Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
gemeinsam mit Ryland gewesen. Lily glitt tiefer in die Schatten hinein und beobachtete die tanzenden Paare. Die Musik rauschte durch ihren Körper und ließ ihn mit ihrem beharrlichen, harten Rhythmus pulsieren. Ihr war nie aufgefallen, wie sehr Musik in den Körper kriechen und das Blut aufheizen konnte.
»Lily, meine Liebe.« Phillip Thornton prostete ihr zu. »Ich möchte Sie mit Captain Ken Hilton bekannt machen. Er wartet schon den ganzen Abend darauf, mit Ihnen zu tanzen. Sie sehen wunderbar aus. Ihr Vater wäre stolz auf Ihre Rede gewesen.«
»Danke, Phillip.« Lily ignorierte den plötzlichen Aufruhr
in ihrem Magen und vermied jeden Körperkontakt mit Thornton, indem sie lächelnd zu dem Captain aufblickte. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
Sowie sie ihm die Hand reichte, wirbelte Hilton sie gekonnt auf die Tanzfläche. Er bewegte sich mit großer Selbstsicherheit, und seine Kraft und seine Zuversicht drückten sich deutlich in seiner Haltung aus. »Ich habe mir schon lange gewünscht, die Bekanntschaft einer solchen Berühmtheit zu machen, Dr. Whitney«, sagte er.
Lily blickte zu ihm auf. »Der berühmte Dr. Whitney bin nicht ich, das ist mein Vater. Ich verstecke mich im Labor.«
Er lachte. »Ein solcher Jammer. Eine Schönheit wie Sie sollte man nicht in einem Laboratorium einschließen.«
Sie senkte kokett die Augenlider und kam ihm beim Tanzen näher, um sich sogleich wieder von ihm zu entfernen. Er führte sie mit sicherer Hand, und als er sie wieder enger an sich zog, ging er schon forscher ran. »Sie sind eine ausgezeichnete Tänzerin, Dr. Whitney.«
»Lily.« Sie blickte lächelnd zu ihm auf. Er hielt sie für eine leichte Beute. Eine Frau mit zu viel Geld, die durch das Verschwinden ihres Vaters verunsichert und daher besonders anfällig war. Ihm war die Aufgabe zugefallen, sie im Auge zu behalten, und jetzt sah es so aus, als könnte für ihn noch mehr dabei herausspringen. Vielleicht würde ihm seine Pflicht sogar versüßt werden. Lily gestattete sich, seine Überlegungen wahrzunehmen, bevor sie ihre Barrieren festigte und mit ihm über die Tanzfläche glitt. Er war nicht der erste Mann, der ihr Geld wollte, und er würde auch nicht der letzte sein.
»Sind Sie mit Colonel Higgens hier?« Sie sah ihn mit ihren großen Augen so naiv wie möglich an. »Oder mit dem General?«
»Mit General McEntire«, sagte Captain Hilton. »Und nennen Sie mich Ken.«
Als er sie in seinen Armen dicht an die Schatten am Rande der Tanzfläche wirbelte, erhaschte Lily einen Blick in ein Augenpaar, von dem sie beobachtet wurden. Augen so schwarz wie die Nacht. So kalt wie Eis. Augen, die ihnen über die Tanzfläche folgten, während der Körper regungslos blieb. Still wie Stein. Beinah wäre sie gestolpert, und um sich wieder zu fangen, musste sie sich an den Captain klammern, und der hielt das natürlich für Absicht.
Was hatte Nicolas hier zu suchen? Wenn Nicolas hier war, hielt sich dann auch Ryland irgendwo im Ballsaal auf? Irgendwo in der Menschenmenge? Sie konnte sich nicht auf das Tanzen konzentrieren, denn ihr graute bei dem Gedanken, er könnte tatsächlich die Arroganz besessen haben, herzukommen, doch gleichzeitig erregte sie die Vorstellung, er könnte es ihretwegen wirklich gewagt haben, sich in eine solche Gefahr zu begeben.
Während sie die dunkelsten Winkel des Saals absuchte, blickte sie lächelnd zu ihrem Tanzpartner auf. »Vielleicht sollten wir uns etwas zu trinken besorgen, Captain.«
Er nahm sie am Ellbogen, als fürchtete er, sie in dem Gedränge von Leibern zu verlieren. Die Beleuchtung war so schwach, dass man so gut wie nichts sehen konnte. Hilton blieb dicht an ihrer Seite, während er sich einen Weg zur Bar bahnte und mit einem Arm herumfuchtelte, um die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich zu lenken.
Ein Mann in einem dunklen Anzug prallte mit Lily zusammen. Er hielt ihren Arm fest, um ihr Halt zu geben, murmelte eine Entschuldigung und war schon wieder in der Menge untergetaucht, als sie ihn als Tucker identifizierte.
»Dr. Whitney?« Hiltons Stimme klang besorgt. Sein stämmiger Körper rückte näher an sie heran. »Vielleicht ist das doch keine so gute Idee.«
Ihr Lächeln war strahlend. Sie hätte wissen müssen, dass Ryland in ihrer Nähe sein würde. Eigentlich sollte sie wütend auf ihn sein, aber stattdessen fühlte sie sich geliebt und beschützt. »Eine kleine Rempelei hat noch nie jemandem geschadet. Hat Phillip Thornton Sie zufällig gebeten,
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