Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
bereits, als sie eilig auf die Treppe zulief.
Ryland beobachtete seufzend, wie sich ihre Miene wieder verschloss. Arly schüttelte den Kopf. »Sie ist brillant, verstehen Sie. Wenn man sie mit Fakten füttert, funktioniert sie wie eine Maschine. Es gibt nur wenige Menschen auf Erden, die das können.«
Ryland nickte zustimmend, doch seine finstere Miene hellte sich nicht auf. »Das kann dem Ego eines Mannes ganz schön zusetzen.«
»Sie ist etwas Besonderes, Miller. Sie können sich gar
nicht vorstellen, wie sehr sie sich von anderen Menschen unterscheidet. Und sie hat sich Sie ausgesucht.« Arly musterte den Mann von Kopf bis Fuß. Er nahm die vernarbten, in Mitleidenschaft gezogenen Hände wahr, die Zeugnis von Kämpfen ablegten, den stämmigen, muskulösen Körper und das scharf geschnittene Gesicht. »Wenn man mal davon absieht, dass Sie wahrscheinlich ganz oben auf der Liste der Männer stehen, die vom FBI gesucht werden, wüsste ich gern, ob in meinen Augen etwas für Sie sprechen könnte.«
»Für mich sprechen?«, wiederholte Ryland ungläubig. »Fragen Sie mich etwa indirekt nach meinen Absichten?«
»So weit sind wir noch nicht«, antwortete Arly ihm aufrichtig. »Vorher wollte ich erst mal rausfinden, ob ich überhaupt will, dass Sie mir Ihre Absichten erklären. Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich könnte Sie einfach vor die Tür setzen.«
»Ich verstehe. Sie haben wohl etwas gegen das Militär?«
»Sie meinen, nicht nur, dass Sie wahrscheinlich ein Adrenalinjunkie sind, weil Sie sonst die Finger von den Sondereinheiten gelassen hätten und nie mit Dr. Whitney und seinem verrückten Experiment in Berührung gekommen wären? Oder dass Kerle wie Sie deshalb sterben, weil sie nie begreifen, dass es irgendwann reicht? Oder dass Sie Frauen wie Ihre Unterwäsche wechseln?« Arly wies mit dem Kinn auf Rylands Hände. »Und dass Sie wahrscheinlich schon mehr als ein Gefängnis von innen gesehen haben, weil Sie sich auf Prügeleien einlassen?«
Ryland stieß einen leisen Pfiff aus. »Sagen Sie mir ruhig, was Sie wirklich von mir halten. Sie brauchen meine Gefühle nicht zu schonen.«
»Ich hatte nicht die Absicht, Ihre Gefühle zu schonen.
Lily ist für mich wie eine Tochter. Sie ist meine Familie. Sie werden feststellen, dass die Angehörigen dieses Haushalts sie lieben und alles täten, um sie zu beschützen. Und außerdem ist sie so reich, wie Sie es sich in Ihren kühnsten Träumen nicht ausmalen. Sie kann es nicht gebrauchen, dass sich jemand, der es nur auf ihr Geld abgesehen hat, an sie ranschmeißt und sie mit ein paar gekonnten Küssen rumzukriegen versucht.«
»Jetzt begeben Sie sich auf sehr dünnes Eis«, sagte Ryland warnend. »Ich habe nicht das geringste Interesse an Lilys Geld. Von mir aus kann sie es für wohltätige Zwecke spenden. Ich bin durchaus in der Lage, für uns beide zu sorgen.«
Arlys Augenbrauen schossen in die Höhe. »Zu allem Überfluss sind Sie auch noch arrogant. Na toll. Das wird sich wirklich prima mit Lilys reizendem Naturell vertragen. « Er schwieg ein paar Schritte lang und überlegte offenbar, wie er vorbringen sollte, was er zu sagen hatte. »Lily ist nicht so wie alle anderen, Miller. Sie hat spezielle Bedürfnisse, und ihr Verstand verlangt unablässig nach Informationen, die er verarbeiten kann. Ohne das kommt sie nicht zurecht. Ebenso wie Ihre Männer bei der Wahl ihrer Lebensumstände ganz konkrete häusliche Gegebenheiten und Arbeitsbedingungen brauchen werden, ist auch Lily auf solche Äußerlichkeiten angewiesen. Ich sage Ihnen das, weil ich glaube, dass Sie es letzten Endes wirklich ernst meinen, und weil sie so verdammt stur ist, dass ich Sie ihr ohnehin nicht ausreden kann, wenn sie erst einmal ihre Wahl getroffen hat.«
»Ich weiß, dass man sie mit größter Sorgfalt behandeln muss.«
»Nicht Sorgfalt, Miller. Was sie braucht, ist dieses Haus.
Diese Wände. Leute wie mich um sich herum, Leute, die ihre Energien nicht aufzehren und sie nicht Tag und Nacht mit unerwünschten Gefühlen bestürmen. Sie blüht und gedeiht, weil ihr Vater dafür gesorgt hat. Sie können mit ihr nicht über einen längeren Zeitraum von hier fortgehen. «
»Sie hat gesagt, es gäbe noch andere. Inzwischen müssen sie erwachsene Frauen sein. Was ist mit denen? Wie konnten sie ohne die Segnungen von Whitneys Geld und dieser geschützten Umgebung überleben?«, fragte Ryland gespannt.
Arly schluckte mehrfach, bevor er ihm antwortete. Schließlich schüttelte er
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