst, dass mein Vater in der Woche vor seinem Verschwinden viermal in Ihrem Büro angerufen und Ihnen etliche E-Mails geschickt hat? Und dass er Ihnen mehrere Briefe geschrieben hat, um Ihnen detailliert von seinen Sorgen um
das Team von den Sondereinheiten zu berichten? Er hat auch wiederholt bei Ihnen zu Hause angerufen.«
»Er hat keine Nachricht hinterlassen. Wir waren auf Reisen, aber nach sämtlichen Nachrichten habe ich mich immer erkundigt.«
Der General blieb abrupt auf der Tanzfläche stehen. Augenblicklich nahm Lily die Warnung wahr. Wenn er nicht Teil der Verschwörung ist, Lily, und sie glauben, er wüsste zu viel, dann werden sie ihn töten. Rylands Stimme glitt flüsternd über ihre Haut und strich flatternd durch ihren Kopf. Sie bewegte sich zum Rhythmus der Musik und drängte den General zu neuerlichen Tanzschritten. »Bitte, Sir, Sie dürfen nicht einfach stehen bleiben. Es darf nicht so aussehen, als sprächen wir über etwas anderes als oberflächliche Themen.«
General Ranier reagierte augenblicklich. Er warf seinen Kopf zurück und lachte, als er sie tiefer in die Schatten und in die Anonymität der Menge hineinführte. »Was wollen Sie damit andeuten, Lily?« Von der Stimme des väterlichen Freundes war keine Spur zurückgeblieben. Er war jetzt durch und durch der Kommandant, der darauf beharrte, die Wahrheit zu erfahren. Seine dunklen Augen gruben sich in ihr
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